Medienunternehmer Bernhard Burgener schreibt Filmgeschichte
Zu einer Zeit als in man in der eigenen Stube nur ganz wenige Fernsehsender empfangen konnte, baute Bernhard Burgener in der Region Basel eine Videotheken-Kette auf – eine Erfolgsgeschichte. Heute ist der gewiefte Medienunternehmer aus der nationalen und internationalen Filmbranche nicht mehr wegzudenken. Ein Interview über Lieblingsfilme, First Mover, Streamingdienste, Frauenfussball und wer Schweizer Fussballmeister werden soll.
PRESTIGE BUSINESS: Herr Burgener, der Name Burgener ist in der Schweiz ein Begriff. Wie kam es zu dieser heraus–ragenden Karriere?
Bernhard Burgener: Meine Geschichte ist relativ einfach. Grundsätzlich suche ich nicht die Öffentlichkeit. Erst durch mein Engagement als Präsident beim FC Basel rückte ich vermehrt ins «Rampenlicht». Da mich der FC Basel seit meiner Kindheit begleitete, war mein Einstieg beim FC Basel eine bewusste Entscheidung und auch eine Herzensangelegenheit. Ich bin in einer Genossenschaftswohnung aufgewachsen, im Lehenmattquartier, in einem Hochhaus, wir lebten glücklich aber in bescheidenen Verhältnissen. Und da war dieses St. Jakobs-Stadion in unserer unmittelbaren Nähe, das mich anzog und sehr faszinierte. Damals war die Verbreitung von Medien noch sehr überschaubar, wir hatten keinen Fernseher. 1964 als Erstklässler, erzählten meine Mitschüler, von dem Film «Der Schatz im Silbersee» den sie zu Hause gesehen hatten.
Im Jahre 1981, habe ich die Entscheidung getroffen, mich selbstständig zu machen. Es sind jetzt ziemlich genau 40 Jahre her. Die Gründung einer Videothek war der Plan. Mein Partner und ich hatten sehr klare Zielsetzungen und ein Konzept. Der Schlüssel zum Erfolg war unsere Gründlichkeit in der Vorbereitung, wir brachten alles mit der Schreibmaschine zu Papier, damals existierte noch kein Excel.
Entscheidend für mich ist die richtige Vorbereitung, an seinen Ideen festzuhalten und die Risiken zu prüfen. Also die Checks and Balances. Aber das Wichtigste ist für mich, dass ich mich in einem Bereich bewegt habe, in dem ich eine Art First Mover war. Wie sagte Charles Darwin: Es ist nicht die stärkste Spezies, die überlebt, auch nicht die intelligenteste, sondern diejenige, die am besten auf Veränderungen reagiert. Wenn sich die Welt verändert. und neue Dinge kommen, darf man nicht zum Trittbrettfahrer werden. Über die Zeit ist es nicht einfacher geworden, ich glaube, da hatten wir noch, wenn ich das so sagen darf, damals bessere Zeiten. Wie gesagt, ich konnte noch mit einem Businessplan zu einer Bank gehen, die uns vertraute. Aber schon damals war es sehr wichtig, sich richtig vorzubereiten und dann die Visionen zum Leben zu erwecken.
Im Jahr 1984, also vor 38 Jahren, konnte ich Paramount Pictures überzeugen uns erst den Home-Entertainment-Vertrieb für die Schweiz und später für Österreich anzuvertrauen. Die ersten Filme, die wir veröffentlichen durften, waren «Der Pate», «Indiana Jones», «Star Trek» und «Spiel mir das Lied vom Tod».
Wir wollen immer ein First Mover sein. Mein Motto ist immer, und das sieht man auch in den Präsentationen: Willkommen in der Zukunft, alles ist möglich. Du musst früh in einem Bereich starten, denn dann ist es noch finanzierbar. Ich bin Unter–nehmer und ich habe immer mein eigenes Geld mitriskiert. So haben mir auch die Banken oder Partner immer geholfen, weil ich das Geld, das ich verdient habe, auch selbst wieder reinvestiert habe. Ich bin über–zeugt, dass das dann auch Vertrauen schafft. 1999 gingen wir dann mit der Highlight Communications AG an die Börse. Die Kurs-Gewinn-Verhältnisse gingen auf rund 80 Prozent. Unsere Aktie stieg und stieg.
