Industrie 4.0, digitale Transformation, Big Data und der immer lauter werdende Wunsch nach mehr Individualisierung vonseiten der Kunden – das sind die Themen, die derzeit die Logistikbranche beschäftigen. Durch neue, disruptive Geschäftsmodelle und sich stetig wandelnde Technologien verändern sich die Herausforderungen für Unternehmen. Die Erhaltung der Wettbewerbsfähigkeit wird auf diesem unsicheren Terrain zunehmend schwieriger. Unternehmen benötigen daher eine Strategie, mit deren Hilfe sie auf kurzfristige Veränderungen möglichst schnell und optimal reagieren können.
Agilität ist das Stichwort, um hier zu strategischen Veränderungen zu kommen. INFORM hat im Rahmen einer Umfrage die Agilität in der Logistikbranche genauer unter die Lupe genommen, um deren Status quo, die generelle Bedeutung und die Aussichten zu ergründen. Die Ergebnisse zeigen: Der Bedarf an agilen Prozessen im Logistiksektor ist gross, da insbesondere steigende Komplexität den Unternehmen zunehmend Probleme bereitet.
Mit Agilität gegen «Unplanbares»
Zunehmend vernetzte Strukturen, Prozesse und Services der Unternehmen in den Wertschöpfungsketten – das sind die Faktoren, wegen derer die Logistikbranche heute vor grossen Herausforderungen steht. Tatsächlich sehen 64 Prozent der Teilnehmer der aktuellen Umfrage von INFORM steigende Komplexität als grösste Herausforderung der heutigen Logistikbranche an. Dazu trägt auch der Kundenwunsch nach immer mehr Individualisierung von Produkten bei (45 Prozent), bedingt durch kleinere Losgrössen und steigende Variantenvielfalt. Der Ruf nach mehr Agilität in den logistischen Prozessen ist daher wenig überraschend laut: 72 Prozent der Befragten sehen einen akuten Handlungsbedarf, ihr Unternehmen agil auszurichten, während 22 Prozent einen zukünftigen Bedarf erwarten. Dabei verstehen sie Agilität im Unternehmen vorrangig als schnelle Reaktionsfähigkeit auf unvorhersehbare Ereignisse (69 Prozent), Flexibilität (49 Prozent) sowie eine frühzeitige Erkenntnisfähigkeit über Veränderungen im Markt (44 Prozent).
«Agilität zusammen mit der interdisziplinären Zusammenarbeit von IT und Logistik ist der Schlüssel für die Zukunft. «Agile Prozesse sind eine Voraussetzung für die Resilienz erfolgreicher Unternehmen gegenüber volatilen Marktschwankungen und unerwarteten Störungen in den Prozessen», betont Ludger Schuh, Leiter des Geschäftsbereichs Inventory & Supply Chain bei INFORM und Sprecher für die Umfrage.
Auf gute Vernetzung kommt es an
Es zeigt sich, dass anteilig betrachtet die meisten Befragten gegenwärtig eine hohe Agilität im Bereich Lagerverwaltung / -optimierung und -inventur für notwendig erachten (22 Prozent), dicht gefolgt von der Distribution (21 Prozent) und Produktion (21 Prozent). Im Hinblick auf die nächsten drei Jahre sehen die Experten einen Bedarf an höherer Agilität vor allem im Bereich der Lagerhaltung (34 Prozent). 14 Prozent der Befragten prognostizieren eine erhöhte Notwendigkeit in den Bereichen Handelslogistik sowie bei Kurier-, Express- und Paketdienstleistungen.
