von Urs Huebscher
Die Namensgebung der Gemeinde Riesbach geht auf den «Riedisbach» zurück – der heutige Nebelbach. Die erste Erwähnung des «Riedisbach» findet sich in den Verzeichnissen über die Besitzungen des Grossmünsters im 10. Jahrhundert. Der Anstoss, der zur Stadtvereinigung Riesbachs mit zehn weiteren Aussengemeinden und der Stadt Zürich führte, ging von der damaligen Gemeinde Aussersihl aus. Soziale Probleme und immer grössere Infrastrukturaufgaben wie Wohnungs- und Schulhausbau führten dazu, dass der Gemeinderat von Aussersihl im Jahr 1885 im Kantonsrat eine Petition zur Vereinigung mit der Stadt Zürich und deren Aussengemeinden einreichte. Riesbach folgte dem kantonalen Souverän und stimmte der Stadtvereinigung zu.
Bei der Eingemeindung war Riesbach – das dem heutigen Stadtkreis 8 entspricht – mit 14 194 Einwohnerinnen und Einwohnern das drittgrösste Quartier der Stadt. Heute liegt der Stadtkreis 8 mit 15᾿518 Personen bevölkerungsmässig nur noch an drittletzter Stelle. Die rasante Bevölkerungsentwicklung, welche er im frühen 19. Jahrhundert dank der Nähe zur Innenstadt erlebte, hat sich seit der Nachkriegszeit in eine ständige Abnahme gewandelt. Die zweite Eingemeindung von 1934 führte im Kreis 8 zu keinen strukturellen Veränderungen. Die einstige Vorortsgemeinde Riesbach wurde aber für statistische Zwecke in sogenannte «Statistische Bezirke» gegliedert, die als unterer, mittlerer und oberer Teil bezeichnet wurden. Erst im Jahre 1953 wurden diese Bezeichnungen unter der Verwendung der neuen Quartiernamen Seefeld, Weinegg und Mühlebach abgeändert. Die Namen der Quartiere sind also nicht historisch gewachsen, sondern Ausdruck geografischer Gegebenheiten.
Der schmale Gebietsstreifen des Seefelds erstreckt sich zwischen dem Zürichsee und der Seefeldstrasse und von der Falkenstrasse bis hinaus zur Stadtgrenze nach dem Tiefenbrunnen, wo das Quartier bei der Häusergruppe «Vorder Flüh» an der Seefeldstrasse seine Grenze zur Gemeinde Zollikon hat. Mit einer Fläche von 245 Hektaren liegt das Quartier flächenmässig im Mittelfeld, hat aber mit 175 Hektaren den grössten Anteil an Seefläche aller Stadtquartiere.
Zu Beginn des 18. Jahrhunderts waren einige kleine Land- und Bauerngüter angesiedelt. Am dichtesten besiedelt waren das Seefeld wie auch ganz Riesbach im Gebiet um die heutige Feldeggstrasse. Dass die Vorortsgemeinde der Stadt Zürich immer näher kam, hing mit dem Wegfall der baulichen und rechtlichen Beschränkungen im Jahre 1830 zusammen. Mit dem Bau der Seefeldstrasse wurde das Zusammenwachsen zwischen dem Seefeld und der Stadt noch verstärkt. Entlang dieser Verkehrsachse entstanden zahlreiche bürgerliche Villen und Gewerbebauten. Das kleinbetrieblich strukturierte Gewerbe war vorherrschend und primär auf den städtischen Bedarf ausgerichtet. Bis heute sind vor allem Klein- und Einzelunternehmen wie Anwaltskanzleien, Unternehmensberatungen sowie zahlreiche Restaurationslokale in der Umgebung der Seefeldstrasse angesiedelt. Auch als Wohnquartier ist das Seefeld dank den zahlreichen Freizeitmöglichkeiten und der Seeufernähe ein gefragtes Wohnquartier geblieben, das – wie oft fälschlicherweise vermutet wird – nicht erst heute als Wohnort sehr beliebt ist.
