Normalerweise kommen PCs, Tablets oder Notebooks aus Asien. Es gibt aber auch in der Schweiz Möglichkeiten, damit Geld zu verdienen. Wie das funktioniert, erläutert uns Annette Mägerle von der Schweizer PC-Schmiede Brentford AG.
Schweizer Businessmenschen, die wie Sie viel mit dem Euroraum zu tun haben, sind mit Si- tuationen konfrontiert, die bei den langfristigen Planungen sehr schwierig sind. Letztes Jahr gab es die Abstimmungen zu Einwanderungsinitiati- ve und ECOPOP und nun die Freigabe des CHF durch die SNB. Schlafen Sie noch ruhig?
Ja, die Zeiten sind härter geworden. Das betrifft uns atmosphärisch, von der langfristigen Planung her aber auch ganz hart monetär. Die Konkurrenz im Ausland ist billiger geworden.
Wie reagieren Sie auf diese Entscheidungen?
Wir überlegen uns laufend, wo wir effizienter wer- den können und wie wir unser Angebot noch professioneller gestalten können, zum Beispiel mit zu- sätzlichen Serviceleistungen.
Es gibt aber auch die Situation der gleich langen Spiesse. Wir sind in der PC-Produktion, und die Komponenten sind für deutsche Anbieter gleich teuer. In der ICT-Branche wird meist in Dollar abge- rechnet. Aber ohne Frage, wir müssen in der Ar- beitsleitung besser und effizienter sein.
Ihr Haus stellt die Vorzüge des Schweizer Pro- duktionsstandorts heraus. Welche sind das aus Ihrer Sicht?
Es gilt, sich positiv zu differenzieren. Unser Ange- bot muss einzigartig sein und schwer zu kopieren. Ein weiterer zentraler Punkt sind die Serviceleistungen, zum Beispiel beim Schadensfall, die wir hier von der Schweiz aus direkt und schnell dem Kun- den bieten können.
Sie betonen explizit den Schweizer Bezug. Woran liegt dies?
Die Firma ist historisch gesehen mit der Produktion von Personal Computern in der Schweiz gross ge- worden. Zudem haben wir uns darauf spezialisiert, sehr schnell individuelle Systeme zu produzieren. Ein grosser Hersteller, der beispielsweise in Taiwan sitzt, kann nicht so individuell auftreten. Wenn es neue Technologien oder Weiterentwicklungen auf dem Markt gibt, zum Beispiel eine neue Prozessor- generation, haben wir diese schnell in unsere Produkte eingebaut. Da dauert es bei den grossen Anbietern teilweise mehrere Wochen länger. In der Schweiz sind wir auf Kleinserien und Einzellösun- gen spezialisiert. Wenn man als KMU-Verantwort- licher bei einem grossen Player hier anklopft, stösst man, wenn man es individuell gestalten will, oft an Grenzen.
Sie sind folglich auch auf kleinere Kunden spe- zialisiert?
Ja, die Schweiz ist bekanntlich KMU-Land. Kunden von kleinen Unternehmen haben spezifische Anfor- derungen, die sie dann genau auch so abgedeckt haben wollen. Weitere wichtige Anforderungen sind Qualität der Komponenten und damit eine lange Lebenszeit des Produkts. Nehmen Sie das Beispiel einer Sicherheitsfirma. Überwachungssysteme brauchen PCs, die hoch stabil laufen. Falls es ein- mal ein Problem geben sollte, dann muss sehr schnell das Reparatur-Team vor Ort sein.
Worin liegt genau der Unterschied, wenn ich mir einen typischen Produktionsstandort der IT- Branche im chinesischen Perlflussdelta gegen- über dem in der Schweiz anschaue?
Der ganze Herstellungsprozess ist anders. In China sitzen Arbeiterinnen und Arbeiter an einem tayloristisch ausgerichteten Arbeitsplatz und haben meist nur ein paar Handgriffe zu verrichten. Der Prozess läuft an einem Fliessband durch. Bei uns sitzt ein ausgebildeter Spezialist und hat von A bis Z den Produktionsprozess im Griff. Zudem gibt es bei uns Stresstests, die über 48 Stunden gehen. Wackelt da eine Komponente oder bringt nicht ihre Leistung, merken wir das.
