Der im Herbst 2009 gegründete Verband Schimmelpilz- und Raumgiftsanierung SPR Schweiz bietet Betroffenen die Gewähr, dass die im Verband zusammengeschlossenen Firmen über die nachweislichen Qualifikationen verfügen, die optimalen Sanierungsverfahren durchzuführen und die erforderlichen Schutzmassnahmen zu ergreifen. Der SPR Schweiz ist mittlerweile anerkannter Ansprechpartner bei Behörden, Bauherren, Architekten, Immobilienverwaltungen usw.
Franco Cecere, Marketingverantwortlicher und Vorstandsmitglied des SPR Schweiz sowie Inhaber der Firma BonAir – Schimmelpilz- & Geruchsbekämpfung an der Missionsstrasse 19 in Basel, erläutert im Interview die nach wie vor unterschätzte Schimmelpilzproblematik und stellt den SPR Schweiz vor.
GESCHÄFTSFÜHRER: Wie entsteht denn Schimmelpilz?
Franco Cecere: Schimmelpilze mögen eine Luftfeuchtigkeit über 70%. Schlecht gelüftete Innenräume mit feuchten Stellen sind daher eine ideale Wachstumsumgebung. Eine besondere Rolle spielt die relative Luftfeuchtigkeit. Gerade heute, wo aus energetischen Gründen zum Beispiel Fenster immer luftdichter werden, findet kein genügender Luftausstausch in den Räumen statt, was die Bildung von Schimmelpilz fördert. Weitere Ursachen sind Bauschäden, mangelhafte Isolation oder ungenügende Beseitigung eines früheren Schimmelbefalls.
Täuscht der Eindruck, oder wird die Schimmelpilzproblematik allgemein nach wie vor unterschätzt?
Haus- und Wohnungsbesitzer, Mieter, Immobilienverwaltungen, aber auch Versicherungen, Architekten und Baufirmen unterschätzen sehr oft immer noch die Gefahren und vor allem die Auswirkungen auf den Menschen durch Schimmelpilzbefall. Aus Sicht der Umweltmedizin kann eine überproportionale Belastung durch Schimmelpilze die Gesundheit gefährden, beziehungsweise stark beeinträchtigen. Die Folgen sind Allergien, Asthmaanfälle, Schlafprobleme oder Unwohlsein. Schimmelbefall hat aber auch schädigenden Einfluss auf Möbel, Lacke, Kleider, Schuhe und Bilder. Leider werden oft aus Kostengründen oder Unkenntnis Schimmelpilzschäden einfach mit Farbe überstrichen. Und immer noch geistert die Mär herum, dass mit Javelwasser solche Probleme gelöst werden können! Tatsächlich bergen unsachgemäss oder nur oberflächlich durchgeführte Schimmelpilzsanierungen neben den schweren gesundheitlichen Risiken vor allem auch wirtschaftliche Schäden hinsichtlich Nutzung, Weitervermietung oder Verkauf von Immobilien.
Wie muss man sich eine solche Schimmelpilzsanierung vorstellen?
Zuerst gilt es, die Ursachen des Schimmelbefalls zu ermitteln. Diese können in Baumängeln, veränderter Bauphysik oder dem Verhalten der Bewohner liegen. Abklatschproben, verschiedene Messverfahren oder Labor-Analysen geben Aufschluss über Art, Verbreitung und Ursachen des Schimmelbefalls. Jeder Schimmelbefall ist einzigartig. Für die erfolgreiche und dauerhafte Beseitigung müssen deshalb individuelle Massnahmen getroffen werden. Sanierungsarbeiten ohne Beseitigung der Ursachen sind in der Regel nur kurzfristig wirksam. Für die Sanierung sollten speziell entwickelte Produkte und Mittel verwendet werden, welche umweltverträglich sind, auf mineralischen Stoffen basieren und nicht toxisch für Mensch und Tier sowie lang andauernd und hochwirksam gegen Bakterien, Viren und Sporen sind.
