Vielen ist es gar nicht so bewusst, aber Basel boomt in gewissen Bereichen regelrecht. Für Thomas Kessler, Leiter der Abteilung Kantons- und Stadtentwicklung im baselstädtischen Präsidialamt, sind dies die besten Voraussetzungen für nachhaltige Investitionen in den Bau und Erhalt der städtischen Infrastruktur, damit auch künftige Generationen von einem prosperierenden Lebens- und Arbeitsstandort profitieren können.
«Geschäftsführer»: Ist es nicht gerade in wirtschaftlich guten Zeiten sinnvoll, mit den Mitteln sparsam umzugehen und besonders im Bereich baulicher Infrastruktur – seien es Erhalt bestehender Substanz oder neue Projekte – massvoll das finanzielle Füllhorn auszuschütten?
Thomas Kessler: Damit der prosperierende Lebens- und Arbeitsstandort Basel auch für kommende Generationen erhalten bleibt, dafür muss gerade in guten Zeiten investiert werden, denn in schlechten Zeiten fehlen dazu die Mittel. Ob Grossprojekte wie der neue Kunstmuseumsbau, der Neubau Naturhistorisches Museum, der Neubau des Biozentrums, das Kasernenprojekt oder einfach die Aufwertung der Innenstadt durch einen neuen Bodenbelag – um nur ein paar Projekte zu nennen – sind Ausdruck dafür, dass wir heute Verantwortung für kommende Generationen übernehmen. Stellen Sie sich vor, wie Basel heute aussehen würde, wenn in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts nicht kluge und vorausschauende Köpfe für grosszügige Strassenführungen, eindrückliche Schulhäuser und prägende Architektur in der Stadt gesorgt hätten.
Nun sind gerade beim Kasernenprojekt plötzlich Stimmen laut geworden, die das Projekt hinterfragen – ärgert Sie das?
Hinterfragen gehört zum Diskurs, erstaunlich ist der späte Zeitpunkt in einem jahrelangen Prozess und das Bedürfnis nach fixen Regulierungen für die nächsten Jahrzehnte. Die Kaserne ist als ein zentraler städtischer Treffpunkt und Kulturort geplant, der als integratives Zentrum für verschiedene kulturelle Szenen und für zahlreiche Bevölkerungsgruppen ausgestaltet werden soll. Die Kaserne wird weit ausstrahlen und das gesamte Kleinbasel markant aufwerten und damit für die Bevölkerung und das Gewerbe einen enormen Mehrwert bringen.
Können Sie die Opposition gegen das Kasernenprojekt nachvollziehen?
Eigenartig sind die ausgewählten Kritikpunkte. Die Substanzsicherung in einem historischen Gebäude ist nicht billiger zu haben, und den Kulturbetrieb der 2020er-Jahre sollten wir nicht heute unnötig genau vorregulieren. Statt vom Blick auf die Bedeutung der Kaserne für die ganze Stadt und für zukünftige Generationen sind einige Angriffspunkte von der heutigen Tagespolitik geprägt. Wer eine Stadt mit kurzen Wegen will, in der die Menschen gleichzeitig leben und arbeiten, wer die Pendlerströme eindämmen will, um die Zersiedelung der Umgebung zu stoppen, und wer eine lebenswerte, lebendige Stadt für künftige Generationen sowie und für eine funktionierende Wirtschaft will, sollte vorausschauen. Man sollte sich nicht in Detailfragen nach Öffnungszeiten oder temporärem Baulärm erschöpfen, sondern sich den Blick für das Ganze und damit die Zukunft von Basel erhalten. So haben unsere visionären Ahnen zur Gründerzeit die Grundstruktur zum erfolgreichen, heutigen Basel geschaffen.