Bei seiner Eröffnung im Jahr 1929 war der Zoo Zürich ein «lebendiges Museum»: Er stellte so viele exotische Tiere wie möglich zur Schau, die die Besucher aus nächster Nähe betrachten konnten. Heute verfolgt der Zoo Zürich einen ganz anderen Ansatz: Als Zentrum für Naturschutz und Arterhaltung will er seine Besucher informieren, weiterbilden und letztlich zum Handeln anregen. Als Mittler schafft er eine Beziehung zwischen Mensch und Tier, getreu seinem Motto «Wer Tiere kennt, wird Tiere schützen».
«Geschäftsführer»: Herr Rübel, wussten Sie, dass Ihre Zoo-Aktie die höchste Dividendenrendite der Schweiz hat?
Alex Rübel: Als Non-Profit-Organisation zahlt der Zoo Zürich direkt keine Dividende, aber jeder Aktienbesitzer darf einmal im Jahr seine Institution besuchen. Ja, ein Zoobesuch lohnt sich immer und deshalb könnte der «Ertrag» einer Aktie auch kaum höher sein.
Darüber hinaus ist die Aktie mit ihrem Raubkatzenfell auch optisch ein Hingucker. Aber jetzt einmal zur Betriebswirtschaft. Einen Zoo zu betreiben geht ja gewaltig ins Geld. Wie solide ist Ihre Bilanz?
Die Bilanz ist sehr solide, allerdings unterstützen uns auch Stadt und Kanton Zürich. Diese Beiträge machen 20 – 25 Prozent unseres Betriebsbudgets aus. Und Investitionen nehmen wir nur in Angriff, wenn die Finanzierung gesichert ist.
Der Förderverein Tiergarten-Gesellschaft Zürich (TGZ) finanziert einen Teil. Gibt es Schwankungen im Spendenaufkommen?
Unsere grössten Spendenbeträge bekommen wir aus Legaten und von Stiftungen, aber auch die Tiergarten-Gesellschaft Zürich und das Zoofäscht unterstützen uns regelmässig mit namhaften Summen.
Konnten Sie in letzter Zeit einen grossen neuen Sponsor gewinnen?
Unsere Sponsoren helfen uns, den Zoo Zürich noch bekannter zu machen und tragen unsere ideellen Ziele mit. Mit der ZKB, der Migros und dem EWZ sind wir seit vielen Jahren verbunden. Seit drei Jahren haben wir nun mit der Mobiliar den ersten Hauptsponsor, der schweizweit tätig ist.
In diesem Jahr steht der Umbau der Aquarien vor dem Abschluss. Sind Sie im Zeitplan?
Die Arbeiten dazu sind weit fortgeschritten, wir werden das Aquarium zeitgerecht Ende September wiedereröffnen können.
Bei den Langfristprojekten steht ja immer noch die Seilbahn von Stettbach zum Zoo hoch auf der Wunschliste. Ist das denn noch realistisch? Die Besucher dürften doch kaum bereit sein, von Norden den Zoo anzusteuern…
Nicht nur aus dem Nordosten der Schweiz, auch von allen Bahnhöfen im ZVV-Bereich ist man bis zu eine halbe Stunde schneller und auf attraktiverem Weg im Zoo Zürich und das auch noch sehr nachhaltig. Wir sind zuversichtlich, diese Bahn realisieren zu können, auch wenn die gerichtlichen Hürden noch einige Zeit in Anspruch nehmen.
Der Zürcher Zoo hat sich weltweit einen Namen für die Erhaltungszucht seltener Tiere gemacht. Wie sieht da Ihr Wunschprogramm aus?
Unser Ziel ist es, jederzeit in der Lage zu sein, Tiere für Wiederansiedlungen zur Verfügung stellen zu können, wenn solche Aktionen Sinn machen. Das Ziel, dass wir jede Art selbst nachzüchten können und keine Tiere aus der Wildnis beziehen müssen, haben wir erreicht und wollen wir absichern.
Welche Rolle spielen Erlebniswelten wie das Pantanal in Ihrem Marketingmix?
Der Zoo Zürich ist eine Bildungsinstitution. Je besser wir das Tier auf attraktive Art in seinem Umfeld darstellen können, desto mehr bekommt der Besucher auch über das Erlebnis mit. Hier spielt auch eine Rolle, dass wir Tiere nur erhalten können, wenn langfristig ein Leben von Mensch und Tier nebeneinander möglich ist.
Papageien zählen zu den meistgeschmuggelten Tieren der Erde. Inwieweit wird das für 2017 geplante neue Papageienhaus in die Schutzbemühungen eingebunden sein?
Wir verbinden jede Anlage mit einem Naturschutzthema. Der Tierschmuggel ist Thema des Pantanals. In den neuen Australienanlagen werden wir die Problematik eingeführter fremder Arten thematisieren.
Sie bieten auch Zooreisen an, bei denen Tierexperten des Zoo Zürich Reisegruppen auf exklusive Naturreisen als Führer begleiten. Wird dieses Produkt überhaupt nachgefragt?
Reisen bieten wir nur zusammen mit professionellen Reiseveranstaltern an. Die Nachfrage ist dann gross, wenn wir die Naturschutzprojekte des Zoos, beispielsweise in Madagaskar, vor Ort besuchen und damit den Kunden einen direkten Einblick in die Naturschutzarbeit geben können.
Die Migros ist ja seit Langem einer Ihrer vier Hauptsponsoren. Wann gibt es denn Zoosammelbildli und das Zoo-Zürich-Sammelalbum an der Supermarktkasse?
Die Sammelaktionen sind ein Projekt von Migros Schweiz, wir arbeiten aber mit der Migros-Genossenschaft Zürich zusammen. Trotzdem hat der Masoala Regenwald bereits Aufnahme in die Suisse-Mania-Aktion der Migros gefunden.
Haben Sie persönlich gerade ein Lieblingstier?
Nein, mich interessiert nicht ein Tier an sich, mein Interesse gilt dem Verhalten der Tiere und ihrer Interaktion mit der Umwelt. Das schliesst nicht aus, dass ich einige Tierarten etwas besser kenne, weil ich mich als Tierarzt damit intensiver befasst habe, etwa die Papageien, die Schildkröten oder die Elefanten.
Weitere Informationen:
www.zoo.ch
www.moneycab.com