Energiesparen ist für Oskar Stoll sehr wichtig; er unterstützt die Energiewende mit Engagement und Herzblut. Für viel Geld hat er in seinen beiden Einfamilienhäusern in Pratteln hocheffiziente Heizungssysteme einbauen lassen, die sich rechnen. Technisch laufen die Wärmepumpen absolut einwandfrei und der Energieertrag kann sich mehr als sehen lassen. Die Heizungen produzieren so effizient Wärmeenergie, dass Stoll künftig pro Haus und Jahr mit Stromkosten von nur 500 Franken rechnet: «Das ist ein riesiger Unterschied, wenn man bedenkt, dass uns die alte Elektroheizung bis zu 3 500 Franken pro Jahr gekostet hat.»
«Jeder investierte Franken rechnet sich in der Zukunft. Herr Stoll erzielt mit seiner Heizung eine Jahresrendite von mindestens fünf Prozent», bestätigt Martin Omlin, der mit seiner Firma Omlin Energiesysteme AG die Heizungen geplant und gebaut hat.
Tiefe Sorgenfalten
Statt dass sich Oskar Stoll nun über die neue Anlage und die Rendite von fünf Prozent freuen kann, zeichnen sich tiefe Sorgenfalten auf der Stirn des Rentners ab. Mitten in der Bauphase hat der Hauseigentümer erfahren, dass vorerst keine kantonalen Förderbeiträge in der Höhe von rund 6 000 Franken aus dem Baselbieter Energiepaket mehr ausbezahlt werden. Gründe dafür sind Rückstände aus früheren Jahren und kürzlich beschlossene Sparmassnahmen der Regierung. «Dabei sind mir die Förderbeiträge schriftlich versprochen worden», sagt Stoll mit einem Kopfschütteln.
Auch auf andere Vergütungen in der Höhe von rund 8000 Franken wartet Oskar Stoll bis jetzt vergeblich. So hat etwa der regionale Energieversorger EBL seinen Beitrag für die deutlich tiefer abonnierte Stromleistung noch nicht ausbezahlt. Aus Gründen der Energieeffizienz hat Stoll eine neue Umwälzpumpe einbauen lassen, obwohl dies nicht unbedingt nötig gewesen wäre. Der Unterstützungsbeitrag für die Umwälzpumpe lässt ebenfalls auf sich warten. Dass der Energieversorger noch keine Zeit fand, einen neuen Stromzähler an die Heizung anzuschliessen, schlägt dem Fass endgültig den Boden aus. «Ich möchte jetzt endlich wissen, wie viel Strom meine Heizung genau braucht», betont Stoll, der früher einen Produktionsbetrieb für Schweizer Qualitätstextilien geleitet hat.
Steiniger Weg zur Energiewende
«Was Herr Stoll erlebt, ist kein Einzelfall», erklärt der Heizungsfachmann Martin Omlin. Er berichtet von Hauseigentümern, deren Hypothekar- oder Finanzpläne für die Heizungssanierung total durcheinander geraten sind, nachdem versprochene Förderbeiträge nicht oder nur mit Verspätung eingetroffen sind. «Wir fragen uns, was die Politik den Hauseigentümern noch alles zumuten will. Die Politik hat die Energiewende beschlossen, behindert sie aber immer wieder selbst mit Stolpersteinen», erklärt Omlin, Präsident des Vereins «Energie Ertrag Schweiz» (www.energie-ertrag.ch).
Inzwischen hat Oskar Stoll erfahren, dass die Förderbeiträge nächstes Jahr eintreffen sollen. Darüber kann er nur weiter den Kopf schütteln, denn er hat die Beiträge für den Garten vorgesehen, den er nach der Heizungssanierung wiederherstellen lassen und mit Blumen verschönern wollte. «Sinnbildlich lässt die aktuelle Energiepolitik die grüne Wärmepumpe in einer öden Gartenlandschaft stehen – das kann es doch einfach nicht sein!», sagt Martin Omlin.
Mehrfache Meisterleistung
Die Heizungssanierung bei Familie Stoll war nicht nur eine Meisterleistung in Sachen Energieeffizienz, sondern auch in Sachen Logistik. Die Wärmepumpen kamen durch die Luft geflogen und wurden mit einem Kran über das Hausdach in den dahinter liegenden Garten gehievt. Dort stehen nun zwei hocheffiziente Luft-/Wasserwärmepumpen von Viessmann und versorgen die zusammengebauten Einfamilienhäuser individuell mit Energie aus reiner Naturwärme.
Weil der Heizungsraum zu klein war für eine alternative Heizung, boten sich als einzige Lösung Aussengeräte an. Um diese mit den Wärmespeichern im Haus zu verbinden, musste im Garten ein zwei Meter tiefer Graben ausgehoben und die Hauswand durchbohrt werden.
Alle Ressourcen angezapft
Damit nicht genug: Bevor die Leitungen in den Heizungsraum führen, durchqueren sie einen Schutzraum. «Auch die Vorschriften für Zivilschutzanlagen mussten wir beachten. Bei diesem Projekt haben wir alle Ressourcen angezapft, um am Ende eine wirklich nachhaltige Lösung zu erreichen», sagt Martin Omlin, der die Firma mit seiner Frau Cornelia führt. Den Leistungen der Firma Omlin Energiesysteme AG zollt Oskar Stoll höchsten Respekt. «Ich befasse mich seit den Siebzigerjahren mit Energiesparen. Was die Firma hier geleistet hat, ist seriöse, hochstehende Ingenieurskunst», betont Stoll und fügt vielsagend hinzu: «Alles könnte so schön sein …»