von Dominik Mahn, CEO der smartconext AG
Die Schweizer Baubranche steht unter Druck – nicht nur durch steigende Kosten und regulatorische Hürden, sondern auch durch den wachsenden Einfluss von Denkmalschutz und Bauinventaren wie den ISOS (Bundesinventar der schützenswerten Ortsbilderder Schweiz). Immer häufiger erleben Bauherren, Architekten und Investoren, dass Modernisierungs- und Neubauprojekte durch strenge Vorgaben blockiert oder massiv verteuert werden. Doch wo liegt die Grenze zwischen wertvollem Kulturerbe und wirtschaftlicher Entwicklung?
Denkmalschutz versus Bauinnovation
Natürlich ist der Schutz historischer Bauten wichtig. Ortsbilder mit Charakter tragen zur Identität der Schweiz bei. Doch die Realitätzeigt: Immer mehr Areale werden unter Schutz gestellt – auch solche, die weder einzigartig noch besonders historisch relevant sind. Das führt dazu, dass dringend notwendige Sanierungen verzögert, moderne Bauprojekte verunmöglicht und dringend benötigter Wohnraum nicht realisiert werden kann.
Besonders herausfordernd wird es, wenn sich statische Vorschriften und moderne Anforderungen an Nachhaltigkeit oder Energieeffizienz widersprechen. Ein Gebäude aus dem 19. Jahrhundert mit neuen Technologien fit für die Zukunft zu machen, ist oft schwieriger, als ein energieeffizientes Neubauprojekt zu realisieren. Doch vielerorts wird ein striktes Festhalten an der Vergangenheit bevorzugt – auf Kosten der Bauwirtschaft und letztlich auch der Bevölkerung.
Die Bauwirtschaft als Verlierer?
Schweizer Bauunternehmen und Investoren stehen immer häufiger vor einem Dilemma: Entweder sie setzen auf komplexe und kostenintensive Sanierungen oder sie kämpfen jahrelang gegen Widerstände an, um zukunftsfähige Projekte durchzubringen. In beiden Fällen steigen die Kosten und sinkt die Planbarkeit. Gleichzeitig verteuert der Wohnraummangel das Leben in vielenRegionen der Schweiz, weil moderne Wohnprojekte nur langsam oder gar nicht umgesetzt werden können.
Die Frage ist: Wollen wir wirklich in einem Freilichtmuseum leben? Oder sollte sich die Schweiz nicht vielmehr auf einenintelligenten, ausgewogenen Umgang mit ihrem baulichen Erbe konzentrieren?
Mut zur Veränderung
Die Schweiz steht vor einer Entscheidung: Wollen wir Wachstum, bezahlbaren Wohnraum und eine zukunftsfähige Bauwirtschaftoder wollen wir um jeden Preis das Alte bewahren? Ein konstruktiver Dialog zwischen Denkmalschutz, Politik und Bauwirtschaft ist überfällig. Andernfalls riskieren wir, dass sich die Bauindustrie zunehmend in Nachbarländer orientiert, während wir hierzulande weiterhin in einem statischen Museum leben.
Es ist Zeit, Geschichte und Fortschritt in Einklang zu bringen – bevor uns die Vergangenheit die Zukunft kostet.
Dominik Mahn ist Gründer und CEO von smartconext, der führenden Plattform für digitale Auftragsakquise in der Schweizer Bau- und Handwerksbranche. Mit seiner Vision, die Prozesse für Unternehmen einfacher und effizienter zu gestalten, treibt er dieDigitalisierung der Branche aktiv voran.