Eine Produktionsmaschine meldet den Abschluss der aktuellen Palette. Daraufhin stimmen sich die Transportroboter im Lager mithilfe künstlicher Intelligenz untereinander ab, welcher von ihnen den Auftrag mit den geringsten Zeit- und Energiekosten ausführen kann. Dieser holt dann die produzierten Artikel ab und transportiert sie vollständig autonom und millimetergenau zum vorgesehenen Lagerplatz. Was bisweilen noch immer nach Industrie-4.0-Utopie klingt, ist dank der Lösungen des österreichischen Robotik-Spezialisten AGILOX schon heute Realität – bei namhaften Kunden wie BMW, Daimler, Lufthansa, Siemens oder VW. Eine Erfolgsgeschichte, die dem jungen Unternehmen ein starkes Wachstum beschert: In den vergangenen Jahren hat sich die Mitarbeiterzahl nahezu verfünffacht. Die entsprechend deutlich höhere Komplexität der Geschäftsabläufe bewältigt AGILOX künftig mit APplus und sorgt so für mehr Transparenz und Effizienz in seinen Prozessen.
Die Technik hinter den Robotern basiert auf einem Plug-and-Play-System: Der Kunde erwirbt die gewünschte Anzahl an Geräten und ist daraufhin in der Lage, diese selbst in seine Werksumgebung zu integrieren. Im Gegensatz zur branchenüblichen Implementierungszeit von Tagen oder Wochen erfolgt die Einrichtung der AGILOX-Roboter innerhalb weniger Stunden. Möglich wird dies unter anderem, da der Robotik-Spezialist mit Hauptsitz in Oberösterreich zur Abstimmung der Roboter untereinander auf Schwarmintelligenz statt einen zentralen Fleet-Manager setzt. Zur dynamischen Orientierung im Raum tastet ein Laser die Umgebung ab. So ist es den Robotern möglich, sich ohne Hilfsmittel auf bis zu zwei Millimeter genau in beliebigen Umgebungen zu positionieren.
Nach einer mehrjährigen Entwicklungsphase stellte AGILOX seinen Transportroboter 2017 am Markt vor. Seither wurden bereits mehr als 250 Anlagen weltweit installiert, 2020 wird eine erneute Umsatzverdopplung auf knapp 24 Millionen Euro erwartet.
Starkes Wachstum: Altsystem konnte nicht Schritt halten
Ursprünglich gegründet wurde AGILOX 2009 – damals als Intrest OG – als Spezialist im Bereich Automatisierung von intralogistischen Prozessen und Softwareentwicklung rund um Warehouse-Management-Systeme. Erst als 2013 im Zuge eines Kundenprojekts der Bedarf an innovativen fahrerlosen Transportsystemen deutlich wurde und das Unternehmen beschloss, sein Geschäftsmodell daraufhin auszurichten, begann AGILOX mit der Nutzung einer kleineren ERP-Lösung eines lokalen Anbieters. «Ein wirklich gutes Produkt, das uns viele Jahre lang zuverlässige Dienste erwiesen hat», erinnert sich Franz Humer, CEO und Mitgründer der AGILOX Services GmbH. «Allerdings richtet sich die Lösung hauptsächlich an Elektrotechnik-Betriebe. Damals beschäftigten wir ca. dreizehn Mitarbeiter, heute sind es 55. Wir sind der Lösung schlicht und einfach entwachsen.»
Mit der Entwicklung und Produktion der Roboter änderten sich die bestehenden Prozesse deutlich, ein Wandel, der sich dynamisch vollzog – und damit kontinuierlich Anpassungen am ERP-System erforderte. Als kleines Unternehmen war es für den damaligen ERP-Anbieter entsprechend eine Herausforderung, mit benötigten Anpassungen im System in derselben Geschwindigkeit nachzuziehen. Darüber hinaus lag der Funktionsschwerpunkt der Altlösung auf dem Fertigungsbereich. Zur Herstellung seiner Transportroboter fokussiert sich AGILOX hingegen auf Entwicklung, Montage und Life-Time-Service, benötigte Fertigungsteile werden überwiegend extern in Auftrag gegeben.
Standardabdeckung und Bedienfreundlichkeit als Entscheidungsfaktoren
Im Frühjahr 2019 beschloss das Unternehmen daher den Umstieg auf eine neue ERP-Lösung. «Dadurch, dass wir unser System immer wieder an unterschiedlichste ERP-Lösungen ankoppeln, hatten wir naturgemäss bereits einen guten Überblick über die am Markt verfügbaren Produkte», erklärt Franz Humer. «Wir wussten von Anfang an, dass wohl nur zwei oder drei Systeme wirklich für unsere Anforderungen infrage kommen.»
