Beton ist der weltweit am häufigsten verwendete Baustoff für den Ausbau der Infrastruktur. Die Betonindustrie ist ein grosser Konsument von Ressourcen und verbraucht viel Energie. Gerade am Anfang der Wertschöpfungskette, bei der Produktion von Zement, wird das sichtbar. Am Ende der Wertschöpfungskette, wenn es um die Wiederverwendung von altem Beton geht, tut sich seit einigen Jahren aber etwas. Was tut sich da? Inwieweit können Kies und Sand ersetzt werden?
Im Grundsatz gibt es da keine Grenzen, bis zu hundert Prozent sind möglich.
Das ist ein beeindruckender theoretischer Wert. Wie sieht es in der Praxis aus?
Konstruktionsbetonsorten mit 50 Prozent Altbetonanteil sind bei uns mittlerweile Standard. Das Schöne am Beton ist, dass er immer eine kristalline Form annimmt und Gestein bindet. Dieses kann man dann immer wiederverwenden.
Der Kreislauf wird ja nur bedingt geschlossen, da Sie zum Beispiel jedes Mal von Neuem Bindemittel brauchen.
Richtig. Sie brauchen die gleiche Menge Zement wie beim ersten Mal. Nur die Zuschlagstoffe, also den Kies, können Sie ersetzen.
Neubau ist immer für alle Akteure ein spannendes Thema. Beim Beton geht es aber auch um Rückbau und die dementsprechende Wiederverwertung. Da steht ja in der Schweiz einiges auf der Agenda. Wie gehen Sie damit um? Es geht ja um eine Körnung, die erreicht werden muss.
Das ist ein relativ einfacher Prozess. Altbeton wird sortenrein mit bis zu 70 Zentimetern Kantenlänge angeliefert. Mobile Anlagen brechen und klassieren diesen zu Zuschlagstoffen für neuen Beton. Der Zuschlagstoff aus Altbeton hat zudem den Vorteil eines tieferen Preises gegenüber Primärkies. Altbeton wird in der Schweiz heute schon sehr gut aussortiert und verwertet. Gegen 15 Prozent Primärkies kann damit ersetzt werden.
Ökologie und Beton bekomme ich aber immer noch nicht unter einen Hut. Helfen Sie mir weiter?
Wir verwenden vermehrt Sekundärbaustoffe, mit denen wir die natürlichen Ressourcen schonen. Für Magerbeton zum Beispiel setzten wir 100 Prozent Mischabbruchgranulat als Zuschlagstoff ein. Zudem produzieren wir Beton mit CO2-reduziertem Zement. Beim Transport achten wir auf kurze Transportwege. Und staunen Sie, wie viele unserer Lastwagen bereits mit Biodiesel unterwegs sind. Zudem gewinnen wir Biogas und Strom in – mit Partnern erstellten – Kompostvergäranlagen. Wir machen so viel wie möglich – aber nur so viel wie nötig.
Kommen wir zu Architektursprache und Beton. Beton hat ja schon früher mit imposanten Bauwerken glänzen können. Denken wir nur an die Brücken. Heute gibt es noch ausladendere und filigranere Bauwerke. Was tut sich da, wo liegen die Grenzen?
Im Extrembereich hat sich einiges getan. Nur – Vorsicht – oft werden zusätzliche Bindemittel eingesetzt. Im Grundsatz spiegelt sich die positive Veränderung der letzten 30 Jahre im Rahmen einer qualitativen und nicht quantitativen Veränderung wider. So hat sich der Wasseranspruch massiv reduziert. Die Anwender haben heute ein wesentlich besseres Verständnis von der Verarbeitung von Beton. Beton ist heute homogener und auch besser zu verarbeiten.
Kommen wir zu zwei Beispielen, an denen Ihr Haus beteiligt war. Wer mit dem Auto nach Zürich fährt, sieht die neue Überbauung des Areals der alten Löwenbrauerei in Zürich. Dort schimmert der Beton fast schon weiss. Wie haben Sie das hinbekommen?
Das Gebäude ist von drei Grundfarben geprägt: Schwarz, Weiss und Rot. Die weisse Farbe haben wir mit Weisszement erzeugt, die anderen durch den Zusatz von Farbpigmenten. Bei der Löwenbrauerei verlangte der Bauherr auch Recyclingbeton, mit einem Anteil von 50 Prozent Altbetongranulat. Inzwischen schreiben die Behörden oft vor, Recycling-Beton einzusetzen.
Wenn man mit der Eisenbahn in den Zürcher Hauptbahnhof einfährt, sieht man eine eingleisige Eisenbahnbrücke zwischen Zürich HB und Altstetten. Wurde das in Form von Modulen realisiert?
Das ist ein modernes Beispiel für den klassischen Brückenvorbau. Wir waren Mitlieferanten des hochwertigen Betons und beförderten diesen mit unseren a3-Betonpumpen in die Schalung.
Sie präsentieren sich in Form einer Dauerausstellung in der Umweltarena in Spreitenbach. Wo liegen hier die Hintergründe?
Angefangen hat alles 1990. Wir waren in einer Mangelsituation und hatten chronisch zu wenig Primärkies. Andere Player haben da riesige Abbaugebiete, die wir nicht hatten und nicht haben. Das hat uns schon früh auf die Idee gebracht, Recycling-Produkte einzusetzen. Beim Thema Beton-Recycling waren wir Pionier. Darum haben wir heute einen grossen Erfahrungsschatz. Von der Idee her ist die Umweltarena eine spannende Geschichte, da sie dazu beiträgt, unsere Produkte und Philosophie bei den Architekten und anderen Verantwortlichen auf den Baustellen bekannter zu machen.
Weitere Informationen:
www.agir.biz
www.umweltarena.ch