Als sich Christina Wilhelm und ihr Freund Simon Zumsteg als neue Einwohner von Therwil anmeldeten, leuchtete auf dem Bildschirm in der Therwiler Gemeindeverwaltung bei ihr die Zahl 9‘999, anschliessend bei ihm die 10‘000 auf.
Nach landläufiger Meinung hat Therwil damit den Status einer Stadt erreicht. Allerdings will das Bundesamt für Statistik seine aktuellen Definitionskriterien ändern, sodass künftig nicht mehr alle Gemeinden mit mehr als 10‘000 Einwohnern automatisch als Stadt gelten. «Für uns spielt das eigentlich keine Rolle», sagt Gemeindeverwalter Theo Kim, «wir verstehen uns nach wie vor als Dorf. Ausserdem feiert Therwil als echtes 99er-Dorf vor allem die 9’999. Einwohnerin als Jubilarin. Natürlich wurde nicht nur Christina Wilhelm gefeiert, sondern auch ihr Partner.»
Wieso aber wird Therwil als 99er-Dorf bezeichnet? Laut den «Baselbieter Sagen» von Paul Suter und Eduard Strübin aus dem Jahr 1976 gibt es vier überlieferte Versionen, weshalb die Therwiler die «99er» geheissen werden:
Variante 1: Früher folgte die Grenze zwischen den Bännen Therwil und Reinach der Wasserscheide. Da die Therwiler ihren Wald zu klein fanden, zogen sie mit hundert Eseln aus und schleiften die Bannsteine gegen Reinach. Dabei stand ein Esel um, und es waren nur noch neunundneunzig. Seitdem nennt man die Therwiler Neunundneunziger oder Marchsteinschleifer.
Variante 2: Es rückten einst hundert Therwiler Soldaten gegen Arlesheim. Auf dem Chäppeli zählte sie der Anführer. Da er sich aber nicht mitzählte, kam er immer nur auf neunundneunzig.
Variante 3: Anno 1499 schauten die Therwiler beim Gefecht auf dem Bruderholz zu. Einige halfen den Eidgenossen, indem sie Gabeln, Kärste und Sensen herausgaben. Nachher prahlten sie: «Ja, ja, anno Neunundneunzig, da sind wir Therwiler auch dabei gewesen.»
Variante 4: Der Neckname Nünenüünzger, d.h. die Zahl 99, ergibt sich, wenn man die Buchstaben des Alphabets nummeriert und die Zahlen für «Derwyll» zusammenzählt. Die Summe beträgt dann 99.