Das neue Jahr ist schon einige Wochen alt und bringt wieder neue Entwicklungen mit. Das gilt auch für die ERP-Branche. Welche Trends das sind, hat David Lauchenauer – Geschäftsführer und Gesellschafter der Myfactory Gruppe – für kleine und mittlere Unternehmen in der Schweiz zusammengefasst.
Ein Blick auf das Handy zeigt: Wir haben heutzutage fast für jeden Anwendungsfall eine App. Ob Messaging, Online-Magazine oder Fitnesstracker – digitale Alltagshelfer gibt es genügend. Von diesem App-Ansatz kann auch das ERP System profitieren. Zum Beispiel lassen sich bestimmte Geschäftsprozesse, die fixer Bestandteil einer Software sind, als eine extra dafür entwickelte Anwendung nutzen. Beispiele: Szenarien dafür gibt es viele. Zum Beispiel kann die Inventur als eine separate App aufgesetzt werden. Diese ist dann über das Scangerät abrufbar. Alle Daten werden in der Anwendung erfasst und idealerweise in Echtzeit an das ERPSystem geschickt. Auch die Erfassung von Kundendaten oder Aufträgen sowie die Planung von Aussendienstrouten lassen sich einfach in eine App auslagern.
Smart services und ERP
Die Potenziale der Digitalisierung sind bei Weitem noch nicht ausgeschöpft. Ein gutes Beispiel dafür sind die sogenannten Smart Services, die unendliche Möglichkeiten bieten. Als eine digitale Dienstleistung verstanden sammelt und analysiert sie auf Basis vernetzter, intelligenter, technischer Systeme und Plattformen Daten. Die gewonnenen Informationen können dann über digitale Marktplätze und Schnittstellen wie dem ERP-System vermarktet werden. Beispiele: Ein Werkzeughersteller erkennt die Chancen von Industrial Internet of Things und will seine Produktion im Dienstleistungsgeschäft erweitern. Dazu stattet er seine Werkzeuge mit Sensoren aus, die den Abnutzungsgrad in Echtzeit messen und die Werte an das ERP-System senden. Ist der Zustand kritisch, wird er in Form eines Tickets an das Service-Team geschickt. Dort angekommen prüft der Support erneut den Wert, sendet eine Warnung an den Kunden und vereinbart einen Termin – vollautomatisch.
Mehr Prognosen für alle
Wie gelingt es heute kleinen und mittelständischen Unternehmen, Trends zu erkennen, Ergebnisse vorherzusagen, Kundenverlust zu verhindern und Preise dynamisch anzupassen? Eine Antwort darauf ist Data-Mining. Hierbei werden die Daten im ERPSystem mit unterschiedlichen statistischen Methoden analysiert, um belastbare und gewinnbringende Prognosen zu entwickeln. Das geschieht vollautomatisch und funktioniert umso besser, desto mehr Informationen ein Unternehmen über zum Beispiel das Kaufverhalten seiner Kunden gesammelt hat – natürlich immer im Rahmen der europäischen Datenschutzgrundverordnung. Beispiele: Ein Unternehmen möchte wissen, wie sich der Umsatz im Sommer 2020 entwickelt. Durch die eingespeisten Daten der letzten Jahrzehnte ermittelt das System eine Prognose. An diesem Wert lässt sich zum Beispiel ablesen, ob es noch eine Marketing-Aktion braucht, die bereits im Frühjahr entwickelt werden kann. Das spart Zeit und entlastet die Mitarbeiter. Gleiches gilt für die Entwicklung von Nachfragen: Zeigt sich, dass die Absatzzahlen für ein Produkt seit Jahren sinken, ist das ein wichtiges Signal für die Produktabteilung, die sich zusammen mit dem Marketing rechtzeitig eine neue Strategie überlegen kann.