Für Unternehmen ist es unerlässlich, frühzeitig strategische Vorkehrungen sowohl für künftiges Wachstum als auch für mögliche Abschwünge zu treffen. Je weiter ihre Planung in die Zukunft reicht, desto besser können sie Risiken minimieren. Digitale Lösungen wie Cloud-Technologien eröffnen in dieser Hinsicht Möglichkeiten zur Risikominderung.
Die Cloud basiert auf dem „pay-as-you-go“ Prinzip, was es Unternehmen ermöglicht, die Nutzung von Cloud-Technologien zu automatisieren. In Wachstumsphasen haben Unternehmen die Möglichkeit, ihre Cloud-Infrastruktur reibungslos zu erweitern, im umgekehrten Fall aber auch schnell wieder einzuschränken. Bei Ausbruch der Pandemie haben AWS-Kunden genau das getan. Bei sinkenden Umsätzen waren sie in der Lage, ihre Cloud-Ausgaben entsprechend zu kürzen. Im Gegenzug konnten expandierende Unternehmen, wie etwa Zoom oder Online-Händler, ihre Infrastruktur effizient und rasch skalieren. Dank der Cloud lassen sich die Ausgaben kurzfristig mit den Einnahmen und Wachstumsmöglichkeiten der Unternehmen abstimmen. Damit verringern sich auch die Risiken einer spekulativen Kapazitätsplanung.
Unternehmen müssen Anpassungen in drei Hauptkategorien vornehmen, die vorwiegend davon abhängen, wann die Auswirkungen eintreten werden:
Unmittelbarer Horizont
CIOs (Chief Information Officer) sind gefordert, umgehende Kosteneinsparungen nachzuweisen. Das Wichtigste dabei ist es, Vertrauen zu schaffen. Durch die proaktive Bereitstellung von Lösungen für sofortige Einsparungen können CIOs ihre Glaubwürdigkeit erhöhen. Das Kostenmanagement kann durch den Einsatz von Cloud-Technologien optimiert werden. So ermöglicht beispielsweise Amazon S3 Intelligent-Tiering automatische Reduzierung der Speicherkosten, wenn sich die Datenzugriffsmuster ändern, ohne Auswirkungen auf die Leistung oder die Betriebskosten.
Kurzfristiger Horizont
Kostensenkungen, die wenig Aufwand bedürfen, sich aber schnell amortisieren, sind Teil des kurzfristigen Horizonts. Hierbei handelt es sich beispielsweise um Posten, die in den Jahresabschlüssen des laufenden Geschäftsjahres aufgeführt sind und Auswirkungen bis zum Jahresabschluss haben werden. Hier gibt es zwei Kategorien:
Die erste Kategorie ist FinOps: Der Schwerpunkt liegt dabei nicht auf einer einmaligen Kostensenkung, sondern auf der Schaffung einer Disziplin für das Kostenmanagement im Rahmen der täglichen Arbeit. Beim Erwerb von Rechenzentrum-Infrastruktur haben Unternehmen lediglich eine Gelegenheit zur Kostenkontrolle – beim Kauf der Hardware. Im Gegensatz dazu ermöglicht die Nutzung der Cloud kontinuierliche Kostenverwaltung. Anfangs erfordert dies zwar beträchtlichen Aufwand, es zahlt sich jedoch aus. FinOps umfasst eine organisatorische, prozessuale und kulturelle Dimension. Auf organisatorischer Ebene ist es wichtig, die Verantwortlichkeiten richtig zu verteilen. Die Kompetenzen müssen zwischen zentralen und dezentralen Teams, zwischen Finanzen und Technik klar zugeordnet werden. Kulturwandel findet dahingehend statt, dass alle Teams die Kostenreduzierung als Teil ihrer Aufgabe sehen sollten. Die Kostenreduktion wird für Ingenieur:innen zu einem technischen Parameter, den sie wie jeden anderen technischen Parameter optimieren müssen.
Die zweite Kategorie für rasche Kostensenkungen umfasst IT-Investitionen, die sich direkt auf die Senkung der Nicht-IT-Geschäftskosten auswirken können. Für die Automatisierung von Callcenter- und Kundendienstabläufen lassen sich Techniken wie Robotic Process Automation (RPA) oder Amazon Connect sowie maschinelles Lernen mit Standardmodellen einsetzen.
Fundamentaler Horizont
Der dritte Horizont ist der fundamentale Horizont. Hier werden Änderungen vorgenommen, die Einfluss auf die wirtschaftlichen Grundlagen des Unternehmens und vor allem auf die Rentabilität der Produktionseinheiten haben. Hierzu gehören Anpassungen, mit denen Unternehmen die Kosten so anpassen, dass sie automatisch sinken, wenn der Umsatz sinkt, was das Risiko verringert, und eine schnelle Anpassung in der Zukunft ermöglicht. Außerdem wollen Unternehmen Einsparungen durch die Verschlankung von Prozessen finden. Dies passiert oft mit Hilfe von Technologie und der Cloud.
In Krisenzeiten können Unternehmen ihre Kosten senken, um flexibler und wirtschaftlich stabiler zu sein. Dies hilft, sich auf Wachstum und Abschwünge vorzubereiten, da Krisen schliesslich vorübergehen. Allerdings ist Vorsicht geboten, um die Kosten nicht zu stark zu senken, sodass es später schwer wird, zu wachsen. In der Regel schaffen es viele Unternehmen nicht, nach einer Rezession ihr vorheriges Wachstumsniveau wiederzuerlangen.
Eine Wirtschaftskrise bietet auch Chancen. CIOs können durch proaktives Handeln während der Krise das Vertrauen stärken. Unternehmen können die Krise nutzen, um eine gute FinOps-Kostendisziplin einzuführen und sich mit den wirtschaftlichen Grundlagen ihres Geschäfts auseinanderzusetzen. In einem wettbewerbsintensiven Markt sind diejenigen Unternehmen langfristig erfolgreich, die am besten auf die wirtschaftlichen Herausforderungen reagieren.
Über den Autor
Mark Schwartz ist Director Enterprise Strategy bei Amazon Web Services. Vor seiner Tätigkeit bei AWS war er CIO des US Citizenship and Immigration Service (Teil des Department of Homeland Security), CIO von Intrax und CEO von Auctiva. Er hat einen MBA von der Universität Wharton, einen Bachelor in Computer Science und einen Master in Philosophie von der Universität Yale.