Die heute 32-jährige Kommunikationsfachfrau war zuvor bei der Basel United AG, der damaligen Managementfirma des Stadions St. Jakob-Park, für die Kommunikation und Medienarbeit zuständig. Sie trat die Nachfolge von Josef Zindel an, der nach zwölf Jahren als Medien- und Kommunikationschef des FC Basel zurücktrat. Andrea Roth ist eine passionierte Fasnächtlerin und begleitet den FC Basel von Kindesbeinen an, kennt also die Prioritäten, die in dieser Stadt gesetzt werden, aus dem Effeff! Im Interview mit dem «Geschäftsführer» beschreibt Andrea Roth ihre Tätigkeitsfelder beim FCB und gibt Einblicke in ihr Jobverständnis.
«Geschäftsführer»: Zuerst eine Verständnisfrage: Sind Sie nun Medienchefin für die FC Basel 1893 AG oder auch für den Verein FC Basel 1893?
Andrea Roth: Gute Frage, denn juristisch gesehen handelt es sich dabei natürlich um zwei verschiedene Gebilde. Operativ gibt es bezüglich meiner Tätigkeit eigentlich keine Trennung, denn auch die Bereiche Frauenfussball und U14 abwärts, welche in der Verantwortung des Vereins FC Basel liegen, gehören, was die Koordination von Medienanfragen betrifft, in mein Pflichtenheft. Ich leite sie dann aber jeweils an die Nachwuchs- oder Frauenfussball-Abteilung weiter.
Apropos Verein: Sportlich gesehen ist der FC Basel zwar seit Jahrzehnten das Mass aller Dinge im schweizerischen Fussball, was die Zahl der Vereinsmitglieder anbelangt, ist man aber mit etwas über 4 500 Mitgliedern nur die Nummer vier in der Schweiz – besteht da nicht Handlungsbedarf?
Man darf nicht ausser Acht lassen, dass bei gewissen Clubs der Bezug einer Jahreskarte direkt mit einer Mitgliedschaft verknüpft ist, was bei uns nicht der Fall ist. Sonst würden wir mit mehr als 20’000 Dauerkarten die Rangliste anführen. Aber das Thema ist bereits vor einiger Zeit erkannt worden, und wir haben ja letztes Jahr an einer ausserordentlichen GV das im Mai 2015 lancierte Projekt «Verein FC Basel 10’000» vorgestellt. Unter anderem sollen mit einer Halbierung der Mitgliederbeiträge neue Mitglieder gewonnen werden. Da ist also einiges in Gang gekommen, und ich bin sicher, dass zusätzlich mit Marco Streller als Botschafter dieses Projektes auch bei uns die Mitgliederzahl markant steigen wird.
Jetzt aber zu Ihnen: Ihre Berufung als Nachfolgerin von Josef Zindel kam 2013 auch für Sie relativ überraschend – wie haben Sie diesen Schritt empfunden?
Natürlich war ich überrascht, als mich Bernhard Heusler anfragte. Da ich mich aber durch meine bisherige Arbeit als Kommunikationsfachfrau bei der Basel United AG im selben Umfeld bewegt hatte und deshalb wusste, was mich erwartet, nahm ich mit Freude dieses einmalige Angebot an.
Sie hatten keine Zweifel, diese Aufgabe bewältigen zu können?
Sicherlich hatte ich Respekt davor, aber die gesamte Clubleitung, die Geschäftsstelle und vor allem natürlich Josef Zindel haben mich enorm unterstützt und mich an die Aufgabe herangeführt, sodass ich daran wachsen konnte. Schlaflose Nächte hatte ich deswegen jedenfalls nicht!
Josef Zindel hat Sie darauf hingewiesen, dass es im Umgang mit Journalisten manchmal eine dicke Haut braucht – haben Sie dann dementsprechend Haare auf den Zähnen?
