Er sieht die aktuelle Marktsituation als Herausforderung und verrät, mit welchen Strategien er das Unternehmen in ein positives Jahr 2024 führen möchte.
PRESTIGE BUSINESS: Herr Aeschbacher, als Chef des grössten Schweizer E-BikeHändlers waren Sie lange in einem absoluten Boom-Markt unterwegs. Wie beschreiben Sie die aktuelle Situation?
Frank Aeschbacher: Die Stimmung im Handel würde ich als angespannt beschreiben. In den E-Bike-Boom-Jahren hatten wir unglaubliche Wachstumsraten. Dass das nicht im selben Tempo so weitergehen konnte, ist logisch. Es ist kein Geheimnis, dass unsere Branche durch die Spätfolgen der Coronakrise nun eher zu viel Ware auf dem Markt hat als zu wenig. Das verlangsamt auch das Innovationstempo. Wir sind aber trotzdem zuversichtlich für 2024, die Kundennachfrage ist weiterhin da.
Aber Sie mussten mit den Preisen runtergehen?
Ja, es stimmt, die Kunden, die sich ein E-Bike für den Alltag kaufen, sind preissensitiver geworden. Mittelpreisige Produkte laufen nun besser als teure. Die Konsumentinnen und Konsumenten wissen ausserdem sehr gut, dass derzeit auch Schnäppchen zu haben sind. Die Bedürfnisse der sportiven Kunden, die sich alle zwei bis drei Jahre ein neues Velo für ihren geliebten Sport kaufen, bleiben jedoch dieselben. Sie schauen nicht so sehr auf
den Preis und freuen sich bereits auf die nächste Velo-Generation.
Wie reagieren Sie als m-way auf diese Entwicklungen?
Wir haben eine ganz klare Strategie, die wir aktuell im Markt einführen. Mit m-way setzen wir auf hohe Qualität – was die Produkte, aber vor allem auch was die Beratung und den Service angeht. Als Ergänzung dazu arbeiten wir mit unserer Marke Veloloft, das ist unser DiscountAnbieter. Hier gibt es günstige Produkte, auch mal ein Bike aus dem Testbike-Pool
oder die bereits erwähnten Schnäppchen.
Welche Besonderheiten darf ich als m-wayKunde denn erwarten?
Mein oberstes Ziel ist es, bei m-way ein herausragendes Kauferlebnis zu bieten. Dass man sich wohlfühlt, sobald man den Store betritt. Dass man denkt: «Wow, die haben sich Zeit genommen für mich und mir alles verständlich und nachvollziehbar erklärt.» Und vor allem, dass die Käufer mit dem zu ihnen und ihren Bedürfnissen ideal passenden Produkt wieder rausgehen und damit vergnügt losfahren.
Wie gehen Sie das an?
Wir betreiben dafür derzeit einen Rieseneffort. Wir trainieren die Teams in unseren Filialen, was Produkte, Ergonomie und technische Details, aber auch was den Dienstleistungsgedanken angeht. Welches Bike eignet sich für welche Person und wie finden wir das ideale Produkt, samt den richtigen Pedalen und dem passenden Sattel – da wollen wir die Besten am Markt werden.
Mit dem Verkauf ist es aber nicht getan. Was kommt danach?
Gerade E-Bikes brauchen einen regelmässigen Service. Das heisst, wenn wir mehr E-Bikes zu den Menschen bringen, brauchen wir in der Folge mehr Servicekapazitäten. Diese schaffen wir mit unseren Werkstätten. Als CEO muss ich aber auch schauen, dass wir dieses Geschäft profitabel halten. Darum gilt es, Prozesse zu optimieren, klar durchzustrukturieren und zu standardisieren. Das Ganze muss immer gleich ablaufen, wie beim Autoservice. Das gibt auch dem Kunden Sicherheit.
Mit derzeit 34Filialen ist m-way über das ganze Land verteilt. Was ist Ihre Strategie beim Filialausbau?
Wir haben nicht das Ziel, möglichst schnell quantitativ zu wachsen. Wir investieren vor allem in den Flächenausbau von erfolgreichen Standorten und machen aus diesen attraktive Fachgeschäfte mit viel Platz für das Einkaufserlebnis, die Beratung und eben den Service. Wir schliessen auch Standorte, die nicht gut laufen oder für die wir keine Ausbauflächen finden können.
Sie sind mit m-way auch nach Österreich und Deutschland expandiert. Was ist dort geplant?
Dort bleibt es momentan bei den Standorten Wien, Wiener Neudorf in Österreich und Nürnberg in Deutschland. Im Fokus haben wir dort das Onlinegeschäft.
Was sind derzeit die Trends auf dem Markt?
Trends gibt es je nach Segment und Bedürfnis ganz verschiedene. Aber ich stelle klar zwei Tendenzen fest: entweder volle Power oder «leicht».
Was heisst das genau?
Nun, es kommt auf die Präferenz an. Entweder, Sie möchten richtig viel Leistung und Komfort, dort gibt es derzeit zum Beispiel im Cargobereich die meisten Innovationen. Oder Sie fahren zum Beispiel gerne Mountainbike, möchten sportlich und agil sein und trotzdem eine leichte Unterstützung haben. Dann heisst der Trend momentan Light-E-Mountainbike.
Trotz all der Herausforderungen in der Branche tönen Sie sehr optimistisch. Was ist Ihr Rat, um positiv zu bleiben?
Ich habe das Glück, dass ich Dinge grundsätzlich positiv angehe. Nach allem, was war, hat man es doch auch satt, negativ zu sein. Mein Rat: Man sollte einen klaren Fokus haben. Bei uns sind das derzeit drei Punkte: Budgets erreichen, Effizienz steigern und das neue Markenversprechen von m-way umsetzen. Alle Ideen und Projekte, die darauf einzahlen, gehen wir an. Alles andere kann warten. Das macht das Entscheiden schon viel leichter.
Was sagen Sie Ihrem Team und vielleicht der ganzen Branche?
Wir hatten viele Herausforderungen, die ausserhalb unseres Einflussbereichs lagen. Die haben wir gemeistert und verdaut. Jetzt räumen wir noch etwas auf und freuen wir uns auf das Jahr 2024, in dem wir wieder frischen Einfluss nehmen können.
FRANK AESCHBACHER
Der 58-jährige US-schweizerische Doppelbürger ist seit Januar 2023 CEO des grössten Schweizer E-Bike-Retailers m-way. Zu seinen früheren Stationen gehörten die
Prophete& Cycle Union GmbH in Deutschland, die FahrradBekleidungsmarke Assos of Switzerland sowie Amer Sports und BMC of Switzerland.
ÜBER M-WAY
Bis 2019 gehörte m-way zur Migros, als der E-Bike-Retailer von der Swiss E-Mobility Group (SEMG) übernommen wurde. Derzeit gibt es 34Filialen mit rund 190Mitarbeitenden in der
ganzen Schweiz. Die SEMG entwickelt mit den Marken Cilo, Allegro und Simpel auch eigene E-Bikes. Der Firmensitz befindet sich in Zürich.