Deren Anbieter kontaktierte AGILOX mit seinem Lastenheft. Zu den zentralen Anforderungen zählte unter anderem ein leistungsstarkes Material-Management. So sollte die Lösung in der Lage sein, unterschiedlichste Artikeltypen aus mechanischer und Elektrotechnikkonstruktion sowie Handelsware und Verkaufsartikel effizient abzubilden. Auch eine starke Versionierung war in diesem Kontext wichtig, denn die AGILOX-Roboter werden kontinuierlich weiterentwickelt und verbessert.
Darüber hinaus verfolgte AGILOX das Ziel, alle benötigten Prozesse vollständig im Standard abzubilden. «Hier unterscheiden wir uns vielleicht ein wenig von anderen Unternehmen», räumt der Geschäftsführer ein, «aber unsere Mitarbeiter sind sehr offen dafür, auch eigene Prozesse an das ERP-System anzupassen. Viel wichtiger ist uns die Vorgabe, keine Individualentwicklungen zuzulassen, da wir eine einfache Wartbarkeit und Release-Fähigkeit des Systems sicherstellen wollen.»
Besonders dieses Kriterium war einer der entscheidenden Aspekte, die am Ende des Auswahlverfahrens den Ausschlag für die Asseco-Lösung gaben. «Hinzu kam aus unserer Sicht noch die Benutzerfreundlichkeit, durch die sich APplus im Vergleich zu den anderen Systemen auszeichnete», ergänzt Franz Humer. Die Vertragsunterzeichnung erfolgte am Tag vor Weihnachten, und damit nur wenige Monate nach Erstellung des Lastenhefts.
Vorteile für Qualitätsmanagement und internationale Zusammenarbeit
Die künftige APplus-Nutzung soll für mehr Automatisierung, Effizienz und Transparenz in den Prozessen sorgen. So wird etwa im Qualitätsmanagement die Datenbasis bislang sehr komplex erfasst. Vorgänge wie Reklamationen oder Lieferantenbewertungen werden manuell in Excel-Listen gepflegt und sind damit nicht automatisiert in den Gesamtprozess eingebunden. Indem die entsprechenden Informationen künftig auch in APplus gepflegt werden, will AGILOX den Qualitätskreislauf zwischen der Praxis und den Schlussfolgerungen, die sich daraus wiederum für die Entwicklung ziehen lassen, stärken.
Die internationale Zusammenarbeit zwischen der österreichischen Zentrale und der Niederlassung in den USA soll durch die Einführung ebenfalls effizienter werden: Auch die amerikanischen Kollegen werden künftig mit APplus arbeiten. Bereits eine Million US-Dollar Umsatz wurden im vergangenen Jahr in diesem Markt mit Vertrieb, Service und Inbetriebnahme generiert. Hierzu agiert die österreichische Zentrale – wie für alle Niederlassungen – als Zulieferer. Die Abstimmung für entsprechende Aufträge erfolgt bislang papierbasiert und telefonisch, Bestellungen der Niederlassung werden wie reguläre Aufträge behandelt und verarbeitet. In Zukunft soll diese Zusammenarbeit in Form von Intercompany-Prozessen optimiert werden, sodass Aufträge aus den USA beispielsweise unmittelbar einen Warenausgang auslösen oder einen Gegenbeleg im System der Zentrale erstellen. Die konkrete Umsetzung wird derzeit in engem Austausch mit den Spezialisten der Asseco erarbeitet.
Live-Start im Dezember
«Nicht nur in Bezug auf die Realisierung solcher Funktionen, auch generell sind wir mit der Beratung durch Asseco sehr zufrieden», resümiert der Geschäftsführer. «Wir hatten eine sehr klare Vorstellung davon, was wir benötigen und in welchem Zeitrahmen die Implementierung stattfinden sollte. Bei der Planung haben wir hier von der hohen technischen Kompetenz unseres Beraters sehr profitiert.»
Aktuell befindet sich AGILOX in der Schulungsphase seiner Mitarbeiter. Bereits im Juli sollen erste Module wie CRM und Zeiterfassung produktiv genutzt werden. Bis Dezember soll APplus 7.0 schliesslich vollständig im Einsatz sein – passend zum Bezug der neuen Unternehmenszentrale.