Die bewegte Siedlungsgeschichte hat ihre Spuren in einer durchmischten Gebäude- und Nutzungsstruktur hinterlassen: Die um die Seefeld- und Dufourstrasse angesiedelten Läden und Museen, eine vielfältige Gastronomie sowie die Seepromenade mit ihren Gärten und Skulpturen geben dem Seefeld einen einzigartigen Charakter. Folgt man der Seepromenade vom Bahnhof Tiefenbrunnen in Richtung Stadt, kommt man zum Strandbad Tiefenbrunnen. Im Anschluss an das Strandbad erreicht man das 1964 erbaute Casino Zürichhorn, welchem heute der Name Lake Side vorangeht. Zwischen dem Lake Side und dem Hafen Riesbach finden sich zahlreiche künstlerische Höhepunkte. Die Abstraktion des menschlichen Körpers von Henry Moore, die Grossskulptur «Heureka» von Jean Tinguely – hatte – oder der Kugelbrunnen von Christian Mayer. Das Überbleibsel der naturwissenschaftlichen Publikumsausstellung «Phänomena» von 1984 reiste, obwohl ursprünglich nicht als Wanderausstellung geplant, wegen ihres Erfolges um die ganze Welt. Dies sind nur einige der zahlreichen künstlerischen Werke am Seeufer. Doch nicht nur die bildende Kunst präsentiert sich an der Seepromenade. Ebenso wichtig ist die Architektur. Der letzte Bau des Architekten Le Corbusier ist hier anzutreffen. Im Auftrag von Heidi Weber als öffentliche Ausstellungshalle in Auftrag gegeben, wurde die farbenfrohe kubische Architektur zwischen 1964 bis 1967 realisiert. Das vom Baukörper abgetrennte Dach, die sogenannte frei schwebende Schirmkonstruktion, ist Ausdruck der funktionalen Trennung von Bauelementen, wie sie Corbusier prägte. Heute befindet sich im Gebäude das Heidi-Weber-Museum, welches das Lebenswerk Le Corbusiers dokumentiert. Eine ebenso futuristische Architektur zeigt an der Bellerivestrasse die «Pyramide». Der Bau aus den 1960er Jahren fällt durch seine Form und die goldig schimmernden Fenster ins Auge.
Seefeld ist gemessen an der Wohnbevölkerung eines der kleineren Stadtquartiere. Der Kinderanteil ist vergleichsweise niedrig, dafür ist der Anteil an Personen im erwerbsfähigen Alter zwischen 15 und 64 Jahren höher als im städtischen Durchschnitt. Der Anteil an Personen, die im Familienverband leben, ist niedrig. Der Ausländeranteil ist höher als das städtische Mittel.
Gebäude
Der grösste Teil der Gebäude im Quartier Seefeld sind Mehrfamilienhäuser oder andere Häuser, die gemischt als Wohn- und Geschäftsgebäude genutzt werden. Einfamilienhäuser findet man im Quartier nur sehr wenige. Der Anteil an ab 1991 erstellten Neubauten ist vergleichsweise niedrig.
Bebauung
Dass Seefeld flächenmässig nicht zu den kleineren Stadtquartieren gezählt wird, liegt daran, dass ein Teil des Zürichsees dem Quartier Seefeld zugeordnet wird. Dies verfälscht ein wenig das Bild bei der Betrachtung der Bebauung. Die Anteile an Gebäude-, Verkehrs und Grünflächen sowie an Hausumschwung sind dadurch gering.
Arbeit
Seefeld ist eines jener Stadtquartiere, bei denen die Zahl der Beschäftigten diejenige der Wohnbevölkerung übertrifft. Anzahl Arbeitsstätten und Beschäftigte sind leicht über dem städtischen Mittel. Die Arbeitslosenquote im Quartier ist niedrig.