Geschichten aus Licht und Ton, inszeniert an Fassaden von öffentlichen Gebäuden oder Firmen – das ist die Spezialität von Brigitte Roux und ihrer Firma Starlight Events aus Kilchberg. Ihr bekanntestes Projekt in der Schweiz ist wohl das Rendez-vous Bundesplatz.
Frau Roux, Sie haben 30 Jahre lang eine PR-Agentur geführt. Wie wird man da plötzlich zur Lichtkünstlerin?
Brigitte Roux: Im Jahr 2006 war ich in Funchal auf Madeira. Dort findet immer im Dezember eine der schönsten Adventsinszenierungen Europas statt – mit stimmigen Lichtinstallationen in der ganzen Stadt und Tausenden Zuschauern. Ich habe mir das angeschaut und als ich nach Hause kam, wusste ich: Das wird meine Zukunft. Ich gründete meine Firma, recherchierte im Internet und wusste bald, dass ich «Son et Lumière» – so nennt man solche Ton- und Lichtshows – in der Schweiz realisieren will.
Und dann wollten Sie gleich das Bundeshaus in Bern bespielen?
Ja. Natürlich stiess ich nicht nur auf offene Ohren. Der damalige Stadtpräsident Alexander Tschäppät fand meine Idee jedoch toll und unterstützte mich. Vom Parlament gab es zuerst eine Absage, weil man die Fassade nur für parlamentarische Zwecke nutzen dürfe. Mit dem Argument, dass es sich um ein reines Kulturprojekt handelt, das für die Bevölkerung erst noch gratis ist, konnte ich dann punkten. Nach vier Jahren Überzeugungsarbeit feierten wir im Oktober 2011 Premiere mit dem ersten Rendez-vous Bundesplatz. Mittlerweile ist das Lichtspektakel fester Bestandteil im Veranstaltungskalender.
Mit der Lichternacht Liestal sind Sie ebenfalls im öffentlichen Raum unterwegs. Gibt es auch privatwirtschaftliche Auftraggeber?
Ja, das kommt immer mehr. Wir arbeiten für Messen, Kunst- und Kulturfestivals, Ausstellungen, Firmenjubiläen, Promotionen, Sportevents, Theater, Musicals, Konzerte. Neu sind zum Beispiel auch Lichtshows als Alternative zum klassischen Feuerwerk gefragt.
Was fasziniert Sie so an dieser Lichtkunst?
«Son et Lumière» ist mehr als eine Installation aus Licht und Ton. Die Lichtshows sind von einer beeindruckenden Intensität und eignen sich für fröhliche wie ernste Themen, für Märchenhaftes wie Historisches. Aber: Es muss etwas Besonderes sein. Ich will nicht nur eine Fassadeninszenierung mit Musik realisieren, ich will immer eine Geschichte erzählen. Diese dritte Dimension macht das Ganze zum Erlebnis und zu einem bewegenden Gesamtkunstwerk.
Wie entsteht so eine Lichtshow?
Die sogenannte Mapping-Technik dahinter ist aufwendig. Ein Pixel am PC, an dem die Shows entstehen, entspricht einem Quadratzentimeter an der Fassade. Die Infografiker und Animationskünstler kreieren die Show in verschiedenen Grafikprogrammen anhand eines von uns vorher erstellten Drehbuchs bzw. Skizzenheftes. Hochmoderne Projektoren sorgen dann für die intensive Farbe, die Strahlkraft und den 3D-Effekt. Trotzdem ist das Ganze nicht übermässig energieintensiv.
Für den Spätherbst haben Sie das nächste Rendez-vous angekündigt. Wie bekommen Sie dieses Projekt Jahr für Jahr finanziert?
Das wird tatsächlich immer schwieriger, wir haben sogar schon über Crowdfunding nachgedacht. Aber so wie es aussieht, werden uns die Stadt Bern, weitere Partner aus Bern sowie die Stiftung Vinetum und das Migros-Kulturprozent wieder unterstützen. Wir stecken derzeit schon mitten in der Produktion für das Spektakel «Point Nemo». Das wird absolut grossartig.