Damit das gelingt, müssen aber viele existenzielle Fragen der Zukunft gemeinsam gestellt und zusammen gelöst werden, ist Thomas Kessler, Leiter Kantons- und Stadtentwicklung im Präsidialdepartement Basel-Stadt überzeugt. Im Interview mit dem «Geschäftsführer» gibt er aber auch zu bedenken, dass man nicht nur zum gemeinsamen Raum insgesamt, sondern auch zu den einzelnen Teilen, zu Stadt, Quartier, Dorf und Grünraum, gezielt Sorge tragen muss.
«Geschäftsführer»: Täuscht der Eindruck, dass in letzter Zeit das Gemeinsame zwischen den beiden Basel immer mehr auseinanderdriftet?
Thomas Kessler: Oberflächlich kann das sein, man sollte jetzt aber nicht den Fehler machen, aufgrund bestehender Diskussionspunkte zwischen den beiden Basel, von einem «Spaltpilz» zu sprechen. Verschiedene Meinungen und Standpunkte sind normal und legitim in einer Partnerschaft, und um eine solche handelt es sich ja unzweifelhaft zwischen den beiden Halbkantonen. Aber unabhängig davon, wo jeder von uns politisch steht, sollten wir das vermeintlich oder tatsächlich Trennende nicht betonen, sondern das Gemeinsame als Basis für die weitere Entwicklung sehen und vor allem dafür schauen, dass es diesem Raum «Nordwestschweiz» als Ganzes gut geht.
Was ist denn das Gemeinsame der beiden Basel?
Wir sind punkto Verkehr, Arbeit, Wohnen, Gesundheit, Kultur, Sport und Freizeit ein eng vernetzter Raum. Entsprechend stellen sich die Fragen: Wie viel Land braucht es zum Beispiel, um die Stadt und die Agglomeration zu ernähren? – Die gesamte Nordwestschweiz. Wo konzentrieren sich Forschung und Bildung sowie die wertschöpfungsintensiven Industrien? – Mehrheitlich im metropolitalen Zentrum Basel. Wo wohnen die Menschen? – In der ganzen Region. Wie vermeiden wir zusätzlichen Pendlerverkehr? – Durch die Nähe von Wohnen und Arbeiten und die Nutzung neuer Kommunikationstechnologien. Diese «Verzahnung» ergibt eine Gesamtbetrachtungsweise einer ganzen Region, die einen hervorragenden Standort für Leben und Arbeiten bietet.
Als Kantons- und Stadtentwickler können Sie aber nur für Basel-Stadt sprechen?
Ja, und damit für das Zentrum der trinationalen Region mit 800’000 Einwohnern. Die Entwicklung von Basel-Stadt kann nur mit allen Wechselwirkungen zu den Partnern ganzheitlich und nicht isoliert betrachtet werden. Sie findet immer nur im Zusammenhang mit Effekten, die auch von ausserhalb kommen, statt. Wie schlägt sich zum Beispiel die Anzahl von Wohnungen und Arbeitsplätzen in der Stadt im Pendlerverkehr und der gesamten regionalen Verkehrssituation nieder? Wäre es nicht vernünftiger, der Zersiedelung rund um die Stadt Einhalt zu gebieten und dem die Idee einer «Stadt der kurzen Wege», wo Wohnraum und Arbeitsplätze schnell erreichbar sind, entgegenzustellen? Nicht Basel oder Liestal stehen im Wettbewerb miteinander, sondern die gesamte Region Nordwestschweiz mit Standorten in den USA und Asien. Hohe Produktivität und Wertschöpfung sowie überragende Forschungs- und Entwicklungskompetenzen, erstklassige Bildungs-, Kultur- und Freizeitangebote, sozialer und politischer Friede oder breiter Wohlstand, dies alles macht das «Gesamtpaket Nordwestschweiz» mit Basel als Zentrum nicht nur für die Bewohner, sondern auch für hinzuziehende Fachkräfte sehr attraktiv. Die Erfahrungen, welche man als Zentrum einer trinationalen Region über die Jahrhunderte durch Handel und Wissenschaft erworben hat, sind die besten Voraussetzungen für die Herausforderungen der Zukunft in Richtung Wissensgesellschaft. Vor allem aber dürfen wir nicht mit dem bisher Erreichten zufrieden bleiben, sondern müssen uns ständig fit halten und weiterentwickeln.