Trotz wirtschaftlichen und sicherheitspolitischen Unsicherheiten sowie international anhaltenden Corona-Massnahmen steht Gründen weiterhin im Trend. Auch wenn nicht mehr so hoch wie im Rekordvorjahr. Die IFJ Studie «Nationale Analyse Schweizer Firmengründungen 1. Halbjahr 2022» zeigt, dass in den ersten 6 Monaten des laufenden Jahres 25’447 neue Firmen im Schweizer Handelsregister eingetragen wurden. Dies entspricht einem Rückgang von -3.6% im Vergleich zum 1. Halbjahr 2021, welches mit 26’387 Neugründungen als Rekord-Halbjahr in die Geschichte einging. Trotz Rückgang zeigt der 10-Halbjahresvergleich, dass im ersten Halbjahr 2022 +13% mehr Firmen als im Durchschnitt entstanden.
In welchen Kantonen und Branchen wurde am meisten gegründet? Dies zeigt die nationale Analyse des IFJ Institut für Jungunternehmen.
Starke Unterschiede in den Grossregionen – Zürich als Gründungsmotor
Zürich ist im ersten Halbjahr 2022 die einzige Grossregion mit einem leichten Zuwachs von +0.3%. Die weiteren Grossregionen Südwestschweiz (-1.6%), Ostschweiz (-2.8%), Tessin (-3.1%) und die Zentralschweiz (-3.9%) verzeichnen leichte Rückgänge im Vergleich zur Vorjahresperiode. In den Regionen Espace Mittelland (-7.4%) und Nordwestschweiz (-7.9%) wurden deutlich weniger neue Firmen gegründet als im ersten Halbjahr 2021.
Kantone mit noch mehr Gründungen als im Rekordvorjahr
In 9 Kantonen konnte die Anzahl Neugründungen im ersten Halbjahr 2022 gegenüber der rekordhohen Vorjahresperiode nochmals gesteigert werden. Dies sind aktuell die Kantone mit einem Wachstum an Schweizer Firmengründungen: Appenzell Innerrhoden (+18.5%), Jura (+6.9%), Freiburg (+4.8%), Obwalden (+4.6%), Glarus (2.9%), St. Gallen (+1.3%), Waadt (+0.9%), Zürich (+0.3%)
sowie Wallis (+0.2%).
In diesen Kantonen wird aktuell weniger gegründet
Die Kantone mit nur leichten prozentualen Einbussen sind Appenzell Ausserrhoden (-1.2%), Basel- Land (-2.1%), Luzern (-2.2%), Tessin (-3.1%) und Uri (-4.3%). Die stärksten prozentualen Rückgänge an Firmengründungen wurden in den Handelsregisterämtern der Kantone Nidwalden (-18%), Basel- Stadt (-12.5%), Bern (-12.4%), Neuenburg (-11.9%) und Graubünden (-10.9%) registriert.
Rechtsformen im Vergleich
In der Schweiz ist die Gesellschaft mit beschränkter Haftung (GmbH) mit Abstand die beliebteste Rechtsform, wenn es um die Gründung einer neuen Firma geht. Insgesamt 10’160 (+1.4%) neue GmbH wurden im 1. Halbjahr 2022 eingetragen. Relativ hoch ist der Rückgang von -7.3% an neu gegründeten Einzelunternehmen, welche mit über 8’100 Neueinträgen, die am zweithäufigste gewählte Rechtsform ist.
Vergleich der letzten 10 Halbjahre
Seit den leichten Rückgängen von 2014 auf 2015 und 2019 auf 2020 verzeichnen die Handelsregisterämter einen positiven Trend. Im Durchschnitt wurden in den letzten 10 Jahren 22’511 neue Firmen pro erstes Halbjahr eingetragen. Das 1. Halbjahr 2022 verzeichnet mit 25’447 Neugründungen das zweithöchste Niveau und liegt mit +13% signifikant höher als der Durchschnitt der letzten 10 Halbjahre.
Neugründungen nach Branchen
Zu den top Wachstumsbranchen im laufenden Jahr gehört Hightech (+22.1%), Gesundheitswesen (+9.7%) sowie Transport & Logistik (+9.3%). Die höchsten prozentualen Rückgänge verzeichnen Land- & Forstwirtschaft (-20.2%), Grosshandel (-15.2%) sowie der Detailhandel (-13.8%).
Die Analyse zeigt, dass vor allem der Handel stark zu kämpfen hat. Nebst den zwei gründungsintensiven Branchen Gesundheitswesen und IT & ICT verzeichnen vor allem kleinere Branchen positive Akzente.
Die Schweiz bietet weltweit top Voraussetzungen für Unternehmertum
Die geopolitischen und wirtschaftlichen Unsicherheiten sowie international anhaltenden Corona- Massnahmen treffen auch die Schweizer Wirtschaft. Trotzdem zeigen sich Schweizer Gründerinnen und Gründer optimistisch. Schweizer Firmengründer/innen geben auf die Frage «Wieso eigentlich gründen?» eine eindeutige Antwort: In ihrem eigenen Unternehmen sehen sie die Möglichkeit, mehr Freiheiten zu erlangen.
Wie wichtig Selbständigen eine ideale Balance zwischen Mut und Verstand ist, zeigt diese Zahl ganz besonders: Zum Zeitpunkt der Gründung sind 66% der Gründer/innen noch in einem anderen Unternehmen angestellt. Nach der Gründung geht diese Zahl auf etwa 40% zurück. Der Sicherheitsgedanke lässt sich also ideal mit dem Wunsch nach mehr Freiheit kombinieren.
Die positive Langzeitentwicklung der Firmengründungen hat sich im 1. Halbjahr 2022 auf einem hohen Niveau gefestigt. Nach wie vor finden wirtschaftliche Bereinigungen in einigen Brachen statt. Arbeitnehmer/innen im Homeoffice nutzen weiterhin die Zeit zur Umsetzung eigener Ideen, Menschen suchen mehr denn je nach sinnhafter Beschäftigung. Und wie in allen schwierigen Zeiten werden auch aus der aktuellen Situation viele Innovationen und Verbesserungen entwickelt. Zudem nimmt die gesellschaftliche Akzeptanz der selbständigen Erwerbstätigkeit weiterhin zu.
Quelle: IFJ Institut für Jungunternehmen