Ein Grossteil der Befragten (72 Prozent) spricht sich dafür aus, dass der Schritt in Richtung Agilität von der mittleren Management-Ebene gemacht werden müsse, während 25 Prozent der Meinung sind, der Vorstand oder die Geschäftsführung sollten dafür die Verantwortung übernehmen. Nahezu alle Teilnehmer (98 Prozent) bestätigen, dass eine leistungsfähige, gut vernetze IT-Landschaft «sehr wichtig» (78 Prozent) oder «eher wichtig» (20 Prozent) für eine agile Ausrichtung ist. «Der Schwerpunkt sollte auf der Vernetzung der unterschiedlichen Geschäftseinheiten liegen. Starre Prozesse verhindern Agilität», sagt ein weiterer Teilnehmer der Umfrage. Anhand folgender Faktoren wird die Schwierigkeit der erfolgreichen Umsetzung agiler Geschäftsprozesse deutlich: Viele Unternehmen verfügen zum einen über veraltete und starre Prozesse oder Strukturen, zum anderen sind Abteilungen häufig isoliert, und es herrscht ein schwacher Informationsfluss über Abteilungsgrenzen hinweg.
Im Hinblick auf das benötigte (IT-)«Werkzeug», das Agilität vorantreibt, nennen die Befragten folgende Möglichkeiten: 67 Prozent sprachen sich für ein ERP-System aus, 48 Prozent für eine Optimierung des Supply Chain Management und 43 Prozent wünschten sich ein organisiertes Change Management in Form von Schulungen und Workshops. Im Mittelfeld der bevorzugten Werkzeuge finden sich Big Data / Business Intelligence / Analytics (33 Prozent), (Add-on)-Optimierungs-Software (33 Prozent) und Automatisierungstechnologien (27 Prozent). Eher weniger versprechen sich die Teilnehmer von einer externen Hilfestellung durch Unternehmensberatungen (13 Prozent).
«Flexibilität ist der Wettbewerbsvorteil der Zukunft», so ein Teilnehmer der Studie. Die am häufigsten genannten Vorteile agiler Prozesse sind die Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit (40 Prozent), eine höhere Kundenzufriedenheit (28 Prozent) und eine flexiblere Steuerung von Betriebsprozessen (16 Prozent). Firmen aus den unterschiedlichsten Branchen agieren heute in einem volatilen, hart umkämpften Markt.
Industrie 4.0 und andere aktuelle Trendthemen versprechen viele Chancen für die Zukunft. Doch wer jetzt noch nicht mit der zunehmenden Komplexität, resultierend aus einem wachsenden Geflecht an Prozessen, Strukturen und Services, umgehen kann, läuft Gefahr, seine Wettbewerbsfähigkeit einzubüssen. Die befragten Vertreter der Logistikbranche sind sich einig, dass agil optimierte Prozesse in ihrem Unternehmen bereits akut benötigt werden und auch in Zukunft ein Bedarf bestehen wird, Komplexität beherrschbar zu machen. In diesem Zusammenhang spielt eine leistungsfähige, gut vernetze IT-Landschaft eine zentrale Rolle für die Umsetzung der geforderten agilen Prozesse. «Angesichts von Individualisierung und steigender Komplexität müssen Prozesse heute vor allem flexibel und interaktiv sein sowie hohe Qualität in den Ergebnissen liefern. Agilität steht für die Möglichkeit, unvorhergesehene Ereignisse durch blitzschnelle Entscheidungsfindung zu bewältigen. Dafür werden Technologien benötigt, die die Menschen durch genaue Prognosen und Handlungsempfehlungen in die Lage versetzen, mit dem Unplanbaren umzugehen», resümiert Ludger Schuh von INFORM.
Zur Umfrage
An der gemeinsamen Online-Umfrage «Agilität in der Logistik» des Aachener Software-Anbieters INFORM und LOGISTIK HEUTE haben 101 Mitarbeiter und Führungskräfte aus einem breiten Branchenspektrum teilgenommen. Mehr als die Hälfte der Befragten stammt aus den Bereichen Grosshandel, Maschinen- und Anlagenbau sowie Automobil- und Metall-Branche. Ausserdem vertreten sind Unternehmen aus den Sektoren Chemie / Pharma, Elektrotechnik, Konsumgüter, Lebensmittel, Spedition, IT, Logistik, Beratung und Labor- und Analysetechnik. 37 Prozent der Teilnehmer arbeiten für Unternehmen mit mehr als 1 000 Mitarbeitern, insgesamt sind 78 Prozent aller Teilnehmer für Unternehmen mit über 100 Mitarbeitern tätig.
Weitere Informationen:
www.inform-software.de