Im Jahr 1999 lernte ich durch einen Freund Klaus Hempel und Jürgen Lenz, die damaligen Mitbesitzer der TEAM-Gruppe, kennen. Gemeinsam mit der UEFA entwickelten sie das neue Format der UEFA Fussball Champions League. Seit deren Gründung hat die TEAM Marketing AG das exklusive Mandat zur Vermarktung der UEFA Champions League inne. Der Rest ist schnell erzählt: Im Sommer 1999 konnten wir mit der Highlight Communications AG 80 Prozent der TEAM -Gruppe erwerben. Es war uns wichtig, dass 20 Prozent bei den bisherigen Eigentümern verblieben, um von ihnen zu lernen und den Know-How-Transfer sicherzustellen. Mittlerweile ist die TEAM-Gruppe eine 100-prozentige Tochtergesellschaft der Highlight Communications AG. In den letzten 21 Jahren konnten die UEFA-Club-Wettbewerbe weiter kontinuierlich ausgeweitet werden und zählen heute zu den grössten, jährlich wiederkehrenden Sportevents. Erfreulicherweise haben wir gerade den grössten Teil der Vermarktungsrechte (ohne USA) ab 2024 für weitere drei Jahre erhalten.
Es war immer ein Traum von mir mit der Filmbranche mein Geld zu verdienen. Meine Leidenschaft für den Film ist seit frühester Kindheit ungebrochen. So ist mein Engagement bei der Constantin Film AG eine Herzensangelegenheit. Ich war ein Riesen–fan von Bernd Eichinger, er war ein Genie und hat Massstäbe gesetzt. Sein Tod kam überraschend und war sehr tragisch. Auch für die Constantin Film war Eichinger ein Erfolgsgarant. Man sieht bei nüchterner Betrachtung nicht nur über ein Jahr, sondern über die letzten 21 Jahre, dass die Constantin Film AG im Kinovertrieb als einzige unabhängige Filmvertriebsfirma mit den Hollywood-Studios mithalten kann. Wir haben im August mit Constantin Film den achten Eberhofer-Krimi in die Kinos gebracht. Nach einem Rekordauftakt marschierte «Guglhupfgeschwader» nach dem zweiten Wochenende schon in Richtung 600’000 Zuschauer, schneller als jeder andere Eberhofer-Krimi davor. Die Bestmarke zu diesem Zeitpunkt hatte bisher «Leberkäs-Junkie» mit 505’000 Zuschauern. Nach elf Tagen hatte «Guglhupfgeschwader» auch schon die Gesamtergebnisse der ersten drei Eberhofer-Filme «Dampfnudelblues», «Winterkartoffelknödl» und «Schweinskopf al dente» überflügelt. Da schreiben wir wieder mit jedem Film Geschichte.
Viel Potenzial liegt vor allem in der Internationalisierung von Produktionen. Unsere Top-20-Produktionen der letzten 20 Jahre wie unter anderem «Fantastic Four» oder «Resident Evil», haben allein über drei Milliarden in den Kinos eingespielt. So haben wir Partnerschaften mit mehreren Hollywood-Studios. Im deutschsprachigen Raum übernehmen wir die Vermarktung durch die Constantin Film selbst, auf inter–nationaler Ebene suchen wir Lizenzpartner, die für uns die Rechte vertreiben. Mit Amazon haben wir einen Rekord mit «LOL – Last One Laughing» aufgestellt. Gemäss Philip Pratt,, Leiter der deutschen Amazon Originals bei Amazon Studios, ist LOL der am meisten gesehene Titel aller Zeiten bei Prime Video in Deutschland. Mit «Blood Red Sky» erreichten wir über 50 Millionen Views und in 57 Ländern Platz eins, damit wurde der Film weltweit bisher der erfolgreichste, deutsche Netflix-Titel.
Die privaten Sender haben sich bereits auf die Veränderungen eingestellt. Die Baby–boomer-Generation ist eben noch mit dem analogen Fernsehen aufgewachsen und wird damit auch alt.
Das Potenzial ist sicher da, aber wie immer in solchen Situationen, geht es auch darum, dass alle mitspielen. Es gibt einen Topf, wenn nun neue Ausgaben hinzukommen, muss das mitfinanziert werden. Das heisst: Neue Einnahmen müssen generiert werden und es braucht eine gerechte Verteilung. Das bedeutet, dass es kreative Konzepte und neue Einnahmequellen braucht.
Ich bin mir sicher, eine Regulierung wird kommen. Auf der an–deren Seite heisst das für mich: Wenn neue Sender und Programminhalte geschaffen werden, entstehen für mich neue Perspektiven und Möglichkeiten. 1857 wurde der erste Fussballclub gegründet. Wir reden über fast 170 Jahre und nur ganz wenige haben wirklich viel verdient. Ich bin mir sicher, dass die Frauen schnell aufholen werden. Es braucht nur etwas Geduld.
Als Schweizer Meister, klar, da wünsche ich mir den FC Basel. Da bin ich mit ganzem Herzen dabei.