Herr Omlin, Sie gelten als harter Kritiker der aktuellen Energie-
gesetzgebung. Was stört Sie an den Gesetzen?
Martin Omlin: Leider verlangen die kantonalen Energiegesetze von
Basel-Stadt und Baselland keine Kontrollen von alternativen Heizungsanlagen und thermischen Solarsystemen. Das Gesetz gibt diesbezüglich nur Empfehlungen ab, an die sich aber viele nicht halten. So können bei nicht fachgerecht installierten alternativen Heizungsanlagen zur Raumheizung zum Beispiel unbemerkt Elektroheizeinsätze zugeschaltet werden. Diese lassen den Stromverbrauch um das Drei- oder Vierfache ansteigen – und dies oft zu Hochtarifzeiten, wenn der Strom knapp ist. Zwar sind Elektroheizeinsätze durch das eidgenössische Energiegesetz verboten. Doch wie will man sie aufspüren, wenn es keine staatliche Kontrolle gibt? Ich denke nicht, dass die stromfressenden Elektroheizeinsätze im Sinne der Energiewende sind!
Bei Öl- oder Gasheizungen ist die gesetzliche Feuerungskontrolle seit ewigen Zeiten selbstverständlich. Möchten Sie eine solche also auch für Wärmepumpen und Solaranlagen einführen?
Genau das fordern wir! Die Feuerungskontrolle bei Öl- und Gasheizungen ist nämlich ein beispielloses Erfolgsmodell. Ohne diese Kontrolle wären die Brennstoffe nicht sauberer geworden, die Brenntechnik wäre nicht ständig optimiert worden – es würde immer noch aus den Kaminen stinken. Dank der Feuerungskontrolle werden die Energieträger Öl oder Gas viel sauberer verbrannt, und die Energieeffizienz dieser An-
lagen ist entsprechend hoch.
Wie könnte denn eine Kontrolle für Wärmepumpen und Solaranlagen aussehen?
Der Gesetzgeber muss Rahmenbedingungen festlegen, die eine einfache, unabhängige Kontrolle ermöglichen – am besten durch qualifizierte Kaminfeger, die sich als neutrale Kontrollorgane bestens bewährt haben. Der Kaminfeger muss zusätzlich zum «Energiewachmann» werden.
Frau Omlin, könnte mit der Kontrollpflicht die Energieeffizienz gesteigert werden?
Cornelia Omlin: Da sind wir uns absolut sicher! Ein Grundproblem ist, dass in den aktuellen Gesetzen die CO2-Neutralität viel stärker gewichtet wird als die Energieeffizienz. Hauseigentümer, die auf Öl- oder Gasheizungen setzen oder aus technischen Gründen gar keine andere Möglichkeit haben, werden mit der geltenden CO2-Abgabe pauschal bestraft. Und dies, obwohl es manchmal besser ist, eine energieeffiziente Öl- oder Gasheizung zu installieren anstatt eine Wärmepumpe, die den Stromverbrauch um das Drei- oder Vierfache in die Höhe schnellen lässt. Mit der aktuellen Politik, die voll auf CO2-Neutralität setzt statt auf Energiesparen, laufen wir unweigerlich in ein Energiedesaster. Wir sehen es als unsere moralische Pflicht an, darauf aufmerksam zu machen. Wenn wir in der Energiepolitik so weitermachen, wird uns das sehr viel Geld kosten, ohne dass wir dem so wichtigen Gegenwert der Nachhaltigkeit gerecht werden.
Welches ist denn die beste Energie?
Diese Frage lässt sich nicht generell beantworten. Es gibt keine guten oder schlechten Energien – es gibt nur falsche oder richtige Lösungen. Die aktuelle Energiegesetzgebung nimmt auf diese Tatsache wenig bis keine Rücksicht. Der Bau von alternativen Heizungsanlagen wird seit Jahren mit öffentlichen Fördergeldern subventioniert. Ob mit einer Wärmepumpe oder einer thermischen Solaranlage wirklich Energie gespart wird, hinterfragt aber niemand. Ob die Anlage energieeffizient geplant und installiert wurde und ob sie richtig läuft, wird nicht überprüft. So kommt es immer wieder vor, dass Anlagen staatlich subventioniert werden, die überhaupt keinen Beitrag zur Energiewende leisten, sondern – im Gegenteil – den Stromverbrauch anschwellen lassen! Das kann es einfach nicht sein!
Sie machen seit Jahren auf diese Missstände aufmerksam und gelten als Vorreiter für wirklich nachhaltige Energielösungen. Was unternehmen Sie als Nächstes?
Wir lancieren in den beiden Basler Halbkantonen eine Volksinitiative für die Kontrollpflicht von alternativen Heizungsanlagen und thermischen Solarsystemen. Dafür suchen wir Gleichgesinnte aus Politik und Wirtschaft. Basel-Stadt und Baselland sollen in Sachen nachhaltige Energiepolitik eine wirkliche Vorreiterrolle spielen – und das geht nur mit der Kontrollpflicht. Sonst passiert es weiter, dass auch Energieschleudern staatlich subventioniert werden – das ist wohl kaum die Absicht des Gesetzgebers!