(lacht) Das müssen Sie die Journalisten fragen! Ich versuche den Journalisten – und grundsätzlich allen Menschen – mit Respekt zu begegnen und habe die Erfahrung gemacht, dass man dann auch selbst mit Respekt behandelt wird. In der Kommunikation mit den Medien geht es ja nicht um meine Person, sondern um den Club, um die Spieler oder den Trainer. Natürlich wird man da manchmal auch mit unangenehmen Fragen konfrontiert, aber ich verstehe mich vor allem als Dienstleisterin für die Medien und versuche, möglichst ruhig und sachlich die Fragen der Journalisten zu beantworten. Natürlich gibt es aber manchmal auch Diskussionen, und dann kann es auch einmal etwas lauter werden. Nach dem Motto «c’est le ton qui fait la musique» funktioniert das in der Regel aber gut.
Schulen Sie die Spieler hinsichtlich Interviewtechnik oder schreiben Sie ihnen vor, was sie in Interviews den Journalisten sagen dürfen und was nicht?
Man darf nicht vergessen, dass viele Spieler noch sehr jung sind und wenig Erfahrung mit den Medien haben. Es wäre deshalb fahrlässig, sie – kaum sind sie im Fokus der Öffentlichkeit – ins kalte, mediale Wasser zu werfen. Dies geschieht vor allem zu ihrem persönlichen Schutz, nicht weil wir sie kontrollieren wollen. Zu meinen Aufgaben gehört es, die Spieler auf den Kontakt mit den Medien vorzubereiten. Ich gebe ihnen Tipps, wie sie sich vor dem Mikrofon oder der Kamera verhalten und auf was sie achten sollen, zeige ihnen auch Beispiele und begleite sie dann je nachdem zu den Interviews. Mir geht es vor allem darum, den Spielern bewusst zu machen, dass sie nun in der Öffentlichkeit stehen und somit eine gewisse Verantwortung für den Club, das Team und für sich selbst tragen und dementsprechend mit den Medien kommunizieren. Besonders achte ich darauf, dass sie authentisch – also sich selbst – bleiben.
Inwieweit sind Sie als Medien- und Kommunikationschefin in die Entscheidungen des Clubs eingebunden?
Ich bin vor allem für die 1. Mannschaft und die gesamte damit zusammenhängende Koordination der Medien zuständig. Als Medienverantwortliche bin ich in das gesamte Team des Bereiches «Corporate Communications», das von Remo Meister geleitet wird, eingebettet. Was die Entscheidungsfindungen betrifft, haben wir beim FCB sehr kurze Kommunikationswege und flache Hierarchien. Das heisst, man tauscht sich auf allen Ebenen täglich aus, spricht miteinander und so entstehen sachbezogene Entscheidungen im Teamwork.
Haben Sie auch Kontakt zu den Fans?
Selbstverständlich habe ich auch zu den Fans immer wieder Kontakt. Dies gilt aber für alle FCB-Abteilungen, denn die Fans und ihre
Bedürfnisse sind enorm wichtig. Die Bedeutung der Fans wird durch die Tatsache unterstrichen, dass FCB-Präsident Bernhard Heusler den Dialog mit den Fans zur Chefsache gemacht hat.
Was ist Ihre Philosophie hinsichtlich Krisenkommunikation, also wenn einmal etwas nicht so rund läuft oder unangenehme Ereignisse kommuniziert werden müssen?
Im Krisenfall sitzen wir, das heisst die Clubverantwortlichen, aber auch ich als Zuständige für die Kommunikation, zusammen, und klären zuerst die Faktenlage. Danach wird entschieden, wer auf welche Weise kommuniziert. Grundsätzlich halte ich dabei Transparenz und wahrheitsgemässe Kommunikation für unerlässlich. Wir geben das auch den Spielern mit, denen bewusst sein muss, dass sie – gerade auf dem Spielfeld – von unzähligen Kameras beobachtet werden und auch ausserhalb des Stadions im Fokus des allgemeinen Interesses
stehen.
Haben Sie sich schon Gedanken über Ihre berufliche Zukunft ausserhalb des FCB gemacht?
Ich habe im Moment beim FCB meinen Traumjob und denke über die Zukunft nicht nach. Generell stehe ich immer im Hier und Jetzt und mache mir nie Gedanken über die Zukunft. Ausserdem habe ich die Erfahrung gemacht, dass wenn man etwas plant, es sowieso anders kommt!