1838 nahm die selbständige Fuhrhalterei Jakob Furrers an der Gräbligasse in Zürich Gestalt an – der erste Schritt auf dem erfolgreichen Weg einer bis heute zukunftsorientierten Firma war getan. Nicht nur die ganze Schweiz lag in seiner Reichweite, bald wagte sich der Fuhrmann auf eigene Rechnung an eine Schnellverbindung von Zürich nach Hamburg und Bremen einerseits sowie nach Genua anderseits. Einige in die Gegenwart hinübergerettete Dokumente verleihen der Firmenchronik wünschenswerte Anschaulichkeit. So wird unter dem 29. März 1884 eine Exkursion mit 24 Zugtieren und zwölf Wagen von Zürich nach Erlenbach zu 300 Franken in Rechnung gestellt.
Mit Möbeln über den Gotthard
Neben dem Equipagengeschäft entwickelte sich in den siebziger Jahren des letzten Jahrhunderts der Möbeltransport zu einer eigenen, zukunftsträchtigen Sparte, der sich Albert Welti mit besonderer Energie verschrieb. Dass sich mit Zugtieren nicht nur Personen, sondern auch Waren befördern liessen, war damals gewiss keine revolutionäre Erkenntnis. Mobiliarumzüge galten im Furrerschen Unternehmen aber lange als Beiwerk zur allgemeinen Fuhrhalterei. Die Spezialisierung auf Möbeltransporte liess sich damit begründen, dass das neue Verkehrsmittel Eisenbahn und die unaufhaltsame Ausdehnung der Stadt Zürich mit ihren 1893 eingemeindeten Aussenquartieren die Bevölkerung mobilisierten – oder anders ausgedrückt: das Umzugsgeschäft belebten. Ein Umzug eines am Gotthard-Bahnbau beteiligten Ingenieurs von Zürich nach Lugano, war abenteuerlich. Hab und Gut wurden mit mehreren Möbelwagen über den lawinengefährdeten Gotthardpass verfrachtet. Derselbe Umzug wäre 1883 nach der Fertigstellung der Nord-Süd-Schienenverbindung weitaus unspektakulärer gewesen, denn in den achtziger Jahren kam der Möbeltransport per Bahn auf.
Gründung Welti-Furrer AG
1910 wurde die Aktiengesellschaft Welti-Furrer AG ins Leben gerufen mit folgender Investitionsüberlegung: «Die in den letzten zwei Jahren auch auf dem Platz Zürich hervorgetretenen Umwälzungen im Verkehrswesen durch die Automobile und die Umgestaltung, die sein so ausgedehntes Geschäft durch die neuen Verkehrsmittel zu erfahren hat, geboten den Geschäftsinhabern Vorischt und Zurückhaltung. Nachdem sich nun das Automobil als wirkliches Betriebsmittel bewährt hat, halten wir heute den Augenblick für gekommen, unserem Pferdebetrieb im Mietwagen- und Droschkengeschäft den Automobilbetrieb anzugliedern und mit zwei bis drei Automobilwagen den Anfang zu machen.» «Die Umgestaltung und Ausdehnung des Transportunternehmens veranlasse die Geschäftsleitung, dasselbe in eine Aktiengesellschaft umzuwandeln». 1914 war man trotz Waffengang auf dem europäischen Kontinent erfolgreich im lokalen und grenzüberschreitenden Möbeltransportwesen oder mit internationaler Speditionstätigkeit. Ein immer wichtigerer Ableger wurde die Lagerung von Möbeln und Kaufmannsgütern. Schon damals stellte man fest, dass es unmöglich ist, ein gutes Möbeltransportgeschäft zu machen ohne damit an den Möbelaufbewahrungzweig zu denken.
Camionneur für die SBB
Die Aufstockung des Aktienkapitals 1918 diente nicht nur baulichen Massnahmen, sie ermöglichte auch und sogar in erster Linie eine unabdingbare Ausdehnung des Nutzfahrzeugparks, denn am 1. April 1918 übertrugen die SBB der Welti-Furrer AG die offizielle Camionnage für den Zürcher Hauptbahnhof und die Station Tiefenbrunnen. Dieser Zweig wurde auf Jahrzehnte hinaus zur tragenden Säule des Geschäfts.
Schwerarbeit
Frühzeitig erkannte das Unternehmen die Chance, sich als Beförderer von Schwerlasten einen Namen zu machen. Der Generalauftrag für das Kraftwerk Wägital führte im Jahre 1922 zum Aufbau einer Schwertransportabteilung. In den Nachkriegsjahrzehnten sprengte man nicht nur Gewichtslimiten, sondern auch nationale Grenzen mit gigantischen Lasten. 1950 wurden beispielsweise 100-Tonnen-Grosstransfomer aus der Schweiz ins afrikanische Atlasgebirge verschoben oder 1977 wuchteten Welti-Furrer Lastenzüge vier Kratwerkteile – eine Gesamtlast von 232 Tonnen in den Iran.
Eine Firmengruppe entsteht
Das Unternehmen Welti-Furrer hat sich seinen Platz in der Pioniergeschichte der Schweizer Wirtschaft nicht mit einem einzigen grossen Wurf gesichert. Es waren viele klug bedachte, auch in Hochkonjunkturjahren ohne blinde Hast gesetzte Schritte und eine ganze Reihe wichtiger, obgleich nicht immer spektakulärer Erstleistungen, welche die Wegmarken auf einer Reise durch 175 Jahre setzten. Solche Leistungen wurden in den vier Dekaden seit dem zweiten Weltkrieg zuhauf erbracht. Die Internationalisierung der Wirtschaft hat sich an der Pfingstweidstrasse auch auf dem Sektor Möbel- und Kunsttransporte bemerkbar gemacht. Die Spezialisierung in bestimmten Tätigkeitsfeldern ist dem Unternehmen besonders mit dem Transport von Kunstwerken und Auktionskollektionen überzeugend gelungen. Die Verschiebung königlicher Haushalte und ganzer Museen machte zu Beginn dieses Jahrhunderts Welti-Furrer Geschichte.