Die Start-up-Förderung erhält mit der Eröffnung des «cleantechLABs» in Liestal (BL) wichtige Verstärkung. Hier werden Start-ups unterstützt, die mit neuen, nachhaltigen Geschäftsmodellen Produkte oder Dienstleistungen anbieten, die weniger Ressourcen brauchen und der Zukunft neue Chancen ermöglichen. Das cleantechLAB wurde Mitte Oktober 2020 gemeinsam mit der Wirtschaftsförderung Baselland offiziell eröffnet.
Der Klimawandel ist die grosse Herausforderung des 21. Jahrhunderts. Es gilt, innovative Geschäftsideen und Technologien zu nutzen, um einen entscheidenden
Beitrag für eine nachhaltige Zukunft zu leisten. Wichtiger Motor dieses Wandels sind cleantech-Start-ups, die mit neuen Ansätzen bestehende Strukturen aufbrechen. Gerade Jungunternehmen mit einem Fokus auf Umwelt- und Energiethemen, also mit nachhaltigen Produkten oder Dienstleistungen, müssen in der heutigen Zeit einen Extra-Boost erhalten. Genau da setzt das cleantechLAB im Tenum Liestal an. Dieses neue Start-up-Zentrum bringt junge Unternehmen in den Themen Umwelt, Nachhaltigkeit und Energie zusammen.
Das Angebot besteht aus personalisiertem Coaching, dem Zugang zum grossen
Netzwerk sowie zahlreichen Events und Workshops. Das cleantechLAB funktioniert wie ein grosses shared-office, in dem sich die Gründer ganz auf ihr Schaffen konzentrieren und, wann immer notwendig, mit Gleichgesinnten austauschen können. Jungen Unternehmen mit speziell grossem Potenzial werden Büros und Infrastruktur für sechs Monate kostenlos zur Verfügung gestellt. Gesponsert werden die Büroräumlichkeiten von Fankhäuser Arealplanung.
Eröffnungsfeier
Im Herbst 2020 wurde die Eröffnung des cleantechLABs im Rahmen eines gemeinsamen Netzwerkanlasses mit der Startup Academy Liestal zelebriert. Rund 80 Personen folgten der Einladung und nahmen vor Ort an der Veranstaltung teil. Highlights des Abends waren die Ansprache der Landrätin Laura Grazioli und die Keynote von Noah Heynen, CEO und Co-Gründer von Helion als ein nationales Paradebeispiel für einen Cleantech-Unternehmer.
Grazioli hob hervor, dass das cleantechLAB mit Standort in Baselland für die gesamte Region Basel neue Möglichkeiten bietet. Nicht zuletzt, da es dort besonders eng mit der Startup Academy zusammenarbeiten kann und so das Netzwerk an Start-ups nicht nur vergrössert, sondern auch verstärkt. Dieser Austausch ist es, der Basel zu einem ganz besonderen Standort macht. Auch Heynen unterstrich die Wichtigkeit der einem Ökosystem ähnelnden Zusammenarbeit und Vernetzung mehrerer Startups. Anhand seiner eigenen Geschichte verdeutlichte er, dass es sich durchaus lohnt, die eigene Idee auch bei Gegenwind voranzutreiben, und warum Rückschläge ganz besondere Chancen darstellen.
Einleitende Worte sprachen ausserdem Thomas Kübler von der Standortförderung
Baselland, Sandrine Straub von der Fankhauser Arealentwicklung AG sowie Moritz Kistenmacher von der Startup Academy Liestal.
Die anschliessenden Start-up Family Pitching Sessions machten es den Teilnehmern möglich, verteilt auf drei verschiedene Räume, sechs aktuelle cleantech Start-ups persönlich kennenzulernen. Dabei war es möglich, die ganze Bandbreite unterschiedlicher Innovationen und Umsetzungen zu erfahren. Die folgenden Start-ups präsentierten ihre Ideen und Ziele:
Green-Y
Stromspeicher, Wärme- und Kälteerzeugung in einem Gerät. Durch die Integration
von erneuerbaren Energien soll eine profitable und nachhaltige Energiewende ermöglicht werden. Der Allrounder ist ein kostengünstiger Stromspeicher und nutzt Wasser und Luft als Arbeitsmittel – also zu 100 Prozent recycelbar. Damit steht er der nicht nachhaltigen Kombination von Wärmepumpe und Batterie gegenüber, wie sie heute noch häufig anzutreffen ist. Die Druckluftspeicher-Technologie speichert Strom und erzeugt Wärme & Kälte, als Einzellösung oder in Kombination mit bestehenden Systemen. So kann der Profit gesteigert, die Emissionen verringert und die Umwelt geschont werden.
