Kinder kennen ihre Bedürfnisse und können diese benennen. Sie sind Experten in eigener Sache. Mit dieser Haltung arbeiten wir mit den Kindern. Es ist – neben der Umsetzung eines verbrieften Rechts – eigentlich nur logisch, Kinder zu befragen und in Entscheidungen einzubeziehen, wenn sie direkt davon betroffen sind. Das Kinderbüro Basel bezeichnet Kinder gerne als «Expertinnen und Experten in eigener Sache».
Was sind «eigene Sachen»? Natürlich geht es rund ums Spiel, es erstaunt deshalb nicht, dass Fachexperten der Verwaltung seit Jahren auf die Hilfe der Kinderexperten zählen, wenn es um die Gestaltung von Spielplätzen geht. Denn sie erhalten im Dialog auf Augenhöhe mehr Planungssicherheit, können die Zufriedenheit der Nutzergruppe steigern und mit einer Reduktion des Vandalismus rechnen. Dieser ökonomische Vorteil kommt auch in vielen anderen Bereichen zum Tragen, so zum Beispiel bei der Verkehrs- oder Schulhausplanung.
Von Expertengesprächen zwischen Kindern und erwachsenen Fachpersonen profitieren auch die Kinder. Kinder, die sich in adäquater Form zu
ihren Angelegenheiten äussern können, erhalten wertvolle Impulse für ihre Persönlichkeitsentwicklung. Dadurch, dass sie gefragt werden,
erfahren sie, dass ihre Meinungen und ihre Anliegen wichtig sind. Sie erleben, dass Erwachsene zuhören und ihre Bedürfnisse wirklich verstehen. Zudem lernen Kinder demokratische Werte und Prozesse kennen und erleben sich als Menschen, die etwas bewirken können. Diese Erfahrung der Selbstwirksamkeit gibt ihnen wiederum Selbstvertrauen und bestärkt sie, sich verantwortungsvoll für ihre Anliegen und ihr Umfeld einzusetzen.
Es profitiert die Gesellschaft
Wir sind überzeugt, dass das Potenzial der Kinderexperten noch längst nicht ausgeschöpft ist. Wir erleben, dass manche erwachsene Fachpersonen zu Beginn skeptisch sind, weil sie Kinder nicht überfordern oder enttäuschen wollen. Sie fragen sich vielleicht auch, ob sie die Ergebnisse eines Partizipationsprojekts mit Kindern professionell verwerten können. Für diese Fragen fühlen wir uns zuständig. Wir verstehen uns als Profis, die zwar nicht in jedem Fachbereich spezialisiert, jedoch in der Lage sind, die Ziele der erwachsenen Experten mit den Fähigkeiten der Kinderexperten zu verknüpfen und gemeinsam ein individuelles Vorgehen zu entwerfen. Kinderbedürfnisse haben eine gesellschaftliche Dimension. Es werden Mittel und Wege gesucht, die den Kindern und allen weiteren involvierten Personen ermöglichen, ein relevantes Kinderbedürfnis zugunsten der Kinder und der Gemeinschaft wirkungsvoll umzusetzen.
Partnerschaft für die nächste Generation
Damit diese gemeinsamen Projekte zwischen Generationen und Gremien gelingen, braucht es in erster Linie die Offenheit von allen Beteiligten und die Bereitschaft, die Kinder als Experten und «Mitspielende» ernst zu nehmen, sich auf Neues einzulassen und sich eventuell von Gewohntem zu lösen. Wir legen grosses Gewicht auf die sorgfältige Wahl des Settings und der Methoden.
Um sich ein klareres Bild verschaffen zu können, stellen wir im Folgenden aktuelle Projekte vor:
– KinderMitWirkung: In der KinderMitWirkung arbeiten aktuell rund 50 Kinder an selbst gewählten Themen für eine kinderfreundliche Stadt. Weitere Informationen zu diesem Projekt finden Sie unter www.kindermitwirkung.ch.
– Polit-Baukasten: Eine Gruppe von Basler Grossräten und Grossrätinnen und das Kinderbüro Basel erarbeiten gemeinsam Foren für den niederschwelligen Austausch von Kindern, Jugendlichen und Vertreterinnen aus der regionalen Politik und/oder der Verwaltung: zum Beispiel Rathausführungen für Kinder, PolitiKids oder die Begleitung von Schulen, die ein Beteiligungsforum einrichten wollen.
– Beteiligung in Kitas: Kinder können mit den geeigneten Methoden und der richtigen Haltung der Betreuungspersonen bereits im frühen Kindsalter aktiv mitwirken und den Kita-Alltag mitprägen. Die Erfahrungen aus einem erfolgreich abgeschlossenen Pilotprojekt werden in den nächsten Jahren weitere Kitas begleiten, um Strukturen und Beteiligungsforen einzurichten, damit die Kinder mitwirken und -gestalten können.
Das gesunde Heranwachsen der Kinder steht hier im Mittelpunkt.