Sie haben erwähnt, dass mangelndes Wissen über die Schimmelpilzproblematik und verbreitet unsachgemässe oder oberflächliche Schimmelpilzbehandlungen zu konstatieren sind, – wie lässt sich das verhindern?
Diese Beobachtungen haben Unternehmen der Branche im Herbst 2009 dazu bewogen, den Verband Schimmelpilz- und Raumgiftsanierung SPR Schweiz zu gründen. Heute zählt der Verband bereits schweizweit rund 70 Mitgliedsfirmen und Einzelpersonen. Neben der Interessenwahrung unserer Branche in Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft sowie der Öffentlichkeit setzt sich der SPR Schweiz für die Transparenz und Sicherheit im Bereich von Schimmelpilz, Wohngift- und Wohngeruchssanierungen in der Schweiz ein. Der SPR Schweiz fördert den Wissens- und Erfahrungsaustausch zwischen den Mitgliedern und Partnern. So haben wir letzten Oktober gemeinsam mit dem Schweizerischen Maler- und Gipserunternehmer-Verband (SMGV) die erste Fachtagung für biogene Schadstoffe mit Expertinnen und Experten aus dem In- und Ausland in Zürich durchgeführt. Diese Fachtagung mit Teilnehmenden aus den Bereichen Immobilienbewirtschaftung, Architektur und Bauherrschaft sowie von Branchenvertretern aus dem ausführenden Gewerbe und der Industrie stiess auf grosses Interesse und wird dieses Jahr, am 12. November, eine Fortsetzung erfahren.
Über welche Fachgebiete wurde an dieser ersten Fachtagung für biogene Schadstoffe referiert und diskutiert?
Die verschiedenen Referate und Diskussionsgrundlagen haben exemplarisch gezeigt, wir vielfältig und komplex das Thema Schimmelpilz ist. Erstmalig in der Schweiz erhielten die Teilnehmenden während einer Tagung einen vertieften Einblick in Themen wie «Was sind Schimmelpilze mikrobiologisch gesehen?», «Gesundheitliche Auswirkungen verschiedener Schimmelpilzsanierungsformen», «Bauphysikalische Grundlagen zur Ermittlung von Schimmelpilzschäden», «Norm SIA 180 -– Wärmeschutz, Feuchteschutz und Raumklima in Gebäuden», «Anstrichstoffe und ihre Wirkung gegen Schimmelbefall», «Kommunikation bei Schimmelschäden mit der Bauherrschaft» oder «Rechtliche Aspekte aus Mieter- und Eigentümersicht. Für besonderes Aufsehen sorgte der Auftritt von zwei belgischen Schäferhunden, welche in einer eindrücklichen Demonstration die Einsatzmöglichkeiten als Schimmelspürhunde aufzeigten. Parallel zur Fachtagung präsentierten zudem in einer Ausstellung rund ein Dutzend Unternehmen ihre fachspezifischen Produkte und Dienstleistungen.
Weitere Ziele des SPR Schweiz?
Die Wissensvermittlung ist ein zentrales Element in der Arbeit des SPR Schweiz. Wir führen – teilweise zusammen mit dem SMGV – für unsere Mitglieder obligatorische Lehrgänge mit Abschlussprüfung und entsprechendem Zertifikat durch, erlassen Richtlinien und Empfehlungen, stellen die Qualitätskontrolle sicher – das Ziel ist die Schaffung eines allgemeinverbindlichen Gütesiegels – und das Erbringen mitgliederspezifischer Dienstleistung, einschliesslich professioneller Rechtsberatung. . Als professioneller Berufsverband sind wir bestrebt, aus den Erfahrungen der Nachbarländer zu profitieren. Insbesondere wollen wir im Rahmen des Austausches von „«best practise“» -Beispielen unsere Mitglieder für die kommenden Aufgaben in der Marktbearbeitung vorbereiten. Ein grosses Synergiepotenzial mit dem Ausland wird in der Erarbeitung von technischen Branchennormen gesehen.