Im 2. Quartal 2021 zeigt der Schweizer Stellenmarkt deutliche Anzeichen von Erholung: Im Vergleich zum Vorjahr nimmt der Job Index um 28 Prozent zu. Dies zeigt die wissenschaftlich fundierte Erhebung des Adecco Group Swiss Job Market Index des Stellenmarkt-Monitors Schweiz der Universität Zürich. In der Deutschschweiz ist die Zahl der Stellenausschreibungen stärker angestiegen als in der Romandie und im Tessin, wo die Erholung schon etwas früher eingesetzt hat. Schweizweit besonders stark konnten Berufe der Informatik sowie von Management und Organisation zulegen.
Die jüngsten Entwicklungen des Adecco Group Swiss Job Market Index sind eindeutig positiv, da die Unternehmen in der Schweiz wieder vermehrt Stellen ausschreiben. Folglich hat der Job-Index im Vergleich zum Vorjahresquartal um ganze 28 Prozent zugenommen und liegt schon bald auf Vor-Corona-Krisenniveau. «Es ist anzunehmen, dass sich die Wirtschaft nun schnell erholen wird, wie die jüngsten Wirtschaftszahlen des SECO und der KOF zeigen.
Beispielsweise weist die Industrie, welche wenig von den Eindämmungsmassnahmen zu Beginn des Jahres betroffen war, erfreuliche Wertschöpfungszahlen auf. «Die Job-Indexwerte erreichen im 2. Quartal 2021 nahezu wieder Vor-Corona-Krisen-Niveau und sind vergleichbar mit den Werten der zweiten Jahreshälfte 2019», erläutert Anna von Ow vom Stellenmarkt-Monitor Schweiz. Alle Berufsgruppen weisen aktuell im Vergleich zum Vorjahresquartal eine positive Entwicklung auf, allerdings fällt diese unterschiedlich stark aus. «Viele Unternehmen wurden während der Covid-19-Pandemie gezwungen, ihr Geschäftsmodell zu überdenken. In kurzer Zeit wurde viel in Automatisierung und Digitalisierung investiert, um Transformationsprozesse zu beschleunigen. Die Relevanz der Digitalisierung ist noch klarer geworden und deswegen werden Informatiker/-innen sowie Fachleute von Management und Organisation zur Planung und Umsetzung dieser Prozesse stark nachgefragt», führt Monica Dell’Anna, Chefin der Adecco Gruppe Schweiz aus.
Berufe der Informatik im 2. Quartal 2021 stärker nachgefragt denn je: +55 Prozent
Vom ersten Shutdown im Frühjahr 2020 waren alle Berufsgruppen betroffen. Seither ist die Fachkräftenachfrage für die Informatikberufe kontinuierlich angestiegen und der Job-Index weist für diese Berufe sogar höhere Werte als 2018 auf. Entsprechend besonders gesucht werden im zweiten Quartal 2021 Fachleute aus Berufen der Informatik. Dazu gehören beispielsweise Programmierer/innen, Webmaster/-innen, Systemingenieur/-innen und IT-Projektleiter/-innen. Ebenfalls stark steigt die Arbeitskräftenachfrage für die Berufe von Management und Organisation im Vergleich zum Vorjahr auf das 2. Quartal 2021 an (+40 Prozent). Hierzu gehören Berufe wie Personalfachleute oder auch Organisationsfachleute sowie mittleres und oberes Kader.
Einen ähnlich grossen Anstieg im Vergleich zum Vorjahr verzeichnet der Index für die Berufe von Handel und Verkauf mit einem Plus von 38 Prozent. «Diese Berufe haben stark unter dem ersten Shutdown gelitten, aber auch die Teilschliessungen Anfang 2021 liess die Zahl der Stellenausschreibungen für Berufe in Handel und Verkauf sinken. Aktuell zeichnet sich nach einer erneuten Baisse im letzten Quartal wieder eine Erholung ab, was einhergeht mit einem deutlichen Anstieg der Detailhandelsumsätze im April dieses Jahres.
Allerdings wird das Vor-Corona-Level für diesen Berufsindex noch nicht wieder erreicht», beschreibt Anna von Ow vom Stellenmarkt-Monitor Schweiz. Ebenfalls eine erfreuliche Entwicklung zeigen im 2. Quartal 2021 die Berufe von Büro und Verwaltung mit einem Plus von 35 Prozent im Vergleich zum Vorjahresquartal. Sie konnten sich seit dem starken Einbruch im Zuge des ersten Shutdowns kontinuierlich erholen. Das Vor-Corona-Niveau liegt allerdings noch fern.
