Mitarbeiter direkt oder indirekt am Unternehmen zu beteiligen und sie damit zu Mit-Unternehmern zu machen, hat sich vielfach bewährt. Eine unternehmerisch denkende Kultur schafft Risikosensitivität, aber auch Raum für Innovation und neue Ideen, die das Unternehmen vorantreiben.
Die Idee der Mitarbeiterbeteiligung ist nicht neu. Letztlich können alle Unternehmen – gleich welcher Rechtsform, Branche oder Grösse – auf Mitarbeiterbeteiligung als Vergütungsinstrument zurückgreifen und die positiven Effekte nutzen. Umso erstaunlicher ist es, dass bislang nur wenige Unternehmen in der Schweiz ihre Mitarbeiter beteiligen. Ein Grund dafür mag sein, dass die Gestaltungsmöglichkeiten noch zu wenig bekannt sind und vielfach gerade bei KMU auch der Eindruck herrscht, dass der Aufwand der Entwicklung und Einführung entsprechender Programme zu hoch ist. Dies ist aber in vielen Fällen ein Trugschluss.
Vorteile einer Mitarbeiterbeteiligung
Mitarbeiterbeteiligung birgt diverse Vorteile für Mitarbeitende und Unternehmen. In erster Linie ermöglicht sie Mitarbeitern, am -Erfolg des Unternehmens zu partizipieren. Ausserdem treffen beteiligte Mitarbeitende wirtschaftlichere und nachhaltigere Entscheidungen für das Unternehmen. Das unterstützt unter anderem ihre Innovationsbereitschaft. Sie entwickeln ein ausgeprägtes unternehmerisches Denken, wodurch sich auch die Sensibilität für Risiken erhöht und die langfristige Unternehmenswertentwicklung in den Fokus rückt.
Auch fühlen sich am Unternehmen beteiligte Mitarbeiter mehr wertgeschätzt, was wiederum direkt zu höherer individueller Motivation führt. Sie identifizieren sich stärker mit ihrem Arbeitgeber und dessen Werten und Zielen. Die höhere Motivation und Identifikation führt zu einer langfris-tigeren Bindung der Mitarbeitenden an das Unternehmen.
Durch höhere Motivation, langfristigere Mitarbeiterbindung, nachhaltigeres Wirtschaften und ausgeprägtes Unternehmertum sind Unternehmen mit Beteiligungsmodellen nachweislich erfolgreicher als andere Unternehmen.
Typische Beteiligungs-modelle für KMU
Bei der Ausgestaltung von Mitarbeiter-beteiligungen bieten sich verschiedene -Modelle an – sowohl für börsenkotierte -Unternehmen als auch für nicht am Kapitalmarkt aktive Firmen aus dem mittel-ständischen Umfeld.
Bei börsenkotierten KMU ist die Ausgabe von Mitarbeiteraktien die gängigste Form der Beteiligung. In deren Rahmen können Aktien des eigenen Unternehmens zu -vergünstigten Konditionen (Rabattaktien) erworben oder für eine bestimmte Anzahl an gekauften Aktien als Anreiz durch das Unternehmen Gratisaktien (Matching–Aktien) bereitgestellt werden.
Aber auch nicht börsenkotierte Aktien-gesellschaften können ihre Mitarbeitenden mit Aktien am Unternehmen beteiligen. So stellen Partizipations- oder Genussscheine alternative Formen der Beteiligung für Unternehmen dar, die Mitarbeitende nicht mittels Aktien oder Optionen beteiligen können oder wollen – zum Beispiel weil sich das Unternehmen in Familienbesitz befindet.
Vor allem bei geschlossenen Aktionärsstrukturen ist die Ausgabe von Partizipa-tionsscheinen beliebt. Dabei sind die Mitarbeitenden in vermögensrechtlicher Hinsicht am Kapital des Unternehmens beteiligt, -jedoch ohne Stimmrecht. Deshalb gelten Partizipationsscheine als sogenannte stimmrechtslose Aktien. Genussscheine geben den Berechtigten Anspruch auf einen Anteil am Reingewinn oder Liquidationsergebnis und gegebenenfalls auf den Bezug neuer Aktien. Diese Form ist für Unternehmen daher dann interessant, wenn bestehende Mehrheitsverhältnisse nicht verändert und Mitarbeitenden nur Vermögensrechte und keine Stimmrechte eingeräumt werden sollen.
