Wie steht es um die Beschäftigung der Jugendlichen in der Schweiz? Im Vergleich mit anderen Ländern stehen wir statistisch und strukturell gut da. Und doch engagieren sich der Bund, gemeinnützige Organisationen sowie private Firmen mit Nachdruck für eine Verbesserung der Rahmenbedingungen auf dem Jugendarbeitsmarkt. Zu Recht, denn die Demografie stellt hohe Anforderungen an die nächsten Generationen der Arbeitnehmenden.
Es fehlt nicht an warnenden Hinweisen im politischen Raum. «Die Jugendarbeitslosigkeit ist derzeit das vielleicht drängendste europäische Problem. Es darf keine verlorene Generation geben», betonte die deutsche Bundeskanzlerin -Angela Merkel schon im Sommer 2013 gemäss einem Bericht der Wochenzeitung «Die Zeit». Während in Deutschland die Strukturen für einen wirksamen Kampf gegen die Jugendarbeitslosigkeit teilweise fehlen, scheint die Situation in der Schweiz nicht ganz so dramatisch zu sein. Immerhin erreichte unser Land im Jugend-arbeitsmarkt-Index der Konjunkturforschungsstelle KOF an der ETH Zürich, der auch die Arbeitsmarktqualität mit einbezieht, hinter Dänemark den zweitbesten Wert. Und das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) berechnete für September 2016 eine Arbeitslosenquote bei den 15- bis 24-Jährigen von 3.6 Prozent – nur knapp über der Gesamtarbeitslosenquote von 3.2 Prozent.
Allerdings basiert diese Quote auf den Statistiken der Regionalen Arbeitsvermittlungsstellen (RAV) und umfasst nur die r-egistrierten Stellensuchenden, rund 20’000 Jugendliche. Fachleute rechnen damit, dass diese Ziffer inklusive der nicht offiziell als «stellensuchend» Registrierten bis zu doppelt so hoch sein könnte. Zudem zeigen die KOF-Daten bezüglich Leichtigkeit des Arbeitsmarkteintritts und Langzeitarbeitslosigkeit einigen Verbesserungsbedarf. Ganz verwunderlich ist es also nicht, dass gemäss dem jüngst erschienenen Jugendbarometer der Credit Suisse jeder fünfte Jugendliche zwischen 16 und 25 Jahren Arbeitslosigkeit als das grösste Problem unseres Landes sieht.
Gutes Matching senkt die Zahlen
Eine der kritischsten Phasen in der Berufslaufbahn von Jugendlichen ist die-jenige des Übergangs von der Schule in die erste Berufsausbildung. Von knapp 145’000 Jugendlichen, die 2016 ihre Ausbildung wählen, hatten gemäss dem Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation (SBFI) am 31. August noch 9 000 keine berufliche oder weiterbildende Lösung gefunden. Dabei liegt das Problem bekanntlich nicht bei einem eklatanten Mangel an Lehrstellen: In seinem Lehrstellenbarometer zeigt das SBFI, dass am gleichen Stichtag 10’000 Ausbildungsplätze unbesetzt waren. Davon dürften erfahrungsgemäss noch etwa 3 000 besetzt werden, bleiben also 7 000 offene Lehrstellen. Diese Diskrepanz wirft Fragen auf.
Zunächst gilt es festzuhalten, dass Schweizer Unternehmen, allen voran die KMU, bei der Berufsintegration Jugendlicher einen enormen Aufwand betreiben und allgemein sehr gute Arbeit leisten. Auch die Schulen, die RAV und Berufsberatungen engagieren sich im Rahmen ihrer Aufgaben und Möglichkeiten sehr, Anschlusslösungen für Schulabgänger zu finden. Und doch bleibt die Jugendarbeitslosigkeit in der Schweiz konstant, vor allem konstant höher als die Gesamtarbeitslosigkeit.
