Drei Wege, um als Unternehmen nachhaltiger zu werden
Im Jahr 2022 waren viele europäische Unternehmen aufgrund von Versorgungsengpässen, dem Krieg in der Ukraine und der galoppierenden Inflation gezwungen, harte Entscheidungen zu treffen. Ein Beispiel dafür ist der französische Hersteller Arc International, der mehrere seiner Fabriken schloss, wodurch er Umsatzeinbussen erlitt. Wie die New York Times berichtete, mussten die Führungskräfte von Arc wegen der eskalierenden Energiepreise in Europa den Betrieb zurückfahren.
Seit die Gaspreise fallen, können Unternehmen weltweit und in Europa wieder aufatmen. Dies gilt insbesondere für die gefährdeten kleinen und mittleren Unternehmen (KMU), die 99% aller Unternehmen in der EU ausmachen. Dr. Fatih Birol, Executive Director der internationalen Energieagentur, beschreibt die Geschehnisse des letzten Jahres als «die erste wirklich globale Energiekrise». Doch auch wenn diese nun hinter den KMU liegt, ist ihnen bewusst, dass die Energieunsicherheit bestehen bleibt – und sie fragen sich, was das für die bedeutet.
Aufgrund ihrer geringeren Gewinnspannen fehlt es KMU oft an Notfallplänen. Grosse Unternehmen verfügen in der Regel über mehr Kaufkraft, Eventualitäten und einen Plan B. Im Gegensatz dazu haben KMU nur selten einen solchen Alternativplan. Eine Option für mehr Energieresilienz für KMU ist, sich auf nachhaltige Geschäftspraktiken zu konzentrieren und die daraus entstehenden Vorteile zu nutzen.
Obwohl die Einführung nachhaltiger Geschäftspraktiken in der Theorie gut klingt, ist es für viele KMU schwierig zu wissen, wo sie anfangen sollen. Was KMU bei der Einführung nachhaltiger Geschäftspraktiken berücksichtigen sollten, erläutern die folgenden drei Beispiele:
Mach Sie den Sprung in die Cloud
In einem ersten Schritt kann der Umstieg auf die Cloud den KMU entscheidende Vorteile bringen. Mehr als 60 Prozent der weltweiten Unternehmensdaten sind in der Cloud gespeichert, und diese Zahl wird weiter steigen. Cloud-Computing-Anbieter sind sich der steigenden Energiekosten bewusst, und nutzen inzwischen erneuerbare Energien für den Betrieb ihrer Rechenzentren. Folglich werden Unternehmen, welche auf die Cloud umsteigen, dazu beitragen, die Nachhaltigkeit auf der ganzen Welt und in allen Branchen zu fördern.
Dies ist besonders wichtig für Unternehmen, die sich im Epizentrum der Energiekrise befinden. Der Bericht «Modular Data Center Global Market Report 2022: Ukraine-Russia War Impact» stellt fest, dass die Europäische Kommission die Energieeffizienz von Rechenzentren erhöhen und deren Emissionen begrenzen möchte. Das bedeutet, dass Unternehmen, die ihre Arbeitslasten zu einem Cloud-Anbieter verlagern, ihren Energieverbrauch erheblich reduzieren können. In Verbindung mit dem europäischen Green Deal, der darauf abzielt, dass die europäischen Rechenzentren bis 2030 kohlenstoffneutral werden, sind Server vor Ort nicht mehr wirtschaftlich oder nachhaltig sinnvoll.
Führen Sie ein hybrides Arbeitsmodell ein
Cloud Computing steigert nicht nur die Effizienz und den Energieverbrauch, sondern öffnet auch die Tür zu einem hybriden Arbeitsplatz. Auch wenn einige Manager es vorziehen, ihre Mitarbeiter:innen vor Ort zu behalten: Experten sagen voraus, dass die Arbeit aus der Ferne auf Dauer Bestand haben wird. Je nach den Bedürfnissen eines Unternehmens könnte eine Mischung aus beidem die Vorteile der Arbeit vor Ort mit einer möglicherweise höheren Produktivität verbinden.