Die unterschiedlichen Beteiligungsformen bieten die Möglichkeit, verschiedene Inte-ressen und Ziele zu berücksichtigen und damit für alle Seiten den jeweils passenden Mitarbeiterbeteiligungsplan zu gestalten.
Herausforderungen bei der Gestaltung und Einführung
Bei der Konzeption und der Einführung von Mitarbeiterbeteiligungen ist eine Reihe von Themenfeldern zu berücksichtigen. Dazu zählen Ausgestaltung / Design, rechtliche und steuerliche Rahmenbedingungen, -Administrationsaufwand einschliesslich IT und Bankenabwicklung, die Kommunikation und letztlich die Einführung und kontinuierliche Anpassung.
Bei der Ausgestaltung werden die Rahmenbedingungen wie der Match oder Rabatt, die Sperrfrist und die Verfallsklauseln festgelegt. In den meisten Fällen ist es auch sinnvoll, die Gesamtkosten – sprich den Personalaufwand plus Kosten der Administration und Kommunikation – in diesem Stadium zu modellieren. Die Rahmen-bedingungen des jeweiligen Beteiligungsmodells haben einen entscheidenden Einfluss auf dessen Attraktivität und damit die Akzeptanz.
In der Schweiz schafft die steuerliche Komponente einen besonderen Anreiz für die Mitarbeiterbeteiligung. Die Höhe und der Zeitpunkt der Besteuerung von Beteiligungen sind abhängig vom gewählten Modell sowie der Finanzierung. Eigeninvestments können als Investition von Privatvermögen betrachtet werden. Unter bestimmten Bedingungen erfolgt dann keine Einkommensbesteuerung auf den Wertgewinn bei echten Kapitalbeteiligungen. Weiter gilt: Unterliegen Beteiligungen einer Sperrfrist, dann vermindert sich das zu versteuernde Einkommen, da der Verkehrswert der Aktie diskontiert wird: Je länger die Sperrfrist, desto geringer ist der zu versteuernde Anteil der Beteiligung. Unternehmen nutzen diesen steuerlichen Vorteil und gestalten Beteiligungen dementsprechend aus.
Über die steuerlichen und finanziellen Auswirkungen für das Unternehmen und die Mitarbeiter sollten umfassende Informationen eingeholt und ein verbindlicher Vorbescheid (Ruling) von den zustän-digen Steuerbehörden vorab eingeholt werden.
Darüber hinaus zählen der Implementierungsprozess und die Mitarbeiterkommunikation zu den wichtigsten Erfolgsfaktoren in der Mitarbeiterbeteiligung. Nur wenn Mitarbeiter das Beteiligungsangebot in -seinen Facetten, Vorteilen und Konsequenzen verstehen, wird eine hohe Beteiligungsquote – die wiederum entscheidend für die positiven Auswirkungen des Programms ist – erreicht.
Kleines Fazit
Mitarbeitende am Unternehmen zu beteiligen, ist eine in vielfältiger Hinsicht wirksame Entscheidung. Ein auf das jeweilige Unternehmen, die Eigentümer und Mitarbeitende optimal ausgerichtetes Beteiligungsprogramm wird nicht nur die Motivation, Unternehmensperformance und Mitarbeiter-bindung fördern, sondern macht letztlich Mitarbeitende zu langfristig und nachhaltig agierenden Mit-Unternehmern. Aufgrund dieser Vorteile sollten sich gerade KMU mit dem Gedanken auseinandersetzen, alle ihre Mitarbeitenden – und nicht nur die -Kaderfunktionen – zu Miteigentümern des Unternehmens zu machen.
Weitere Informationen:
www.hkp.com