Das Problem liegt meist bei der fehlenden Übereinstimmung zwischen den Vorstellungen der Stellensuchenden und den Erwartungen der Arbeitgeber. Immer mehr Jugendliche drängen in Berufe mit einer gewissen gesellschaftlichen Ausstrahlung und ansprechenden Verdienstaussichten. Dies teilweise ungeachtet ihrer persönlichen Eignung und schulischen Vorkenntnisse. Gleichzeitig steigen auch die Anforderungen der Lehrstellenanbieter. Rekrutierungsprozesse für Lernende ähneln immer mehr denjenigen für Feststellen, was einen Schulabgänger, der noch mitten in seiner persönlichen Entwicklung steckt, leicht überfordern kann. Und in dieser Betrachtung sind die Herausforderungen für Jugendliche mit Migrationshintergrund, die meist zusätzlich mit der Sprache und der kulturellen Umstellung zu kämpfen haben, noch nicht einmal mit einbezogen.
Nur gemeinsam zum Erfolg
Aus diesen Erkenntnissen lässt sich leicht das Bedürfnis für breit angelegte Hilfestellungen für Jugendliche ableiten. Es gibt zwei grosse Handlungsströme: die Orientierung in Bezug auf das optimal passende Berufsbild und die Vorbereitung auf konkrete Bewerbungssituationen. Sowohl staatliche Stellen, wie auch fachspezifisch tätige gemeinnützige Organisationen, mit ihren Wirtschaftspartnern sind gefordert, die betroffenen Jugendlichen bei diesen Aufgaben zu begleiten.
Die Credit Suisse engagiert sich auf verschiedenen Ebenen für solche wichtigen gesellschaftlichen Anliegen. Sie selbst -beschäftigt rund 1 350 Lernende, Praktikanten und Career Starter mit Hochschulabschluss. Und sie unterstützt die Partnerorganisationen mit Fokus Jugendförderung bei der Vorbereitung Jugendlicher auf die Lehrstellensuche und bei der Berufsinte-gration. Zu diesen Partnern gehört Pro Juventute, die grösste Stiftung für Kinder und Jugendliche in der Schweiz. Diese bietet verschiedene Programme an, sowohl in der Berufsorientierung wie auch im Bereich des Bewerbungscoachings. Aktuell führen die beiden Institutionen zum Beispiel mithilfe von freiwilligen Mitarbeitenden der Bank Bewerbungstrainings für Schülerinnen und Schüler des Vorabschlussjahres durch.
Ein zweiter wichtiger Partner ist der Dachverein Check Your Chance, der im Frühjahr 2015 aus der Credit-Suisse-Initiative «Gemeinsam gegen die Jugendarbeits-losigkeit» entstanden ist. Mitgründerin war die KMU-Austauschplattform Swiss Venture Club, was dem Verein die wichtige Positionierung nahe an den Unternehmen ermöglichte. Check Your Chance agiert heute eigenständig und leistet mit dem zielgerichteten Angebot seiner sechs Mitgliedorganisationen einen Beitrag zur Vorbeugung und Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit in der Schweiz.
In junge Arbeitnehmer investieren
Die Tatsache, dass sich solch fachkompetente Organisationen des Themas angenommen haben, zeigt die Tragweite der Herausforderung. Und dies obschon bis etwa 2030 die geburtenstarken Jahrgänge der Fünfziger- und Sechzigerjahre in Pension gehen und anzunehmen ist, dass viele Stellen frei werden. Aber wird die nächste Generation von Lehrstellensuchenden genügend gut vorbereitet sein, um die entstehenden Lücken zu füllen?
Kleinere und mittelgrosse Unternehmen mit zum Teil sehr spezifischen Berufsbildern dürften den Fachkräftemangel besonders zu spüren bekommen. Es ist also ein gemeinsamer Effort aller Beteiligten nötig, frühzeitig in die Jungen zu inves-tieren und ihnen den persönlichen und beruflichen Entwicklungsraum zu geben, damit wir künftig die richtigen Fachkräfte am richtigen Ort haben. Und damit nicht immer mehr Schulabgänger an den Anforderungen des Arbeitsmarktes scheitern und in die Langzeitarbeitslosigkeit geraten. Deshalb arbeiten Credit Suisse und ihre Partner auch künftig mit grossem Engagement daran, die Bedürfnisse junger Stellensuchender und Arbeitgeber noch besser aufeinander abzustimmen, damit die nächste Generation die nötige Wirkung auf unsere Wirtschaftsleistung ohne Einschränkung entfalten kann.
Weitere Informationen:
www.credit-suisse.com