My energy guide
Digitaler Energieberater, der dabei hilft, das eigene Zuhause kostengünstig zu modernisieren und zu optimieren. Im Zentrum steht die Klimafreundlichkeit. Der Nutzer kann durch «Warm-up»-Fragen die Anwendung individualisieren, die eigenen Prioritäten und Ziele festsetzen. Auf diese Weise können Ziele und Budget leicht abgeglichen und im Auge behalten werden. Doch My Energy Guide bietet mehr als einen Überblick: Schliesslich können die anfallenden Projekte gespeichert und passende regionale Beratungsstellen kontaktiert werden. Der Guide stützt sich unter anderem auf Referenzwetterdaten, historische Daten, Energiegesetze, Planungsnormen und statistische Daten.
Up boards
Kunststoffplatten aus 100 Prozent recyceltem Plastikabfall. Es werden hauptsächlich Plastikabfälle verwendet, die nicht wirtschaftlich getrennt werden können. So beispielsweise Verpackungsmaterial oder PET. Durch Erhitzen und Pressen entstehen langlebige Allzweckplatten, die wetterfest, wasserfest und leicht zu reinigen sind. Konsequent: Auch die Platten sind recycelbar, enthalten keine Harze oder Klebstoffe. Um sie in Form zu bringen, können sie geschnitten, gesägt oder gefräst werden. Auch Bohren und Schrauben ist kein Problem. Damit können sie ähnlich wie herkömmliche Holzplatten eingesetzt werden, es gibt eine
Indoor- und eine Outdoor-Variante. Der Anwendungsbereich reicht vom Hochbeet
über den Gartenschuppen bis hin zu Möbeln, Trennwänden oder bedruckten
Wandbildern.
Vuna
Eine Ergänzung für Nährstoff- und Wasserkreisläufe im Gebäude. Zur Palette gehören Pflanzenfilter, Trockentoiletten und Recycling-Dünger. Die Vuna-Urin-Recycling-Technologie zur Nährstoffrückgewinnung aus Urin hat sich bewährt. Das biologische Verfahren stabilisiert den Stickstoff im Urin, im nächsten Schritt werden Hormone und Medikamente durch einen Aktivkohlefilter entfernt. Beim Eindampfen werden schliesslich Keime eliminiert und das Volumen reduziert. Am Ende des Prozesses steht der Flüssigdünger Aurin, der für alle Pflanzen einsetzbar ist. Auf diese Weise können Ressourcen zurückgewonnen und Nährstoffkreisläufe
geschlossen werden.
Cowa
Kompakte thermische Energiespeicher basierend auf Phasenwechselmaterialien für Gebäudetechnik und für industrielle Anlagen. Die mit PCM gefüllten Cowa-Caps können einfach in bestehende oder neue Warmwasser-, Puffer- oder Kältespeicher eingebracht werden. Cowa-Caps erhöhen die Speicherkapazität von wasserbasierten thermischen Speichern durch Ausnutzung von Schmelz- und Erstarrungsvorgängen des Füllmaterials. Durch die erhöhte Speicherkapazität kann in Kombination mit Photovoltaik und Wärmepumpe ein Eigenverbrauch von rund 70 Prozent erreicht werden.
Die Technologie lässt sich ideal mit erneuerbaren Energiequellen kombinieren und
erhöht deren Eigenverbrauch, indem Angebot und Nachfrage von Energie gekoppelt werden.
Sun2wheel
E-Autos sind ein 2-in-1-Produkt: Sie sind sowohl Fahrzeuge als auch Energiespeicher auf Rädern. sun2wheel optimiert mit mobilen und stationären Speichern den Eigenverbrauch. Die Lösungen helfen, die Energiekosten zu minimieren, indem die Eigenversorgung des Gebäudes und die Fahrleistung des Fahrzeugs gedeckt durch Solarenergie maximiert werden. sun2wheel bietet Ladegeräte, Speicher und Software an, um solargetriebenes Fahren erlebbar und quantifizierbar zu machen. Über die sun2wheel App ist es dem Nutzer ausserdem
möglich einzustellen, wie viel Solarenergie vom Autospeicher für das Gebäude
benutzt werden kann, um so die Autarkie zu steigern oder die Flexibilität anderweitig zu vermarkten.
Dank des gut durchdachten Sicherheitskonzeptes konnte den Family-Pitchings in Kleingruppen gefolgt werden, die ausserdem die anschliessende Fragerunde und Diskussion erleichterten. Wer sich in grösserer Runde austauschen wollte, konnte dies während des anschliessenden Apéros bei regionalen Häppchen und Wein nachholen. Auch hier wurde nochmals abschliessend deutlich, wofür das cleantechLAB steht: nachhaltige Lösungen und Networking für die Welt von morgen, regional verwurzelt in Liestal.