Als erste Citykirche der Schweiz und eine der offensten Kirche Europas versprüht die Offene Kirche Elisabethen eine Atmosphäre von lebendiger Besinnlichkeit und ist mittlerweile ein Spiegelbild einer gefestigten globalisierten und multikulturellen Gesellschaft. Durch und durch am Puls der Zeit, wird diese historisch bedeutsame Location genialerweise sogar für private oder geschäftliche Events zur Verfügung gestellt.
Interview mit Frank Lorenz von Gabriela Röthlisberger
Für alle, deren Massstab weit entfernt von nullachtfünfzehn ist und die eine Veranstaltung mit bleibender Erinnerung planen, sind die mietbaren Räumlichkeiten der Offenen Kirche Elisabethen (OKE) – Refektorium, Kapelle oder Kirche – das massgebliche Gefäss für eine wunderbare Zeit im Freundeskreis, mit der Familie oder im Rahmen eines Geschäftsanlasses. Seit wenigen Wochen gehört die Elisabethenkirche mit 9.1 («herausragend») von zehn Punkten nun offiziell zu den attraktivsten Eventlocations der Schweiz.
GESCHÄFTSFÜHRER*IN BASEL: Herr Lorenz, Sie sind Pfarrer der OKE, einer ziemlich besonderen Kirche, und auch Geschäftsführer dieses Veranstaltungsortes. Warum und seit wann geht diese Kirche einen anderen Weg?
Frank Lorenz: Das Konzept einer Kirche für alle im Herzen von Basel wurde vor 30 Jahren in die Tat umgesetzt. Die Vermietung als Eventlocation generiert eine Chance, uns die Sozialarbeit (zugunsten von Flüchtlingen und Armutsbetroffenen) und die kulturelle Arbeit leisten zu können.
Werden in der Schweiz nicht alle Kirchen durch die Kirchensteuer finanziert?
Ja, für andere Kirchen stimmt das, für unsere aber nicht. Wir haben den Auftrag von der kirchlichen Obrigkeit, neue Finanzierungsmodelle zu erproben. Und das tun wir, unter anderem mit professioneller Vermietung.
Können Sie bitte den von Ihnen angebotenen Service einer professionellen Vermietung näher beschreiben?
Bei Bedarf sind wir in der Lage, einen Rundum-Service anzubieten – angefangen bei der Beratung einer Buchung und den Möglichkeiten der Raumnutzung oder unserer modernen technischen Infrastruktur (Tageslichtbeamer mit Rückprojektion, acht Moving Heads, 32 Säulenspots, 16-Kanal-Musikanlage) bis hin zum Support durch den Haustechniker. Dazu kommt unser Netzwerk von Caterern aller Preisklassen sowie von Agenturen für Partys und Veranstaltungstechnik.
Und wie hat es sich ergeben, dass Sie als Pfarrer diese Aufgabe übernommen haben?
Sagen wir so: Das macht mein Alter Ego, der in Berlin und Mailand einen Abschluss in Marketing und Betriebswirtschaft (MBA) gemacht hat. Bei fröhlichen Festen bin ich gern der Gastgebende, ausserdem liebe ich gutes Essen und Trinken.
Was macht den speziellen Reiz der OKE als Eventlocation aus?
Alle Kundinnen und Kunden bei uns haben – neben der wunderbaren Kulisse der Kirche, moderner Technik, einer guten Erreichbarkeit mit ÖV und dem Angebot an Parkplätzen – immer auch etwas für ihre Corporate Social Responsibility getan. Nicht auf Englisch: etwas Gutes erleben und damit Gutes tun. Das zeichnet unser Haus als Eventlocation und besondere Kirche aus.
Für welche Art von Anlässen wird die OKE als Eventlocation hauptsächlich genutzt?
Zu unserer Hauptkundschaft zählen Firmen, die bei uns ihre Weihnachtsfeiern oder Firmenjubiläen veranstalten, bei denen jeweils neben dem offiziellen Teil und dem Seated Dinner dann eine rauschende Party gefeiert wird.
Gibt es Veranstaltungen in den Räumlichkeiten der OKE, die in regelmässigen Abständen stattfinden?
