Das Coronavirus hat Europa fest im Griff. Nicht nur gesundheitlich, sondern auch wirtschaftlich stellt die Pandemie eine grosse Herausforderung für die Gesellschaft dar. Beinahe alle Branchen spüren die Auswirkungen, auch die Logistik. Die Produktionen laufen teilweise wie bisher weiter, die Lager sind gefüllt. Dennoch, wie können die Warenströme in Zeiten von Grenzkontrollen und Quarantäne für Fahrer transportiert werden? Möglich machen das Speditionen, die in der aktuellen Krise noch intensiver als sonst neue Lieferwege erschliessen oder Sonderschichten einlegen, um Waren zu transportieren.
Aussergewöhnliche Situationen, erfordern aussergewöhnliche Massnahmen: Ein Beispiel für schnelle Nachbarschaftshilfe in der Logistik ist Arne Anderssohn. Der 58-jährige ehemalige Manager bei Dachser und DB Schenker ist normalerweise als Berater für Speditionen im Bereich Preisfindung unterwegs. Seit ein paar Tagen sitzt er wieder selber «auf’m Bock». Anderssohn fährt für einen befreundeten Transportunternehmer tonnenweise Lebensmittel in einem 40-Tonner von Hamburg nach Nürnberg, da dieser aufgrund der Corona-Krise eine deutlich erhöhte Nachfrage verzeichnet. Das eigene Personal war vorher schon knapp und ist durch die gestiegene Nachfrage, vor allem durch die Hamsterkäufe, nun am Limit.
Für Anderssohn ist das Selbstverständlichkeit: «Was die Fahrer, die ich unterwegs treffe, hier gerade leisten und mitmachen, um die Lieferketten aufrechtzuerhalten, das ist brutal und wirklich unglaublich beeindruckend.» Kilometerlange Staus an den Grenzen, geschlossene Restaurants und Hygieneeinrichtungen an den Versorgungspunkten sind da nur die offensichtlichsten Herausforderungen. «Ich sitze selber das erste Mal seit 20 Jahren wieder hinter dem Steuer. Für mich ist das gerade nur ein freiwilliger temporärer Ausflug. Den Fahrern sollten wir mehr Dank und Anerkennung entgegenbringen.»
Um die Lieferketten am Laufen zu halten, braucht es einsatzbereite Fahrer. Es braucht aber auch die Speditionen, die die einzelnen Frachtanfragen zu Fahrten bündeln und diese organisieren. Auch hier ist es wichtig, dass absehbare Personalengpässe überbrückt werden, um die Koordination des Frachtverkehrs weiter zu gewährleisten. Hier können innovative Lösungen einen Push von ungeahnter Seite erleben.
Pamyra.de beobachtet die Auswirkungen des Coronavirus (COVID-19) auf die Logistik permanent. «Viele unserer Partnerspeditionen überlegen aktuell wie sie dringend benötigtes Personal beispielsweise aus der Angebotserstellung und Auftragsentgegennahme abziehen und an anderer Stelle einsetzen können», sagt Felix Wiegand, Gründer und Geschäftsführer des Speditions-Preisvergleichs Pamyra.de. «Wir prüfen gerade wie wir mit unserer Technik zur online Auftragserfassung auf Webseiten von Speditionen helfen können. Im Bedarfsfall stellen wir unsere Lösung gern auch kostenfrei zur Verfügung.» Mit der neuesten Entwicklung Pamyra4U kann jedes Unternehmen unter anderem in wenigen Minuten quasi zur Online-Spedition umgewandelt werden und Aufträge einfach digital entgegennehmen.
Internationale und bundesweite Einschränkungen im Lieferverkehr
Speditionen in ganz Deutschland sind bemüht, die Lieferketten aufrechtzuerhalten, um damit eine Grundversorgung von Industrieprodukten sicherzustellen. Aktuell kommt es auf jeden einzelnen an, aber auch auf die Zusammenarbeit von Lieferanten, Spediteuren und digitalen Logistik-Anbietern. Die Einschränkungen im Lieferverkehr sind dennoch für alle deutlich spürbar. Aktuell nehmen diese international sowie auch bundesweit stetig zu. Spediteure liefern aufgrund des Kontaktverbots aktuell in der Regel nur noch «frei Bordsteinkante», «frei Verwendungsstelle» hingegen nicht mehr.
Im internationalen Lieferverkehr können Regellaufzeiten bei vielen Netzwerken nicht mehr garantiert werden. HUB-Linien werden zwar aufrechterhalten, jedoch mit begrenzten Mengen und grossen Verzögerungen bedingt durch Grenzwartezeiten, Gesundheitschecks und Polizeikontrollen. Die Frequenz der Fahrten ins europäische Ausland hat auf vielen Strecken spürbar abgenommen. Besonders betroffen ist dabei natürlich Italien durch die Schliessung aller nicht überlebensnotwendigen Betriebe. Bei einigen Stückgutnetzwerken können Sendungen an Privatempfänger in Frankreich, Spanien und Portugal nicht mehr abgewickelt werden.