Und bereits jetzt ist klar: In der neu belebten Rheingasse scheint die «Sonne» wieder wie einst. Und dennoch ist einiges anders und neu. Aus dem ehemaligen Oberkrainer-
Dancing, aus dem früher die Kleinbasler Nachtschwärmer meist mit erheblichen Nebenwirkungen jeweils frühmorgens mit zusammengekniffenen Äuglein dem nicht mehr allzu fernen Sonnenaufgang zu entfliehen versuchten, ist ein gastfreundlicher Begegnungsort entstanden, in dem Stammgäste aus dem Quartier und «Party-People» jeglichen Alters aus der ganzen Stadt zusammen stimmungsvolle Stunden, festliche Atmosphäre und originelle Gastronomie geniessen können. Die «Sonne» bietet 80 Personen Platz, in der warmen Jahreszeit finden weitere 20 Gäste auf der zum Gastroboulevard umfunktionierten Rheingasse. Nachdem ein kurzfristiges Projekt mit brasilianischer Küche in der «Sonne» nicht den erhofften Erfolg brachte, übernahm im August die ausgebildete Primarlehrerin Gordana Zecevic das Lokal und erzählt nun im Interview mit dem «Geschäftsführer», wie sie es schaffte, das Traditionslokal wieder zu neuem Leben zu erwecken und zu neuem Glanz zu führen.
«Geschäftsführer»: In Krimis heisst es oft «Der Täter kehrt zum Tatort zurück» – von Ihnen könnte man das Gleiche sagen …
Gordana Zecevic: (lacht) Das stimmt, denn vor bald einem Vierteljahrhundert kam ich – der Liebe wegen – nach Basel und arbeitete vier Jahre lang in der «Sonne». Danach führte ich zusammen mit meinem Ex-Mann während 17 Jahren die Café-Bar St. Tropez an der Ecke Mülheimer-/Sperrstrasse. Die letzten drei Jahre war ich im «Alten Schluuch» angestellt. Ich wollte aber schon lange etwas Eigenes machen, und als ich erfuhr, dass für die «Sonne» ein Pächter gesucht wird, packte ich die Chance, an meinen alten Wirkungsort zurückzukehren.
Was haben Sie äusserlich und konzeptionell am Lokal verändert?
Fassade und Wände haben einen neuen Anstrich bekommen. Daneben dominiert viel Holz das Lokal, das dadurch quasi einen alpinen Charakter bekommen hat. Ebenfalls aus Holz ist die Bar im Seitenbereich des Lokals. Im hinteren Teil der «Sonne» befindet sich eine kleine Bühne, auf der hin und wieder, vornehmlich an den Wochenenden, Live-Musiker auftreten. Es kann also auch wieder in der «Sonne» zu volkstümlichen und populären Schlagerklängen getanzt werden, wie wir das zum Beispiel während der Eröffnung mit Live-Ländlermusik oder am kürzlich durchgeführten Oktoberfest erlebt haben.
Was hat Sie dazu bewogen, die «Sonne» kulinarisch auf österreichische Küche auszurichten?
Einerseits gibt es meines Wissens ein solches Angebot in Basel nicht und andererseits ist der Koch, Uli Künzer, mit dem ich schon im St. Tropez zusammengearbeitet habe, Österreicher. Gemeinsam haben wir die Idee entwickelt, den Gästen ausgesuchte Spezialitäten der österreichischen Küche anzubieten. So gibt es natürlich Wiener Schnitzel, Vanillerostbraten, Kaisergulasch aus der Rindshüfte mit Semmelknödeln, Wiener Zwiebelrostbraten auf Rotweinjus mit Braterdäpfeln Eispalatschinken, Tiroler Käsespätzle, natürlich Tafelspitz oder Würstel mit Saft, und das alles zu vernünftigen Preisen. Daneben servieren wir verschiedene Suppen und Salate. Jeder Mittwoch ist zudem Backhändl-Tag.
Wie erleben Sie als Wirtin der «Sonne» die Wiederbelebung der Rheingasse?
Das ist eine ganz tolle Sache, welche die IG Rheingasse initiiert hat, und wir sind natürlich da mit ganzem Herzen dabei. Das Konzept der «bespielbaren» Gastro-Meile funktioniert hervorragend und bringt viele Menschen – ältere und junge, welche früher sonst nicht in die Rheingasse gekommen wären – in die Restaurants, Bars und Beizen. Dadurch ist viel Leben in die Strasse gekommen, die Menschen konsumieren nicht einfach, sondern sie kommunizieren miteinander und kommen sich so näher. Ich denke, was hier in der Rheingasse funktioniert, könnte auch anderswo funktionieren. Als Wirtin der «Sonne» bin ich jedenfalls sehr zufrieden mit dieser Entwicklung und freue mich jetzt schon auf die «Adväntsgass», welche vom 29. November bis 23. Dezember die Rheingasse weihnachtlich verwandeln wird, und wir damit unseren Gästen eine weitere Attraktion anbieten können.