Nick Bloom, Senior Fellow am Stanford Institute for Economic Policy Research and der Stanford University und Experte für Heimarbeit, nennt dies eine «Win-Win-Situation». In seinem Buch «Hybrid is the Future of Work» erklärt er: “Hybride Arrangements schaffen ein Gleichgewicht zwischen den Vorteilen der persönlichen Anwesenheit im Büro – bessere Zusammenarbeit, mehr Innovationsmöglichkeiten und der Aufbau einer Teamkultur – und den Vorteilen vom Home Office, wie die Ruhe und die Zeitgewinnung durch das Ausbleiben des Arbeitswegs.». Ausserdem können KMU feststellen, dass hybride Arbeitsplätze die Gemeinkosten reduzieren. Ein SAP-Bericht drückt es ähnlich wie Bloom aus: Der hybride Arbeitsplatz ist «die Zukunft der Arbeit».
Nutzen Sie die Kraft der Nachhaltigkeit
Clevere KMU profitieren, indem sie im Unternehmen Nachhaltigkeit priorisieren. Dazu gehört die Implementierung von KI und anderen Technologien. Diese sind nicht nur nachhaltig, sondern tragen auch massgeblich zur Kostensenkung bei, indem sie die Effizienz im Unternehmen steigern.
Nehmen Sie zum Beispiel Unternehmen mit Lagerhäusern. Durch cloudbasierte Lösungen für die Logistik stellen diese Firmen sicher, dass jeder ausgelieferte Lkw eine volle Ladung beinhaltet. Die Harvard Business School nennt dieses Vorgehen «Shared-Value-Chance»: Unternehmen «erzielen Gutes», indem sie «Gutes tun». Durch die cloudbasierte Sicherstellung der vollen Lkws treibt das Unternehmen nachhaltige Prozesse voran und kann mit der Zeit seine Nachhaltigkeitsbemühungen bekannt werden – ein Thema, das für die Kunden immer wichtiger wird.
Mit cloudbasierten Systemen können KMU eine zuverlässige Infrastruktur übernehmen. Die schlanken und intelligenten Systeme bringen die Interessen von Unternehmen mit denen des Planeten in Einklang. «Mit cloudbasierten Lösungen werden wir die grüne Revolution beschleunigen», sagt Tony Smurfit, Vorstandsvorsitzender des Verpackungsunternehmens Smurfit Kappa. «Vor fünfzig Jahren gab es keine solche Optionen, jetzt schon. Ich glaube, dass Europa dadurch einen grossen Schritt nach vorne machen wird.»
Die globale Energiekrise hat die Landschaft für Unternehmen in aller Welt verändert. Die alten Geschäftspraktiken werden nicht mehr funktionieren, und KMU können nicht erwarten, dass sie florieren, wenn sie sich nicht an neue Arbeitsweisen anpassen. Clevere KMU könnten in der Krise Chancen entdecken und den Weg in eine umweltfreundlichere Zukunft antreten – und dabei daran denken, dass auch der längste Winter zu Ende geht.
Über den Autor
Seit September 2022 leitet Carlo Giorgi die KMU-Organisation für die EMEA-Region bei AWS und ist für die Strategie, das Go-to-Market und die operative Ausführung dieses Geschäftssegments verantwortlich. Carlo Giorgi stiess 2020 als Managing Director von AWS Italien zum Unternehmen und arbeitete eng mit italienischen Unternehmen aller Branchen und Grössen zusammen. Er verfügt über mehr als 20 Jahre Erfahrung in der IT-Branche und war in den letzten 15 Jahren in verschiedenen internationalen Management- und Führungspositionen tätig. Carlo hat einen Abschluss in Industrial Technology Engineering vom Politecnico di Milano und absolvierte ein postgraduales Forschungsstudium an der Ecole Nationale des Mines de Paris.