Schweizer Exporteure stehen vor neuen Hürden im US-Handel
Mit dem Jahr 2025 traten in den Vereinigten Staaten mehrere tiefgreifende Änderungen im Zollrecht in Kraft, die direkte Auswirkungen auf Schweizer Exporteure und DHL Express haben. Im Folgenden finden Sie eine Gegenüberstellung der bisherigen Regelungen und der neuen Bestimmungen.
Autor_Claudio Formenton – Manager Customs
Regulatory Affairs Switzerland
Bisher (bis August 2025): Sendungen mit einem Warenwert bis 800 US-Dollar konnten zoll- und steuerfrei in die USA eingeführt werden. Diese Schwelle war besonders vorteilhaft für kleine Sendungen, Muster und Expresslieferungen aus der Schweiz.
Neu (ab 29. August 2025): Die De-Minimis-Schwelle wurde vollständig aufgehoben. Damit müssen nun alle Warensendungen, unabhängig vom Wert, eine formale Zollanmeldung durchlaufen. Zoll- und Einfuhrabgaben fallen somit auch bei Kleinsendungen an.
Zolltarife auf Schweizer Ursprungswaren
Bisher: Die Schweiz unterlag den allgemeinen Meistbegünstigungssätzen (MFN-Rates). Für viele Hightech-, Pharma- und Laborprodukte galt bereits ein Zollsatz von null bis zwei Prozent.
Neu (ab August 2025): Die USA führen eine zusätzliche Zollabgabe von 39 Prozent auf Waren schweizerischen Ursprungs ein. Bestimmte Industriezweige, insbesondere Stahl- und Metallprodukte, unterliegen sogar Sonderzöllen von bis zu 50 Prozent. Diese Abgaben sind zusätzlich zu den bestehenden MFN-Zöllen zu entrichten und müssen mit Ursprungsland und Anteil entsprechend auf der Handelsrechnung pro Position ausgewiesen sein.
Auswirkungen auf DHL Express
Bisher: Wir konnten kleinere Sendungen bis 800 US-Dollar nahezu automatisch abfertigen. Der Verwaltungsaufwand war gering und Verzögerungen traten selten auf.
Neu: Nun müssen alle Sendungen formal verzollt werden. Dies führt zu mehr Bürokratie, höheren Abfertigungskosten und potenziellen Verzögerungen an US-Grenzen. Wir müssen unsere Systeme anpassen, elektronische Zollmeldungen ausbauen und zusätzliche Dokumente wie Ursprungsnachweise und Produktbeschreibungen erfassen.

Wirtschaftliche und operative Folgen
Die neuen Zollvorschriften markieren einen Wendepunkt im transatlantischen Versandverkehr. Schweizer Exporteure verlieren den Vorteil der zollfreien Kleinsendungen, was insbesondere den E-Commerce und die Life-Science-Branche betrifft. Für uns steigen die Aufwände und Kosten für Zollabwicklung, Risikoprüfung und Beratung unserer Kunden erheblich. Daher sind neben den vorher genannten Erkenntnissen folgende Punkte für den Versand in die USA von Bedeutung:
Wichtige Datenelemente für die ordnungsgemässe Bearbeitung, Anmeldung und Bemessung von Zöllen bei der Einfuhr in die USA:
- Warenbeschreibung: vollständig und genau: was es ist, wofür es verwendet wird und woraus es besteht.
- Zolltarifnummer (Tariff Classification): zehnstellige HTS-Nummer (Harmonized Tariff Schedule of the US), basierend auf den Produktspezifikationen.
- Ursprungsland (Country of Origin – COO): Land, in dem die Ware hergestellt oder wesentlich verändert wurde. NICHT das Land, aus dem sie versendet wird. Eine wesentliche Veränderung liegt vor, wenn sich Form, Erscheinungsbild, Natur oder Charakter der Ware mit
erheblichem Wertzuwachs ändert. - Zollwert (Customs Value): der tatsächlich gezahlte oder zu zahlende Preis für die Ware beim Verkauf zur Ausfuhr in die USA. Internationale Fracht, Versicherung und andere Kosten (zum Beispiel Einfuhrzölle), die separat in der Rechnung aufgeführt sind, werden nicht einbezogen.
- Steuer-ID-Nummer des US-Empfängers (Tax ID Number of the US Consignee): nur für formelle Einfuhren erforderlich. Arbeitgeber-Identifikationsnummer (EIN) für Organisationen, Sozialversicherungsnummer (SSN) für Privatpersonen oder eine vom Zoll zugewiesene
Importnummer (CAIN) für ausländische Importeure. - Hersteller-ID (Manufacturer ID – MID): für Textilien erforderlich – enthält die MID-Nummer und Herstellerangaben.
In diesem Zusammenhang nehmen Logistikdienstleister wie DHL eine zentrale Rolle ein. Die Zolldienstleistungen von DHL gehen über die Zollabfertigung hinaus. Wir bieten End-to-end-Compliance-Lösungen sowie digitale Vorabfertigung an. Die Integration von Echtzeitdaten und die Zusammenarbeit mit der CBP verbessern die Vorhersagbarkeit, beschleunigen die Zollabfertigung und verringern die Wahrscheinlichkeit von Kontrollen. Darüber hinaus verbinden die Nachhaltigkeitsinitiativen von DHL Zolleffizienz mit Umweltverantwortung und optimieren so sowohl die Kosten als auch die CO2-Bilanz.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Zölle weit mehr als ein fiskalisches Instrument sind: Sie definieren den operativen und strategischen Rahmen, innerhalb dessen Schweizer Exporteure agieren müssen. Das Fehlen eines Freihandelsabkommens zwischen der Schweiz und den USA erhöht die Bedeutung von Präzision, Compliance und Partnerschaft. Wer die US-Zollmechanismen beherrscht, verschafft sich einen konkreten Wettbewerbsvorteil. Logistikpartner wie DHL verwandeln Compliance von einer Einschränkung in einen Vorteil und sorgen dafür, dass die für Präzision, Qualität und Zuverlässigkeit bekannte Schweizer Exzellenz auch im komplexen Umfeld des transatlantischen Handels weiterhin floriert.










