Dem Schweizer Garagisten kommt als fachmännischer Berater in der Mobilität der Zukunft eine Schlüsselrolle zu. Wie er sich noch stärker als eigene Marke positionieren kann, stand im Zentrum der grössten Fachtagung der Schweizer Autobranche, dem «Tag der Schweizer Garagisten». Gut 600 Personen nahmen am 18.01.2022 an der Veranstaltung des Auto Gewerbe Verband Schweiz (AGVS) im Kursaal in Bern teil, darunter als Gastrednerin auch Bundesrätin Simonetta Sommaruga.
Die Vorsteherin des Eidgenössischen Departements für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation UVEK unterstrich gleich zu Beginn die bedeutende Rolle der Schweizer Garagisten. «Ohne den täglichen Einsatz der fast 40’000 Mechanikerinnen, Mechatroniker, Mobilitätsberater und Garagistinnen wäre die Umstellung hin zu einer klimafreundlichen Mobilität nicht machbar», so Bundesrätin Sommaruga. Sie informierte zudem aus erster Hand über aktuelle, politische Weichenstellungen: «Mit dem neuen CO2-Gesetz will der Bundesrat auch Ladestationen für E-Fahrzeuge fördern. Und zwar dort, wo sie noch fehlen – beispielsweise in Wohngebäuden und am Arbeitsplatz.» Und die Bundesrätin verriet den gut 600 Branchenvertretern, dass die Schweiz durch die Teilrevision des Strassenverkehrsgesetzes die Rahmenbedingungen fürs automatisierte Fahren festlegt: «Wir möchten es in der Schweiz als eines der ersten Länder weltweit ermöglichen.»
Die Referenzerweisung der Landesregierung betrachtet Thomas Hurter, Zentralpräsident des Garagistenverbandes AGVS, als deutliches Signal: «Der Besuch von Bundesrätin Simonetta Sommaruga unterstreicht, dass sie unsere Branche und unsere Anliegen ernst nimmt und an einem Dialog ebenso interessiert ist, wie wir.» Das Autogewerbe trage die Ziele einer kontinuierlichen CO2-Reduktion im Strassenverkehr mit. 100 Millionen Personenkilometer werden in einem «normalen» Jahr vom privaten Personenverkehr geleistet. Damit erbringt der motorisierte Individualverkehr (MIV) 80 Prozent der geleisteten Personenkilometer gegenüber 20 Prozent auf der Schiene.
In Anbetracht dieser Zahlen und der wachsenden Elektromobilität sowie weiteren alternativen Antriebsmöglichkeiten entwickelt sich der Garagist fortwährend zum Mobilitätsberater weiter. Er bleibt der erste Ansprechpartner der Automobilisten. An die AGVS-Mitglieder gewandt, unterstrich Hurter: «Sie sorgen dafür, dass die Fahrerinnen und -fahrer in der Schweiz nicht nur sicher, sondern auch immer mehr nachhaltiger unterwegs sind.» Diese dienstleistungsorientierte Haltung gegenüber seinen Kunden haben auf den Erfolg des Garagisten entscheidenden Einfluss.
Thematisch im Zentrum der grössten Fachtagung der Schweizer Autobranche stand deshalb der Garagist als Unternehmer. Er betreibt sein Geschäft im Rahmen seiner Möglichkeiten nach eigenen Vorstellungen und ist damit erfolgreich. «Entscheidungen fällen und die Leidenschaft behalten, das ist wichtig», sagt Walter Frey, Inhaber der Emil Frey Gruppe und Verwaltungsratspräsident der Emil Frey Holding AG. In einer angeregten Diskussionsrunde sprach er darüber, was es braucht, um erfolgreich zu sein und warum es sich lohnt, einen eigenen Weg zu gehen.
Einen gemeinsamen Weg mit seinen Partnern auto-schweiz, Avenergy Suisse, strasse-schweiz, ASTAG, Swissmem und dem Schweizerischen Gewerbeverband sgv bestreitet der AGVS, wenn er sich in Zukunft noch stärker der Interessenwahrnehmung zugunsten des MIV annimmt. Das sei sowohl eine gesellschaftliche als auch eine politische Aufgabe, erklärt Thomas Hurter. «Wir setzen uns für ein Gut ein, das höchst systemrelevant ist, aber gleichzeitig auch in der Kritik steht.» ASTAG-Zentralpräsident und FDP-Parteipräsident Thierry Burkart pflichtete ihm im Rahmen einer weiteren Diskussionsrunde bei: «Alles ständig zu verteuern ohne einen wirklichen Klimanutzen und ohne eine Verhaltensänderung damit zu erreichen, bringt nichts.»
Fazit der unter Einhaltung aller geltenden BAG-Vorschriften durchgeführten Fachtagung: Das Autogewerbe hat eine Zukunftsperspektive voller unternehmerischen Möglichkeiten, weil der Stellenwert des MIV auch in Zukunft steigt. «Die Faszination fürs Auto und der unbestreitbare hohe Nutzen, den die individuelle Mobilität bringt, nehmen nicht ab», sagt Thomas Hurter.