EGO Movement wurde 2015 in Zürich gegründet und 2021 von TSV Motor, einem der grössten Motorrad- und Zweiradhersteller weltweit, akquiriert. «Moderne, nachhaltige Technik und eine klassisch schlichte Gestaltung gehen bei den E-Bikes von EGO Movement eine stimmige Symbiose ein – genau das Richtige für trendbewusste Städter», so lautete die Begründung der Jury, welche EGO Movement 2016 mit dem Red Dot Design Award auszeichnete.
Interviewpartner: Dr. Avrath Chadha
Autor: Artur K. Vogel
PRESTIGE Business: Dr. Avrath Chadha, Sie sind promovierter Maschineningenieur der ETH und seit März 2023 als Senior Vice President in verschiedenen Funktionen für TVS Motor tätig. Seit Januar 2024 sind Sie zudem CEO des Premium-E-Bike-Anbieters EGO Movement. Die Zürcher Firma ist vor zweieinhalb Jahren vom indischen Zweiradkonzern TVS Motor Company akquiriert worden. Was hat sich mit dem Kauf geändert?
Dr. Avrath Chadha: Die DNA und die Unternehmenskultur von EGO Movement bleiben erhalten und werden sogar weiter gestärkt. Es geht um Swissness, nachhaltige Mobilität und gutes Design. TVS Motor vertritt als familiengeführter Konzern übrigens genau die gleichen Werte. EGO Movement hat mit TVS einen strategischen und finanzstarken Partner im Hintergrund und kann so im dynamischen Marktumfeld schneller auf Entwicklungen reagieren.
E-Bikes von EGO Movement sind bekannt für ihren hohen Qualitätsanspruch. Aber das Unverwechselbare ist das Design im urbanen Retrolook. Wird EGO unter Ihrer Führung und unter dem TVS-Dach an diesen Prinzipien festhalten?
EGO Movement ist ein starker Brand, gerade in der Schweiz. Wir werden uns weiterhin darauf konzentrieren, urbane Bikes zu entwickeln und herzustellen. Zudem wollen wir unserem Versprechen gerecht werden, immer auf dem neuesten Stand der Technik zu sein. Die Bikes werden ausschliesslich in der Schweiz entwickelt und designt. Viele Komponenten kommen natürlich von weltweiten Zulieferern. Die Endmontage findet wiederum in der Schweiz statt.
Sie haben im Juli an der Messe Eurobike in Frankfurt eine neue Produktlinie vorgestellt. Worin unterscheidet sich diese vom bisherigen Angebot?
Das neue Angebot mit vier verschiedenen Modellen, das im Frühjahr 2025 in den Markt eingeführt wird, ist eine logische Weiterentwicklung unseres bisherigen Portfolios. Ein klares und stilvolles Design, der Fokus liegt auf urbanen Fahrerinnen und Fahrern, Pendlerinnen und Pendlern. Unsere Zielgruppe, sowohl weiblich wie männlich, ist klar Lifestyle-orientiert. Speziell für den Transport im Citybereich haben wir ein Cargo-Bike im Angebot.
Früher galten E-Bikes als «Grossvaterfahrräder». Heute bekommt man den Eindruck, dass sich das Segment der E-Bike-Nutzer stark verbreitert hat und zudem immer mehr schnelle Bikes (45 km/h) zirkulieren. Ist dieser Eindruck richtig?
Absolut. Viele Kundinnen und Kunden haben unsere E-Bikes als Alternative zum Auto und zum unvermeidlichen Stau in unseren Städten entdeckt. Das E-Bike ist ein weithin akzeptiertes Fortbewegungsmittel. Für den Sport kann man immer noch auf die sogenannten Bio-Bikes zurückgreifen oder das E-Bike mit entsprechend weniger Unterstützung nutzen. Auch der Schwerpunkt Gesundheit nimmt mehr und mehr zu. Das E-Bike-Fahren kann helfen, diversen Volkskrankheiten vorzubeugen. Ich bin das beste Beispiel hierfür. Über 20 Jahre lang war ich in der Automobilindustrie tätig, vor allem in der Entwicklung von Motoren und Getrieben. Jetzt versuche ich, wo es nur geht, meine Termine mit dem E-Bike wahrzunehmen. Es ist ein Stück Lebensqualität.
EGO betreibt eigene Stores in Zürich, Bern, Basel, Genf und Lausanne, und die Bikes werden auch vom Retailer m-way vertrieben, der ebenfalls von TVS akquiriert wurde. Der Verkauf von E-Bikes hat während der Corona-Pandemie einen Boom erlebt, ist aber 2023 gegenüber 2022 signifikant zurückgegangen, gemäss «Velojournal» von rund 219’000 auf knapp 173’000. Worauf ist dieser Rückgang zurückzuführen?
Die Zeit während und nach der Corona-Pandemie war sehr speziell, und der E-Bike-Markt wuchs aus vielerlei Gründen sehr stark. 2022 hatten dann viele zum ersten Mal ein E-Bike gekauft und der Markt war mehr oder weniger gesättigt.
Wie sieht der Trend für 2024 aus?
Es gibt grosse Unterschiede in der Marktentwicklung je nach Kategorie. Derzeit sind Cargo-E-Bikes ein stark wachsendes Segment. 2024 wird die Branche wohl wieder an die Zahlen von 2022 herankommen. Anfang des Jahres sah man aber einen harten Wettbewerb, da viele Lager bei den Händlern noch voll waren – unter anderem als Nachwehen der Corona-Zeit und der damit einhergegangenen Lieferketten-Herausforderungen.
Auf Ihrer Website findet man viele vergünstigte Angebote. Ist Ihr Stock zu gross und muss reduziert werden?
Wir passen uns ein wenig den Marktgegebenheiten an, das ist logisch. Allerdings schwingt hier auch die Vision von TVS mit – «personalized microbility for all». Wir möchten umweltfreundliche E-Mobilität für jeden erschwinglich machen.