Mit Anlagen wie Etoscha und Australis, der neuen Nashornanlage oder der Geigy-Anlage mit grossen Aussenanlagen für Menschenaffen, hat der Zoo Basel in der jüngeren Vergangenheit ein neues Konzept in der Tierhaltung verwirklicht. Es ist thematisch ausgerichtet und zielt darauf, dass die artgerecht gehaltenen Tiere wenn immer möglich gemeinsam mit anderen Arten leben und die Gestaltung zusammen mit den Pflanzen eine Übersetzung des heimatlichen Lebensraumes der Tiere vermitteln soll.
Im Interview mit dem GESCHÄFTSFÜHRER spricht Zolli-Direktor Olivier Pagan über die Philosophie des 1874 gegründeten Zoo Basel und gibt unter anderem Auskunft über die zurzeit im Bau befindliche Elefantenanlage «Tembea», den Umbau des Zoorestaurants, den geplanten Einbezug des heute als Parkplatz genutzten Geländes beim Haupteingang für eine Afrika-Anlage, über das «Ozeanium» bei der Heuwaage sowie über die Pläne eines unterirdischen Parkings am Erdbeergraben.
GESCHÄFTSFÜHRER: Wie weit ist man beim Bau der Elefantenanlage «Tembea»?
Olivier Pagan: Der Bau der Bullen-Aussenanlage ist bereits fortgeschritten. Als nächster Schritt wird die Anlage mit unterschiedlichen Bodensubstraten, Wasser, Totholz und Pflanzen eingerichtet und ab Spätsommer 2015 den Kühen zur Verfügung gestellt. Das sich ebenfalls im Rohbau befindende Elefantenhaus wird im Frühling 2016 bezugsbereit sein. Nach dem Umzug ins neue Haus wird das alte Elefantenhaus abgerissen. Ganz zum Schluss werden der Zugang zum Haus von der Restaurantseite sowie die Beobachtungsplattform zwischen Restaurant und Elefantenanlage gebaut. Die Fertigstellung der Gesamtanlage ist auf Ende 2016 geplant.
Wie schreitet der Umbau des Zoorestaurants voran?
Die Arbeiten für den Umbau des Zoorestaurants sind in vollem Gange. Das Restaurant soll in zwei Schritten eröffnet werden. Im Frühling 2015 werden der Selbstbedienungsteil im Parterre und Anfang Sommer der erste Stock eröffnet. Im neuen Restaurant werden die Gäste durch ein grosses Fenster Aussicht auf die Elefantenanlage haben. Bis zur Eröffnung ist die Verpflegung mit einem provisorischen Restaurationsbetrieb gewährleistet.
Was ist neu im umgebauten Zoorestaurant?
Mit dem Umbau wird das 1935 eingeweihte Gebäude des Architekten Heinrich Flügel in einen an die heutigen Bedürfnisse angepassten Restaurationsbetrieb überführt. Neben einem Eventsaal, einem grosszügigen Foyer und Sitzungsräumen für Anlässe, Bankette und Seminare dürfen sich die Zoobesucher auf ein grosszügiges Selbstbedienungsrestaurant mit Ausblick auf die Elefantenanlage freuen. Das erweiterte Selbstbedienungsrestaurant im Parterre wird mit einem bedienten Teil und einem Spielbereich für Kinder ergänzt. Der Aussenbereich des Restaurants ist mittels einer grossen Terrasse auf eine Ebene angehoben worden. Darunter sind Schulungsräume und vor der Terrasse ein grosszügiger Picknickplatz entstanden. Die neuen Räume im ersten Stock bieten Platz für kleine Meetings bis hin zu grossen Veranstaltungen wie Hochzeiten oder Firmenanlässe.
Wie sieht das kulinarische Angebot im neuen Zoorestaurant aus?
Das kulinarische Angebot im neuen Restaurant reicht vom Salat- und Dessertbuffet, der Binggis-Ecke, einem grossen Grillangebot bis zu Pasta-Angeboten und einer Wok-Ecke. Dies alles wird in Zukunft im Front-Cooking vor dem Kunden zubereitet, und die angebotenen Menüs können flexibler als bisher zusammengestellt werden. Beim Angebot wird vermehrt auf regionale und saisonale Produkte geachtet.
Als zukünftiges Leuchtturmprojekt des Zoo Basel gilt das «Ozeanium» auf der Heuwaage – wie weit ist man mit der Konkretisierung dieses Projektes?
Nachdem das aus einem Architekturwettbwerb hervorgegangene Siegerprojekt «Seacliff» von Boltshauser Architekten der Öffentlichkeit vorgestellt werden konnte, liefert nun das Vorprojekt die Basis für die Gestaltung des Bebauungsplans, welcher dann vom Grossen Rat abgesegnet werden muss. Um dies zu finanzieren, haben wir bereits eine Reserve von rund zehn Prozent der zu erwartenden Kosten zurückgelegt …
… ursprünglich war von 80 Mio. Franken für das «Ozeanium» die Rede – bleibt es bei diesem Kostenhorizont?
