Dr. Matthias Schweizer, Spezialist für Interim Dienstleistungen, setzt sich berufsbedingt mit Managementmodellen und –theorien auseinander. Sein Fazit mit Blick auf das Sozial- und Gesundheitswesen: «Auffallend ist, dass bei Management-Modellen spezifisch für das Sozialwesen, in deren psychologischen und soziologischen Betrachtungsweise, häufig ökonomische Faktoren ignoriert werden.»
Im Management für im Sozialbereich tätige Institutionen gibt es einige Besonderheiten zu berücksichtigen, sagt Dr. Matthias Schweizer. Grundsätzlich lässt sich sagen, dass jede Organisation, welche eine Dienstleistung erbringt, über ein Management verfügt. «Die Literatur bietet unterschiedliche Modelle mit unterschiedlichem Abstraktionsgrad, Ausrichtung und Aussagegehalt. Weil sie praktikabel und operational sind, logisch klingen und auch Allgemeingültigkeit suggerieren, sind Management-Theorien attraktiv.»
Häufige Fehler: Das Ignorieren bestimmter Faktoren
Auffallend ist, so Schweizer weiter, dass bei Management-Modellen spezifisch für das Sozialwesen, in deren psychologischen und soziologischen Betrachtungsweise häufig ökonomische Faktoren ignoriert werden. Er präzisiert: «Die einseitige Betonung ökonomischer Faktoren ist ebenso wenig sinnvoll, da das daraus resultierende ausschliesslich rationale Verständnis von Organisationsprozessen, den Realitäten in der Welt der Arbeit nicht standhalten kann, weil die sozialen Prozesse vernachlässigt werden.»
«Professionelles NPO-Management wird unter anderem daran beurteilt, ob die Schlüsselfaktoren erkannt wurden, mit denen die Wirksamkeit der Organisation beeinflusst wird.»
Das Wissen darüber, mit welchen Konzepten und Instrumenten des Managements die Wirkung kontrolliert beeinflusst werden kann, wird demnach umso wichtiger, je stärker sich sozial engagierte Organisationen mit Erwartungen konfrontiert sehen, die Effektivität ihres Leistungsangebotes nachzuweisen. «Professionelles Management wird daran beurteilt, ob die wesentlichen Wirkungen des Leistungsangebots bekannt sind, ob Entscheidungen über Änderungen im Leistungsangebot auf Basis dieser Wirkung getroffen werden und ob die Manager die Schlüsselfaktoren kennen, mit denen sie die Wirksamkeit ihrer Organisation beeinflussen können.»
Das richtige Modell ist jenes, das bei konkreten Fragestellungen die richtigen Antworten liefert
Welches Modell sich generell mehr oder weniger eignet, ist also nicht die Frage, es geht eher darum, welches Modell für welche konkreten Fragestellungen Antworten liefert. Die Modelle sind daher eher sinnvolle und wertvolle Ergänzungen im Versuch, die Realität des Managementalltags von sozial engagierten Organisationen darzustellen und dafür konkrete Handlungsempfehlungen abzuleiten.
Dr. Matthias Schweizers Fazit: «Management ist grundsätzlich eine Animationsaufgabe, die man nicht einfach abarbeiten kann. Ein wichtiger Bestandteil ist, einen gewissen Schwung und eine signifikante Dynamik in der Organisation zu erzeugen.» Dieser «Qualitätsentwicklungsansatz» bestehe, so Schweizer, aus einer bestimmten Vision und nicht aus dem (unreflektierten) Anwenden vorgegebener Lösungstheorien. «Weniger entscheidend ist, an welcher Stelle man zu managen beginnt, als dass diese Dynamik in der Organisation ausgelöst wird. Management sollte nicht als starres System verstanden werden, sondern als ein sich ständig verändernder Prozess. Gesucht sind Strukturen, die einladend und transparent für einsatzbereite Mitarbeitende gestaltet sind und die erforderliche Vielfalt und Flexibilität ermöglichen.»