Der menschliche Körper muss bildhaft für vieles hinhalten. Man sagt von einer wenig durchdachten Idee, sie habe weder «Hand noch Fuss», spricht – statt vom Chef – vom «Kopf des Unternehmens» oder lobt die KMU als «Rückgrat der Schweizer Wirtschaft». So weit so gut, aber wie bezeichnen wir nun Geschäftsideen oder Start-ups: Sind sie «Ballaststoff» oder «Sauerstoff» für bestehende Unternehmen?
41’336 – diese Zahl zeigt, wie stark Selbstständigkeit in der Schweiz boomt, denn so viele Unternehmen haben sich letztes Jahr ins Handelsregister eingetragen. Weniger bekannt ist die Tatsache, dass sich um diese Jungunternehmen herum eine eigentliche Start-up-Industrie herausgebildet hat: Private, halb- und ganzstaatliche Organisationen duellieren sich um die Themenführerschaft und machen beispielsweise mit Events, Schulungen, (Online-)Services und Wettbewerben auf sich und ihre Dienstleistungen aufmerksam – manchmal auch zum Nutzen der Start-ups.
Wie unterschiedlich man mit der Herausforderung umgeht, Start-ups zu unterstützen, zeigen gerade die vielen Agenturen, Firmen, Institute und Organisationen im Start-up-Umfeld mit einer oft überschaubaren «Wirkung im Ziel» – überhaupt liessen sich spannende Debatten über die Kostenbalance zwischen internem Verwaltungsaufwand und externer Wirkung führen. Die breit und mächtig, aber völlig unkoordiniert sprudelnden Geldquellen dahinter werden als «Standort- und Wirtschaftsförderung» von der öffentlichen Hand alimentiert oder von Privatunternehmen, die sich davon einen Imagegewinn versprechen.
Startup Academy Schweiz setzt einen anderen Schwerpunkt. Als gemeinnütziger Verein bringt er Menschen mit Geschäftsideen und Menschen mit Wissen und Erfahrungen zusammen. Denn was den Start-ups am Anfang fehlt, haben Mentorinnen und Mentoren aus Unternehmen – sie fungieren als Coaches – im Überfluss. Die Startup Academy unterstützt Jungunternehmen während maximal zwei Jahren. Sie begleitet sie eng und geht auf ihre individuellen Bedürfnisse ein – mit dem Ziel, ein erfolgreiches Geschäftsmodell zu entwickeln. Startup Academy Basel ist inzwischen die grösste Start-up-Förderorganisation der Nordwestschweiz. Von den anderen Organisationen unterscheidet sie sich in drei wesentlichen Punkten: Ihr Betrieb ist rein privatwirtschaftlich finanziert, jedes Start-up erhält ein individuell zugeschnittenes Begleitprogramm, und das Netzwerk aus Mentoren, Experten und Studierenden besteht aus Freiwilligen – funktioniert also auf Non-Profit-Basis.
Während sich bei Startup Academy Schweiz die Mentorinnen und Mentoren eigenmotiviert – gewissermassen aus privatem Interesse – für die Start-ups engagieren, wird jetzt zunehmend betriebliches Interesse an diesem «Skill-based-Volunteering» signalisiert. Immer mehr Unternehmen beteiligen sich im Themenfeld «Corporate and Social Responsibility» an Projekten, aus denen die Gemeinschaft in der Schweiz einen Nutzen zieht. Und gerade für diese Unternehmen sind solche Initiativen interessant. Denn im Unterschied zu den eher unspezifischen Freiwilligen-Programmen, wie Wald säubern, Wege bauen, Menschen betreuen, setzen die Mentorinnen und Mentoren beim Start-up-Coaching ihr berufliches Fachwissen ein. Dabei lernen sie, wie Jungunternehmen gecoacht werden, und sie erweitern ihre methodischen Kompetenzen um den Umgang mit neuen Geschäftsideen und Start-ups. Und diese Erfahrungen sind «Sauerstoff» für Unternehmen, nicht bloss für Start-ups.