IVB Behindertenselbsthilfe beider Basel
Die Dienstleistungsangebote der IVB decken mittlerweile ein breites Spektrum ab und unterteilen sich in die drei Bereiche Mitgliedschaften, Projekte sowie Behindertentransport. Zusätzlich zu ihrem grossartigen Engagement nach dem Grundsatz «Hilfe zur Selbsthilfe» für Menschen mit Behinderungen und Betagte ist die IVB Mitglied der Dachorganisationen «Behindertenforum Region Basel» und «AGILE Behindertenselbsthilfe Schweiz», um in diesen Gremien allfällige soziale und politische Anliegen zu vertreten.
Interview mit Marcel W. Buess von Gabriela Röthlisberger
GESCHÄFTSFÜHRER*IN BASEL: Herr Buess, Sie sind Präsident der IVB Behindertenselbsthilfe beider Basel, eines gemeinnützigen Vereins. Die Arbeit im sozialen Bereich gibt Ihnen bestimmt tagtäglich das Gefühl, etwasGutes und Sinnvolles zu tun. Können Sie mir bitte einen Ihrer typischen Arbeitstage und die zu erledigenden Aufgaben näher beschreiben?
MARCEL W. BUESS: Da das Präsidium ein Ehren- und Nebenamt ist, gibt es insofern keinen typischen Arbeitstag für mich. Meine Aufgaben setzen sich aus der Unterstützung und Begleitung der Geschäftsleitung sowie des Vereinssekretariats zusammen. Als Präsident kümmere ich mich im Besonderen um das Fundraising. Natürlich stehen auch zahlreiche Sitzungen und Besprechungen an, hinzu kommen die Repräsentation der IVB nach aussen und meine Tätigkeit im regionalen Dachverband der Behindertenorganisationen als Vizepräsident.
Die IVB Behindertenselbsthilfe beider Basel wurde bereits 1932 unter dem Namen «Invaliden-Vereinigung Basel (IVB)» als soziale, politisch und konfessionell neutrale Selbsthilfeorganisation gegründet. In den über neun Jahrzehnten hat sich auf gesellschaftspolitischer sowie medizinischer Ebene sehr viel verändert. Wie schwierig gestalten sich die zahlreichen Anpassungen, um den zeitgemässen Anforderungen gerecht zu werden?
Wir konnten in den letzten 93 Jahren viele positive Veränderungen verzeichnen. 1932 gab es noch keine AHV (ab 1948) und keine IV (ab 1960) – das Behindertengleichstellungsgesetz auf Bundesebene wurde erst vor 20 Jahren ins Leben gerufen. Basel-Stadt und Baselland gehören zu den ersten Kantonen der Schweiz, die heute über eigene Behindertenrechtegesetze verfügen. Der politische Weg zu diesen Gesetzen war jedoch immer langwierig und zuweilen auch etwas mühsam.
Auch wenn solche Gesetze und politischen Prozesse wichtig sind, wird eine tatsächliche Inklusion aber erst dann erreicht sein, wenn auch in unseren Köpfen ein Umdenken stattgefunden hat und wir die Ebenbürtigkeit, die gesellschaftliche Gleichwertigkeit von Menschen mit Behinderungen und Leistungseinschränkungen verinnerlichen und bewusst leben.
Welche klar umrissenen Ziele strebt der Verein an?
Als Selbsthilfe- und Dienstleistungsorganisation ist unser primäres Ziel, die Lebenssituation von Menschen mit einer Behinderhung nachhaltig zu verbessern und uns für die vollwertige Integration von Menschen mit Behinderungen in die Gesellschaft und für deren Gleichstellung einzusetzen. Der Verein unterstützt und fördert dabei die kulturellen wie auch sozialen Interessen der Betroffenen. Die IVB engagiert sich aber auch sehr intensiv in der regionalen Sozialpolitik. Vor allem wollen wir aber Menschen mit Behinderungen mobil machen, denn die Mobilität ist eine wesentliche Voraussetzung, um am gesellschaftlichen Leben teilhaben zu können.
Wie lauten die tragenden Elemente der Philosophie, unter welcher der Verein agiert?
Im Sinne der gesellschaftlichen Integration führen wir für unsere Mitglieder regelmässig Veranstaltungen und Versammlungen durch, beispielsweise einen Lotto- und Unterhaltungsnachmittag. Anfang September unternehmen wir jeweils mit über 100 teilnehmenden Mitgliedern eine Schweizreise. Im November findet eine Sondervorstellung im Häbse-Theater statt und mit einer grossen Weihnachtsfeier im Kronenmattsaal in Binningen lassen wir das Vereinsjahr mit einem krönenden Abschluss ausklingen. Als unsere Kerntätigkeit unterhalten wir seit über 60 Jahren einen Behindertentransportdienst. Mit über 70 behindertengerecht ausgebauten Fahrzeugen führen wir jährlich zwischen 130’000 und 140’000 Behindertentransporte durch – womit wir jeden Tag gegen 500 mobilitätsbehinderten Menschen in der Region Basel zu Mobilität verhelfen. Die IVB beschäftigt insgesamt über 70 Mitarbeitende, darunter rund 40 Chauffeusen und Chauffeure im Behindertentransport. Gut die Hälfte dieser Mitarbeitenden sind Betroffene mit Leistungseinschränkungen, die im ersten Arbeitsmarkt praktisch keine Chancen mehr haben. So leistet die IVB aktiv einen Beitrag zur Arbeitsintegration – wir fordern nicht nur, wir handeln und gehen mit gutem Beispiel voran.
Die IVB Behindertenselbsthilfe beider Basel ist eine Non-Profit-Organisation (NPO). Wie stark ist sie auf Spenden, Zuwendungen und Unterstützung angewiesen?
Unser Jahresaufwand bewegt sich zwischen 5.5 und sechs Millionen Franken, wobei sich die Einnahmen vor allem aus dem Bereich Behindertentransport generieren. Gut ein Fünftel unseres Budgets, also mindestens eine Million Franken, müssen wir aber mit Spenden und sonstigen Zuwendungen finanzieren. Dem Fundraising kommt somit eine äusserst zentrale Rolle in unserem Verein zu.
Eine Vereinsstruktur basiert auf Mitgliedschaften. Wer kann der IVB beitreten und welche Vorteile lassen sich daraus schöpfen?
Grundsätzlichn kann jedermann/-frau aktiv, passiv, als Gönner oder im Kollektiv Mitglied werden. Wir bieten Informationen durch unsere Vereinszeitung sowie weitere Vorteile in Form von regelmässigen geselligen Veranstaltungen, Sondervorstellungen des Häbse-Theaters oder der Möglichkeit, der Charivari-Generalprobe beizuwohnen.
Stehen in naher Zukunft grössere Aktivitäten auf dem Plan?
Aktuell befinden wir uns in einem Strategieprozess «IVB 2032», denn im Jahre 2032 feiert die IVB ihr 100-jähriges Bestehen. Dieses freudige Ereignis nehmen wir zum Anlass, um uns für die Zukunft aufzustellen.
IVB BEHINDERTENSELBSTHILFE BEIDER BASEL
Schlossgasse 11
4102 Binningen
Telefon +41 (0) 61 426 98 00
ivb@ivb.ch
www.ivb.ch