59‘600 Kilometer in 584 Tagen, einmal rund um die Erde – Raphaël Domjan hat geschafft, was vor acht Jahren, als der heute 39-Jährige das erste Mal die Idee dazu hatte, kaum einer für möglich gehalten hätte. Denn sich auf dieser Strecke allein auf Sonnenenergie zu verlassen, ist eine Leistung, wie sie zuvor noch niemand erbracht hat. «Ich wollte zeigen, dass wir es heute schon können», sagt der Neuenburger. «Wir haben zwar die Technologie und das Wissen über Solarenergie, nutzen diese aber zu wenig.»
Domjan ist ausgebildeter Elektroniker und Rettungsassistent. Er fühlt sich auf dem Wasser genauso zu Hause wie als Pilot in der Luft oder als Tourenguide in den Bergen. Und er bringt einen unerschütterlichen Optimismus und viel Beharrlichkeit mit – beides Eigenschaften, die ihm bei der Verwirklichung seines an Jules Vernes erinnernden Abenteuers geholfen haben. «Natürlich war ich mir am Anfang nicht immer sicher, ob das klappt», sagt Domjan heute. «Wer war ich denn schon? Ein unbekannter 30-jähriger Schweizer mit einer verrückten Idee, die auf den ersten Blick keine Chance hatte, realisiert zu werden.» Was ihn in dieser Situation weiter gebracht hat: «Dran zu bleiben und bedingungslos an sich und seine Vision zu glauben», so der Solar-Pionier.
Analogie zu WAGOs Firmengeschichte
Mit dieser Einstellung gelang es Raphaël Domjan schliesslich, 60 Partner zu gewinnen, die ihn bei der Umsetzung der Pläne unterstützten. Darunter auch die WAGO Contact SA mit Sitz in Domdidier (FR). Sie ist ein führender Anbieter in der Verbindungs- und Automatisierungstechnik. Ihre Produkte werden weltweit in der Industrie, im Schiffbau und in der Gebäudetechnik eingesetzt (siehe auch Kasten). Dabei liegt WAGOs heutiger Erfolg ein ebensolcher Pioniergeist zu Grunde, wie ihn Raphaël Domjan mit seiner Vision zeigte: So setzte das Unternehmen vor rund 60 Jahren in der elektrischen Verbindungstechnik statt auf Schrauben auf die Entwicklung der Federklemmtechnik – eine Technologie, die heute weltweiter Standard ist. Durchsetzen konnte sich diese allerdings nur, weil viele Menschen an den Erfolg der damals neuen Anschlusstechnik glaubten – ganz ähnlich wie bei PlanetSolar.
Grosse Unterstützung trotz Risiko
Für den Katamaran lieferte WAGO sowohl die Steuerung für das Be- und Entladen der Batterien als auch die elektrische Kontakttechnik – deren Zuverlässigkeit und sicheres Funktionieren für das Projekt von zentraler Bedeutung waren. «Für jeden der Partner war es ein enormes Risiko, sich auf das Projekt einzulassen», sagt Domjan. «Schliesslich investierten sie damit ihren Namen. Und zu Anfang war ja nicht klar, ob alles gelingen würde.»
Ein neuseeländischer Designer entwickelte schliesslich zusammen mit mehreren Ingenieuren den Katamaran. Dabei ging es darum, das Boot so leicht und einfach wie möglich zu konstruieren. Am Ende kam die MS Turanor SolarPlanet auf 31 Meter Länge, 15 Meter Breite sowie auf eine Gesamtfläche von rund 540 Quadratmetern Sonnenkollektoren.
Optimisums als wichtiger Antrieb
Vom Ausgangs- und Endpunkt Monaco aus führte die Reise des Solar-Boots von Ost nach West, immer am Äquator entlang – dort, wo das Sonnenlicht maximal verfügbar ist: Atlantischer Ozean, Panama-Kanal, Pazifischer Ozean, Indischer Ozean und schliesslich durch den Suez-Kanal, um wieder ins Mittelmeer zurückzukehren. 28 Länder lief der Katamaran dabei an; Zwischenhalte gab es u.a. in Shanghai, Brisbane und Miami.
Die schwierigste Situation der Reise erlebte die 4-köpfige Crew als die PlanetSolar kurz vor Abu Dhabi bei starkem Wind eine Schiffsschraube verlor und drohte, an die Klippen gespült zu werden. «Das war brenzlig», erinnert sich Domjan. «Aber unser Team blieb stets optimistisch und fand selbst in aussichtslosen Momenten gute Lösungen.»
Diese optimistische Grundstimmung weiterzutragen ist es denn auch, was neben der Pionierleistung, mit der PlanetSolar als Botschafterin für die Sonnenenergie einmal um die Welt zu umrunden, Domjan angetrieben hat: «Zu zeigen, es ist nicht schwer, etwas zu verändern, wenn man nur daran glaubt.»
Nach fast 20 Monaten auf dem Wasser freut sich der Neuenburger nun, wieder Bäume und Wiesen zu sehen und Familie und Freunde um sich zu haben. Gleichzeitig schmiedet er bereits Pläne für ein neues Projekt. Dazu verrät er nur so viel: «Es wird im Stile PlanetSolars sein, aber noch ambitionierter und anspruchsvoller. Denn nur wenn man sich mit dem Erreichten nicht zufrieden gibt, kann man eine Höchstleistung erbringen.»
WAGO als Partner von PlanetSolar
Die WAGO Contact SA unterstützte PlanetSolar als offizieller Ausrüster und Technologie-Partner. Für den Katamaran stellte WAGO sowohl die wichtige elektrische Kontakttechnik bereit als auch Industrie-PCs, die den Antrieb und die Ladeelektronik der Bootsbatterien steuerten. Das Boot verfügt über eine Gesamtfläche von 537 Quadratmetern Sonnenkollektoren, deren Leistungskapazität bei 18,8 Prozent liegt. Der durchschnittliche Energieverbrauch der Motoren liegt bei 20 Kilowatt.
Ähnlich wie Raphaël Domjan, der Initiator von PlanetSolar, begann die Erfolgsgeschichte von WAGO einst mit einer Pionierleistung: So setzte das Unternehmen vor rund 60 Jahren wagemutig auf die Idee, elektrische Leiter mit einer Feder zu verbinden anstelle einer Schraube, und revolutionierte so die elektrische Verbindungstechnik. Weltweit ist WAGO heute mit mehr als 4700 Mitarbeitern die Nummer Eins auf dem Gebiet der Federklemm-Anschlusstechnik.