von Denise Fessler
Die Vorteile älterer Arbeitnehmer sind nicht von der Hand zu weisen. Ihre Erfahrungen sind breit und tief, sie können nicht nur in der ersten Reihe, sondern auch als Mentoren jüngerer Kollegen eingesetzt werden. Sie haben vielfach einen besseren Zugang zu Kunden, gerade in den westlichen Märkten, wo ein Grossteil davon ebenfalls älter ist. Es ist deshalb nur folge-richtig, dass 25 der 30 grössten Schweizer Unternehmen von CEOs geführt werden, die älter als 50 Jahre sind.
Und dennoch tun sich gewisse Arbeitgeber schwer, ältere Mitarbeiter einzustellen. Sie seien weniger flexibel und teurer als die Jungen. Positiv gesagt sind ältere Mitarbeiter stabiler, da weniger wechselwillig und konsequenter. Das individuelle Gehalt ist Verhandlungssache, wenn sich der Arbeitgeber die Zeit nimmt, dies zu diskutieren. Ein nach Alter oder Dauer der Unternehmenszugehörigkeit steigender Lohn muss nicht als gegeben betrachtet werden. Einzig geltend zu machen sind die gestaffelt höheren Beitragssätze an die BVG, die wir schon lange hätten abschaffen sollen.
Momentan scheint in der Deutschschweiz eine Mehrheit der Nationalräte für die Erhöhung des Pensionsalters auf 67 zu sein, in der Romandie und im Ticino kann sich nur eine Minderheit dafür erwärmen. Um die Schweizer Wirtschaftskraft zu erhalten und die Finanzierung der Sozialwerke zu sichern, kommen wir um eine Erhöhung des Rentenalters wohl nicht herum, was bei wirtschaftlichem Wachstum und in einem Umfeld, in dem viele Arbeitnehmer Freude an ihrer Arbeit haben, durchaus positiv sein kann. Das macht aber nur dann Sinn, wenn die entsprechenden Arbeitsplätze auch vorhanden sind, sonst ist es eine reine Verlagerung von Kosten der BVG auf die letztlich kommunal organisierten Sozialdienste. Mit der Fachkräfte-Initiative wird explizit daran gearbeitet, ältere Arbeitnehmer der Wirtschaft zu erhalten und gerade auch sie weiterzubilden.
Ältere Arbeitnehmer sind fit, sie können durchstarten ohne den Druck, nochmals Karriere machen zu müssen. Sie bringen sich ein, mit Fingerspitzengefühl und Wissen, ohne die Ellbogen zu benützen. Viele haben einen grösseren finanziellen Spielraum, da der Nachwuchs aus dem Haus ist. Sie schätzen den Sinn ihrer Arbeit höher ein als die finanzielle Entschädigung. Sie lieben ihre Arbeit und mögen das Zusammensein mit ihren Kollegen. Sie möchten gebraucht werden, ohne sich zu verbrauchen und ihr geballtes Paket an Wissen, Erfahrung und Savoir-faire einbringen, und dies hoffentlich ohne Angst, sich zu äussern und ohne sich verbiegen zu müssen.
Von unseren Teilnehmern im Jahr 2015, die jünger waren als 50 Jahre, fanden während oder nach Abschluss unseres Programms 72 Prozent wieder zurück in den Arbeitsmarkt. Bei den über 50-jährigen Teilnehmern betrug die sogenannte Wieder-eingliederungsquote 63 Prozent. Wir stellen auch fest, dass einige von den ehemaligen Teilnehmern über 50 eher eine selbstständige Arbeit ergreifen oder sich ein Patchwork von Mandaten zusammenstellen, wobei sie finanziell nicht immer über die Runden kommen. Mit unserem Programm «Relais45+» unterstützen wir die Fachkräfte-Initiative mit Arbeitsmarktcheck und Planung der weiteren beruflichen Laufbahn für höher qua-li-fizierte Arbeitnehmer in der Mitte ihres Arbeitslebens. Idealerweise erhalten die Arbeitgeber die Arbeitsmarkt-Fitness –
ihrer Arbeitnehmer, und die Arbeitnehmer tun das Ihre dazu, bevor sie ihre Stelle verlieren. Wir sind gerne als vermittelnder -Partner dabei.
Es ist nicht einsehbar, dass gerade das Alter ein so wichtiges Kriterium bei der Arbeitssuche und für die Arbeitsqualität sein soll, denn die Fähigkeiten, das Wissen und die Persönlichkeit eines jeden sind individuell und nehmen mit den Lebensjahren zu.
Weitere Informationen:
www.innopark.ch