Viele Grossunternehmen überlegen derzeit, wie sie die Anpassungsfähigkeit
und Schnelligkeit von KMU übernehmen können, und eine ganze Reihe von KMU hätte gerne die Ressourcen eines grösseren Betriebes, um besser mit den anstehenden Anforderungen umgehen zu können. Ein Beispiel sind die vielen Initiativen zur Steigerung der Agilität in Grossunternehmen, wie man sie etwa bei «Scrum» findet, einem neuartigen Projektmanagement-Ansatz, der komplexe Fragestellungen in kleinen, aufeinander aufbauenden Schritten zu lösen versucht. Neben dem eigentlichen Projekt wird auch die Projektplanung interativ entwickelt, ein Ansatz, den man bisher vor allem aus kleineren Unternehmen kannte.
Umgekehrt versuchen innovative KMU, sich zum Beispiel durch intelligente Kooperationen die Vorteile grösserer Firmen nutzbar zu machen. Interessante Konzepte findet man in diesem Zusammenhang auch im Bereich der Personalentwicklung, wo sich mehrere kleinere Firmen zu einem virtuellen Verbund zusammenschliessen, um den eigenen Talenten über den Umweg eines (Projekt-) Einsatzes bei Partnerunternehmen spannende Entwicklungsperspektiven bieten zu können und damit attraktiver auf dem umkämpften Fachkräftemarkt zu werden. Warum sollte nicht ein KMU aus dem Berner Oberland, das eine Top-Nachwuchskraft zu verlieren droht, weil diese unbedingt mal für ein Jahr in Australien leben möchte, via Internet mit einem KMU der gleichen Branche in Australien Kontakt aufnehmen und sich mit diesem auf einen temporären Austausch von Fachkräften verständigen?
Worauf es ankommt, ist ein kreatives Personalmanagement, das in der Lage ist, auch ausserhalb bestehender Denkmuster und Erfahrungen neue Lösungsansätze zu finden. Voraussetzung dafür ist eine konsequente Professionalisierung des KMU-Personalmanagements auf der einen und eine ebenso konsequente Steigerung der Agilität des HRM in Grossunternehmen auf der andern Seite. Wer im Wettbewerb um qualifizierte Fachkräfte die Nase vorn haben will, braucht ein gutes und kreatives Personalmanagement, ebenso wie derjenige, dessen Arbeitsplätze sich aufgrund der Digitalisierung signifikant verändern.
Bleibt unter den eingangs genannten drei Entwicklungen noch der Wertewandel. Den gesellschaftlichen Trend zu einer immer stärkeren Individualisierung kennen wir nicht nur als Konsumenten oder aus der steigenden Zahl von Kirchenaustritten und der zunehmenden Politikverdrossenheit, sondern auch aus der sinkenden Attraktivität traditioneller Karrieremodelle. Ein innovatives Personalmanagement muss Wege aufzeigen, wie man sich in neuartigen, fluiden Strukturen einrichten kann. Es geht darum, individualisierte Entwicklungsmöglichkeiten aufzuzeigen und der Führung eine neue Legitimierung auf der Basis gegenseitigen Vertrauens zu verschaffen, die nicht mehr in den Grenzen des rein hierarchischen Denkens gefangen ist. Und genau dieses innovative Personalmanagement brauchen nicht nur grosse Konzerne, sondern auch eine Vielzahl von KMU braucht sie.
Weitere Informationen:
www.fh-hwz.ch
www.peoplexpert.ch