Interview mit Jérôme Thiriet von Niggi Freundlieb
Seit Ende 2014 radeln die Velokuriere der KurierZentrale GmbH vom neuen Sitz aus an der Ecke Margarethen-/Dachsfelderstrasse. Und auf Anfang 2015 hat das 1989 gegründete Unternehmen mit Jérôme Thiriet, der bis anhin als Co-Geschäftsleiter amtierte, auch einen neuen Chef bekommen.
Der Umzug der KurierZentrale war nötig geworden, weil das alte Domizil an der Meret-Oppenheim-Strasse durch den Umbau des SBB-Areals wegfiel. Die KurierZentrale beschäftigt rund 70 Personen und erledigt täglich 400 bis 500 Aufträge.
Im Interview mit dem GESCHÄFTSFÜHRER beschreibt Jérôme Thiriet die Faszination der Arbeit als Velokurier, spricht über die Verbundenheit der weltweiten Community der Velokuriere, aber auch über die Notwendigkeit, sich als Postdienstleister auf dem Markt zu positionieren.
GESCHÄFTSFÜHRER: Die Kurierzentrale ist mittlerweile mehr als einfach nur ein Velokurierdienst, der mit Velo, Triporteur oder Cargovelo Sendungen befördert?
Jérôme Thiriet: Für grössere Distanzen in der Region Basel und im benachbarten Ausland setzt die KurierZentrale erdgasbetriebene Autos ein. Schweizweite Transporte werden in Zusammenarbeit mit der Bahn und Swissconnect via Schiene erledigt. Zudem bedient die KurierZentrale mit ihrem Partner GO! Express & Logistics AG nicht nur die wichtigsten Wirtschaftszentren, sondern liefert auch in die ganze Welt. Via KurierZentrale kann man sich auch aus diversen Restaurants Mahlzeiten liefern lassen. Der entsprechende Dienst, welcher kürzlich aus der der KurierZentrale ausgegliedert worden ist, läuft über den Partner «velogourmet.ch». Diese Diversifikationen waren nötig, um als Postdienstleister im Markt konkurrenzfähig zu bleiben, denn in Zeiten des E-Mail-Verkehrs hat das ursprüngliche Kerngeschäft des Brief- und Dokumententransports via Velo abgenommen.
Sie waren zweimal Velokurier-Weltmeister, einmal Europameister und haben zahlreiche Schweizer-Meister-Titel errungen – hat es Sie nie gereizt, in den «normalen» Radrennsport einzusteigen?
(lacht) Ich bin zwar sehr gerne auch mit dem Rennvelo unterwegs, aber für eine sportliche Karriere hat mir vielleicht die letzte Disziplin gefehlt. Immerhin bin ich Mitbegründer des Veloclubs «Peloton», in dem wir, das heisst andere Radsportbegeisterte und Ex-Velokuriere, diverse Raddisziplinen aktiv und kompetitiv betreiben. Ausserdem richtet der Club zum Beispiel regelmässig ein Velo-Kriterium in Riehen aus.
Ihnen ist kürzlich der «Markus Cook Award» verliehen worden – erklären Sie einem Laien, um was es bei dieser Auszeichnung geht und weshalb die Community der Velokuriere so speziell ist?
Man muss wissen, wir Velokuriere sind eine spezielle Spezies von Velofahrern mit grossem Gemeinschaftssinn. Wir sind weltweit sehr gut organisiert sowie vernetzt und haben einen grossen Zusammenhalt. Wir pflegen auf der ganzen Welt unsere Freundschaften, treffen uns und organisieren Meisterschaften. Uns allen gemein ist die Leidenschaft fürs Velofahren. Wir lieben es, bei jedem Wetter durch die Städte zu fahren und unsere Aufträge so schnell und vor allem natürlich auch so umweltschonend wie möglich auszuführen. Mit dem «Markus Cook Award» wurden meine besonderen Verdienste um die Velokurierszene – so habe ich schon grosse Meisterschaften organisiert oder mich im Bereich Fundraising engagiert – belohnt. Der Preis ist eine grosse Ehre für mich, nicht zuletzt weil ich erst der vierte Europäer bin, dem der Award in seiner 17-jährigen Geschichte verliehen wurde.
Weitere Informationen:
KurierZentrale GmbH
Dachsfelderstrasse 30
CH-4053 Basel
Tel.: 0800 206 100
Fax: +41 61 206 10 99
E-Mail: [email protected]
Homepage: www.kurierzentrale.ch