Die Stellenausschreibungen für die Berufe von Industrie und Transport legen im Vergleich zum Vorjahresquartal im 2. Quartal 2021 um 33 Prozent zu. Berufe von Industrie und Transport werden somit sogar stärker nachgefragt als kurz vor dem ersten Shutdown. «Das bearbeitende und verarbeitende Gewerbe ist im vergangenen Quartal gemäss SECO deutlich gestiegen, besonders auch im Bereich der chemischen und pharmazeutischen Industrie», ergänzt Monica Dell’Anna.
Der Berufsindex für Unterricht und öffentliche Dienstleistungen legt im Vergleich zum 2. Quartal 2020 um 25 Prozent zu und liegt damit nur noch ganz leicht unter dem Vor-Pandemie-Level. Die Gesundheitsberufe erreichen das Vor-Pandemie-Level noch nicht wieder ganz, liegen aber auf einem sehr hohen Niveau. Im Vergleich zum Vorjahresquartal legen sie 22 Prozent zu. Auch der Index für die Berufe von Finanz und Treuhand nimmt wieder zu (21 Prozent), ebenso für die Berufe von Bau und Ausbau (20 Prozent). Erfreulich ist, dass in den Bauberufen das Vor-Corona-Level wieder erreicht ist. Die Stellenausschreibungen für Berufe von Technik und Naturwissenschaften legen ebenfalls im Vergleich zum Vorjahresquartal zu, und zwar um 17 Prozent. Sie haben das Vor-Corona-Niveau grosso modo wieder erreicht.
Zum ersten Mal aufatmen dürfen Berufe im Gastgewerbe und in persönlichen Dienstleistungen. Im Vergleich zum Einbruch des Vorquartals nahm der Berufsindex des Gastgewerbes und der persönlichen Dienstleistungen um mehr als die Hälfte zu. Das Vorjahresquartal verzeichnete aufgrund des ersten Shutdowns eine regelrechte Talfahrt in der Zahl der Jobinserate. Im Vergleich dazu haben die Berufe im Gastgewerbe und in persönlichen Dienstleistungen im 2. Quartal 2021 mit einem Plus von 8 Prozent etwas zugelegt. Vom Erreichen der Vor-Corona-Levels sind diese Berufe aber noch sehr weit entfernt. Unternehmen und Verbraucher /-innen hoffen aber aufs Sommer- und Feriengeschäft.
Corona-Effekt: Der Vergleich zum Zeitpunkt kurz vor dem ersten Shutdown
Im Vor-Corona-Vergleich, das heisst verglichen mit dem 1. Quartal 2020 kurz vor dem ersten Shutdown, schliesst der Gesamtindex aufs 2. Quartal 2021 mit -6 Prozent. «Der Schweizer Stellenmarkt hat sich also schon fast wieder von den Pandemie-Einschränkungen erholt», führt Anna von Ow vom Stellenmarkt-Monitor Schweiz aus. Die Berufe im Gastgewerbe und in persönlichen Dienstleistungen haben im Vergleich zu kurz vor dem ersten Shutdown den stärksten Einbruch erlitten (-34 Prozent), gefolgt von Büro und Verwaltung (-12 Prozent), Handel und Verkauf (-10 Prozent), sowie Management und Organisation (-9 Prozent).
Die meisten anderen Berufe haben das Vor-Corona-Niveau in der Zahl der Stellenaus-schreibungen noch nicht wieder überschritten: Gesundheitsberufe mit -5 Prozent, Technik und Natur-wissenschaften mit -3 Prozent und Bau und Ausbau, Finanz und Treuhand sowie Unterricht und öffentliche Dienstleistungen mit je -2 Prozent. «Die Corona-Krise hatte zur Folge, dass einige Leistungen der Berufe durch Digitalisierungs-prozesse übernommen wurden. Dies lässt auch der Anstieg in den Informatikberufen vermuten, der im Vergleich zu kurz vor dem ersten Shutdown plus 14 Prozent beträgt», kommentiert Anna von Ow vom Stellenmarkt-Monitor Schweiz. Ebenfalls einen leichten Anstieg im Vergleich zu kurz vor dem ersten Shutdown verzeichneten Berufe von Industrie und Transport (+5 Prozent).