Da wir grösstmögliche Planungssicherheit haben wollten, haben wir auf der Heuwaage Bodensondierungen vornehmen lassen. Dabei hat sich herausgestellt, dass die Bodenqualität zusätzliche Stabilisierungsmassnahmen benötigt, was sich wiederum auf die Kosten auswirken wird. Deshalb gehen wir heute von Gesamtkosten von rund 100 Mio. Franken aus. Im Moment sind wir daran, bei Spendern, Gönnern und Mäzenen die Finanzierung auszuloten, denn das «Ozeanium» ist ein Projekt des Zoo Basel als unabhängige Institution, dessen Kosten für Bau, Betrieb und Unterhalt nicht durch den Staat finanziert werden. Parallel dazu müssen nun diverse Planungen vor allem im Bereich Tierhaltung in Angriff genommen werden. Es wird auch eine unabhängige Überprüfung mit externen Expertisen geben, damit wir sicher sind, dass alle Fragen beantwortet sind, wenn wir konkret mit dem Bau starten. Stand heute rechne ich damit, dass das «Ozeanium» 2021 eröffnet werden kann.
Entspricht denn das «Ozeanium» der Philosophie des Zoo Basel, oder soll es vor allem ein Publikumsmagnet mit internationaler Ausstrahlung werden?
Natürlich sind wir überzeugt, dass das «Ozeanium» auch für die Tourismus-Destination Basel ein weiteres Highlight wird. Aber in erster Linie stehen für uns die Erholung für die Bevölkerung, Forschung, Naturschutz und Bildung im Vordergrund und nicht die Show oder der Kommerz. Mit dem «Ozeanium» wird ein Zentrum für Umweltbildung entstehen, welches ein markantes Zeichen für Naturschutz und Nachhaltigkeit setzt. Damit führen wir unsere Philosophie konsequent fort. Der Zoo Basel pflegt eine professionelle Ausrichtung auf Umweltbildung und ökologische Gesamtsicht und sieht sich als Botschafter zwischen Mensch und Natur. Er möchte seinen Besucherinnen und Besuchern die Natur näherbringen und sie für das Verständnis natürlicher Zusammenhänge sensibilisieren. Darüber hinaus vermittelt der Zoo Basel Wissen, indem er Tiere und ihre Lebensräume veranschaulicht und Neugierde weckt. Der Zoo Basel regt dazu an, über die Natur nachzudenken und einen Beitrag zu ihrem Schutz zu leisten und forscht in den Bereichen Artenschutz, Tierhaltung sowie Tiergesundheit und arbeitet eng mit Universitäten und anderen wissenschaftlichen Institutionen zusammen.
Wie konkret sind die Pläne für eine Arealerweiterung des Zollis auf dem Gebiet des heutigen Parkplatzes?
Dort, wo sich heute der Zolli-Parkplatz befindet, könnte eine Afrika-Anlage entstehen, welche bis zum Viadukt reichen könnte. Eine solche Erweiterung wäre aber nur möglich, wenn die Parkplätze in ein Parkhaus unter dem Erdbeergraben, neben dem Zoo-Haupteingang, verlegt werden könnten. Die rechtliche Möglichkeit dazu hat der Grosse Rat 2011 geschaffen. Der Zoo Basel wird ein solches Parkhaus aber weder bauen noch betreiben. Dennoch haben wir letzten August ein generelles Baubegehren eingereicht, um rechtliche Fragen zu klären, die auch für die Kosten relevant sind. Mit diesem generellen Baubegehren wollen wir einem noch zu suchenden Investor, den wir im Verlauf von 2015 zu finden hoffen, mehr Klarheit verschaffen.
Mittlerweile sind Sie Manager eines grossen Unternehmens – vermissen Sie nicht die Zeiten, als Sie sich als Tierarzt um Ihre Tiere kümmern konnten?
(lacht) Ich bereue es nicht, dass ich nicht mehr als Tierarzt arbeite. Dies war ein bewusster Entscheid, denn ich halte es für unvereinbar mit meinen Aufgaben als Direktor, die Tiermedizin quasi nebenbei als Hobby auszuüben. Abgesehen davon kann ich auf einen hervorragenden tierärztlichen Dienst hier im Zolli zählen. Ich empfinde es als äusserst spannend, an der Entwicklung des Zollis massgebend mitzuwirken. Mein Job ist es, die Entwicklung des Zoos nicht bloss für heute oder morgen, sondern für übermorgen mit zu planen. Dabei gilt es durchaus, Schritte ins Unbekannte zu machen, was allerdings angesichts der immer grösser werdenden bürokratischen Hürden nicht einfach ist.