Im stilvollen Geschäft mit einem kleinen Atelier – ein weiteres Atelier befindet sich in der Freien Strasse – empfängt Raphael Blechschmidt seine Kundinnen. Hier verkauft er die Kreationen aus seinen aktuellen Kollektionen, welche er jeweils zwei Mal pro Jahr an grossen Modeschauen vorstellt. Hier berät er aber auch seine Kundinnen, die etwas Besonderes suchen und denen er exklusiv Träume aus erlesenen Stoffen massschneidert. Raphael Blechschmidt begann seine Karriere als Couturier nach seiner Ausbildung vor einem Vierteljahrhundert mit einem kleinen Atelier im Schmiedenhof. Nach vier Jahren verlegte er seinen Standort an den Rheinsprung, wo er bereits eine Mitarbeiterin und einen Lernenden beschäftigte. Schon damals sorgte er mit seinen originellen Kollektionen, die er jeweils alljährlich an der Muba präsentierte, für Aufsehen und Gesprächsstoff. Er gehörte schon damals zu den wenigen Modemachern in der Schweiz, die mit eigenen Kreationen und Kollektionen aufwarten konnten. Nach fünf Jahren bezog er neue Geschäftsräumlichkeiten am Blumenrain, ehe er 2001 an den heutigen Standort in der Bäumleingasse wechselte. Als Modemacher verfolgt Raphael Blechschmidt konsequent seinen eigenen Stil. Seine Markenzeichen sind perfekt verarbeitete edle Stoffe, raffinierte, aber schlichte Schnitte, spezielle Farbgebungen, Liebe zum Detail und vor allem natürlich die unverwechselbaren Kelchkrägen in allen Variationen sowie die speziellen Ausschnitte und Ärmelabschlüsse. Im Interview mit dem «Geschäftsführer» gibt der begeisterte Schwimmer – er ist auch Mitglied des Schwimmvereins Beider Basel – Einblicke in seine Arbeit und spricht über seine legendären Modeschauen sowie seinen Modestil.
«Geschäftsführer»: Zum zweiten Mal haben Sie vom 9. bis 12. März Ihre legendären Modeschauen nicht an den Bäumleingasse durchgeführt, sondern in den Räumlichkeiten von Möbel Rösch an der Güterstrasse in Basel – was ist der Grund für den Standortwechsel?
Raphael Blechschmidt: Ich bin ja in meiner Arbeit Experimenten und Neuem nie abgeneigt. Dies gilt auch für die Inszenierung meiner Modeschauen. Sie müssen wissen, es war schon als Lehrling mein absoluter Traum, meine eigene Kollektion an einer eigenen Modeschau vorzustellen. Ich wollte aber dazu immer einen besonderen Ort und eine – dem Stil meiner Kreationen entsprechend – spezielle Inszenierung. Angefangen mit der ersten Modeschau im damaligen Füglistaller, am Bahnhof SBB, als die Models in meinen Kreationen aus dem Zug stiegen, im Schützenhaus, an der Muba, im Noohn, im Acqua oder in einer grandiosen Show auf der Freitreppe im Foyer des Theater Basel mit Operngesang und Klavierbegleitung – es war immer mein Anspruch, mehr als einfach Kleider vorzuführen, sondern Stil, Kreation und Lebensfreude sicht- und an einem tollen Event auch spürbar zu machen. Letzten Herbst haben wir dann das erste Mal die Modeschauen nicht mehr an der Bäumleingasse durchgeführt, sondern bei Möbel Roesch, dessen Inhaber Michael Federer mir dazu den Vorschlag gemacht hatte. Und weil er mir dann auch einen elf Meter langen Laufsteg in Aussicht gestellt hatte, konnte ich natürlich nicht widerstehen (lacht)! Am 18., 19. und 21. Oktober werde ich dann ebenfalls bei Möbel Roesch meine neue Herbst-/Winterkollektion präsentieren.
Letzten Endes sind Sie ja auch Unternehmer, der neben kreativen auch kommerzielle Überlegungen tätigen, sprich die vorgeführten Kreationen auch verkaufen muss – Wie sind Sie denn mit dem Resultat der letzten Modeschauen im März zufrieden?
Wir konnten insgesamt gegen 1 000 Besucherinnen und Besucher begrüssen. Ich darf doch etwas stolz feststellen, dass wir noch eine dermassen positive Resonanz hatten. Man kann ja nie genau voraussehen, wie gut die Kreationen der Kollektion ankommen, und deshalb ist es auch für mich schwierig, den Erfolg konkret in Worte zu fassen. Ich denke, ich konnte sehr tragbare Mode präsentieren, die sehr viele spezielle Details beinhaltet und die in den Materialien, den Farben und vor allem in den Schnitten sehr stimmig ist.
Wie machen Sie denn Ihre Mode «stimmig»?
Wie gesagt, das ist schwierig zu erklären. Es ist ein fortlaufender Prozess. Und während dieses Prozesses, also in der Vorbereitung bis zur Modeschau, bin ich manchmal der einsamste Mensch, denn ich bin der Einzige, der weiss, wie man sich das alles vorstellen kann. Ich kreiere sehr intuitiv, arbeite mit den Proportionen, experimentiere mit den Materialien und den Farben, bis es dann passt. Wobei dies erst sichtbar wird, wenn ein Mannequin das Kleid trägt. Sonst wäre es wie eine Hülle ohne Seele. Meine Mode soll in erster Linie eine Harmonie zwischen Design, Materialien und der sie tragenden Frau herstellen. Ich möchte die Frauen verschönern, sie attraktiv und manchmal auch sexy, aber niemals billig kleiden. Meine Kreationen sollen die Persönlichkeit einer Frau auf eine ganz spezielle Weise betonen.
Wie ist Ihr persönliches Fazit nach über 25 Jahren?
Es war eine anforderungsreiche, aber vor allem eine enorm inspirierende Zeit. Ich würde diesen Weg auf jeden Fall wieder gehen. Vor allem ist mir aber auch wichtig, dass Werte wie Qualität, Genauigkeit, Individualität und Persönlichkeit erhalten bleiben. Dies geht in der heutigen Zeit manchmal etwas unter, und deshalb stehe ich mit meinem kleinen Unternehmen und meiner Arbeit für diese Werte ein. Es macht mich glücklich, wenn ich mit meinen Kreationen Freude bereiten kann. Das alles aber wäre nicht ohne das Engagement und das hoch professionelle Können meiner langjährigen Mitarbeitenden und die Unterstützung meines Lebenspartners und vieler Menschen, die an mich glaubten, möglich gewesen.