Da arbeitet man in Ihrem Haus nicht wie in einer Fabrik, sondern einer modernen Manufaktur?
Das hört sich gut an.
Können Sie das an Beispielen verdeutlichen?
Es gibt viele Details, die sehr unterschiedlich sind. Das betrifft nicht nur den Einsatz von qualitativ hochwer- tigen und stabilen Komponenten wie die Arbeitsspei- cher, sondern auch unbekanntere Bestandteile eines PCs wie zum Beispiel die verwendete Kühlpaste.
Trotzdem können Sie beim Preis nicht mithalten?
Das ist ein Vorurteil. Wenn Sie bei uns eine Kleinse- rie mit individuellen Wünschen in Auftrag geben, sind wir oft billiger als die Offerte eines grossen Anbieters. Das passt dort oft nicht in den Standard- prozess, und die Extras sind da fast immer teurer. Da können wir meist gut mithalten. Zudem verdie- nen die grossen Anbieter ihr Geld bei Systemen mit hoher Leistung, die so teuer angeboten werden, dass unser Angebot oft attraktiver ist.
Wo sehen Sie die Veränderungen im Hardware- Bereich, wenn wir auf die nächsten Jahre schauen?
Einerseits werden Sie im Office-Bereich weniger Leistung und Speicher brauchen, da vieles in die Cloud verschoben wird oder über Online-Anwen- dungen realisiert werden. Andrerseits gibt es im- mer mehr Anwendung, die eine enorme PC-Leis- tung benötigen. Im Privatbereich betrifft dies den Bereich für Gamer PCs oder Simulatoren. Bei den Workstations, denken Sie zum Beispiel an CAD- Anwendungen, 3D-Grafiken oder Videoschnitte, gibt es Bereiche, bei denen man sehr viel Leistung braucht. Je schneller der PC rechnet, desto mehr Arbeitszeit wird gewonnen, was bei der teuren Arbeitszeit in der Schweiz wichtig ist.
Springen wir in die Praxis. Heutige Hardware- Lösungen in KMU-Rahmen sind oftmals histo- risch gewachsene Insellösungen. Jetzt wollen die Verantwortlichen modernisieren und setzen auf eine Lösung, die möglichst aus einer Hand erfolgen soll. Software, Hardware, Server, Sto- rage, Sicherheit … Warum sollen Sie auf das Angebot Ihres Hauses eingehen?
Wir stellen immer sofort klar: Unser Blick richtet sich nicht auf das Gesamtpaket. Wir fokussieren auf die Herstellung von PCs. Da sind wir gut. Wir haben aber Wiederverkäufer, die unsere Produkte im Portfolio haben, gleichzeitig aber die von Ihnen angesprochenen Dienstleistungen erbringen.
Es gibt aber auch viele Kunden mit speziellen Anfor- derungen und die sich von uns genau dafür ein pas- sendes System zusammenstellen lassen. So arbei- ten immer mehr Handwerker mit CAD-Anwendungen. Ich bin gerade in Diskussion mit einem Gartenbau- unternehmen, das sich eine CAD-Workstation zu- sammenstellen lässt, um die Gärten zu zeichnen und zu visualisieren. Da wird eine leistungsfähige und zuverlässige Workstation benötigt, die unabhängig von der vorhandenen IT-Infrastruktur beschafft wird. Die brauchen eine herausragende Workstation, wo ihr CAD drauf läuft.
Wie passen die Gaming Notebooks aus Ihrem Hause zu Ihrem Kerngeschäft?
Auch wir überlegen uns, wo es Nischen gibt, die wir erfolgreich bedienen können. Die aktuellen Turbu- lenzen bestätigen uns da nur noch. Wir sind erfolg- reich, was hochwertige Hardware betrifft. Da kann ein zusätzliches Standbein nicht schaden. Gamer Notebooks passen zu unserm Portfolio. In naher Zukunft wollen wir unser Angebot noch erweitern. Als Nächstes werden wir «rugged» Geräte anbieten. Das sind Tablets und Notebooks, die extrem stabil sind und entsprechend extremen Bedingungen aus- gesetzt werden können, wie diese zum Beispiel auf einer Baustelle anzutreffen sind. Da muss die Hard- ware stabil und wasserdicht sein.
Weitere Informationen:
www.brentford.com