Die Schweizer Spitzenköchin Tanja Grandits tischt bei uns seit zwölf Jahren im Rahmen eines Charity Dinners auf – der hiesige Blues-Rock-Sänger Roli Frei singt und Ukrainerinnen und Kirchenleute bedienen bei diesem kulinarischen Anlass. Der Erlös der 150 Tickets kommt immer sozialen Projekten zugute – in den letzten Jahren war dies jeweils die Hilfe zugunsten von Ukrainerinnen und Ukrainern durch unsere eigenen Projekte oder durch Unterstützung des Vereins «Ukrainer in Basel». Zudem laufen von Anfang an Partys mit Oldies-Musik und natürlich alle Dinner und festliche Essen unserer Kundinnen und Kunden – von lokalen KMU bis hin zu internationalen Galerien während der ART oder Autobauern.
Autobauer? Echt? Haben Sie gar keine Restriktionen, wer bei Ihnen in die Kirche darf?
Als Faustregel gilt: Wen wir nicht zu uns nach Hause einladen würden, der darf auch nicht in unsere Kirche. Rassismus, Sexismus, Frauenfeindlichkeit, Homophobie und Antisemitismus, Waffen- und Gewaltverherrlichendes – das alles hat bei uns nichts zu suchen. Alles andere schauen wir uns grundsätzlich mal an, fragen nach und schauen dann, was möglich ist. Der Autobauer war übrigens Rolls-Royce. Ein Inuit-Künstler hat bei diesem Event grossformatige Fotos aus dem ewigen Eis ausgestellt, wobei die Dunkelheit der Kirche für einen grossartigen Effekt sorgte.
Sie stemmen diese mannigfaltigen Aufgabenbereiche sicher nicht allein.
Nein, natürlich nicht nicht. In der inhaltlichen Leitung habe ich eine theologische Kollegin, Anne Burgmer, und hier in der Kirche eine Assistentin für Vermietung und Marketing, Sevi Öksüz. Dann ist da noch unser Haustechniker Marcin Warszawski, den wir scherzhaft «Mister Kein Problem» nennen. Wir arbeiten sehr vertrauensvoll zusammen und sind ein ausgezeichnetes Team.
Gab es für Sie irgendwelche Highlights, seitdem Sie hier arbeiten?
In den vergangenen zehn Jahren meiner Tätigkeit gab es zahlreiche Höhepunkte: Neben den grossen gottesdienstlichen Feiern zur Fasnacht oder für den Frieden waren es vor allem auch die Regenbogenfeiern für die LGBT-Community. Wir haben ebenfalls sehr eindrückliche Vermietungskunden, die bei uns ihre Events – teilweise seit Jahren – durchführen. Die international bekannte Galerie «Perrotin» mit Sitz in Paris feiert bei uns beispielsweise «rauschende Ballnächte» während der ART und eine kleine Gruppe von jungen Eventveranstaltern bietet hier überwältigend schöne «Elektro/House»-Partys an. Ganz zu Anfang meiner Tätigkeit hatten wir ein «Harry-Potter»-Dinner mit schwebenden Kerzen wie in Hogwarts. Apropos schweben: Zweimal schon tanzten Volte-Künstler zwischen Kirchenhimmel und Erde am Seil und machten in einer Schnelligkeit und mit einer Eleganz Bewegungen, bei denen mir die Luft wegblieb.
Arbeiten Sie bei der Vermietung der Eventlocation mit externen Partnerfirmen zusammen?
Ja, mit der Eventagentur Zeisch, dem Catering des Hotels Radisson Blu in der Steinen und mit dem Partyveranstalter Felix Bielser aus Pratteln. Dieses professionell aufgestellte Netzwerk ermöglicht unserer Kundschaft vieles.
Bleibt Ihnen parallel zu diesem Engagement noch genügend Luft für Ihre Tätigkeit als Pfarrer?
Ja, sicherlich, das macht die Arbeit hier – für mich als «Tausendsassa» – so attraktiv. Und so wie ich dieses Haus hier liebe, liebe ich die Arbeit als Pfarrer und Seelsorger. Die Gottesdienste, die meine Kollegin und ich feiern, richten sich an jene Menschen unserer Stadt, die spirituell sehr offen sind. Seit drei Jahrzehnten leistet die OKE als Citykirche für Basel-Stadt sowie deren Agglomeration regelrechte Pionierarbeit und bietet geistliche, kulturelle und soziale Angebote für alle Menschen, ungeachtet ihrer Herkunft, Hautfarbe, sexuellen Orientierung oder Religion. Das ist es, was diese Kirche auszeichnet: anders, besonders, offen und nicht lediglich im Herzen der Stadt, sondern auch in den Herzen der Menschen von Basel.
Offene Kirche Elisabethen
Elisabethenstrasse 10–14
CH-4051 Basel
Telefon +41 61 272 03 43
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