Wohnungsnot, knapper werdende Ressourcen, fehlender Talentnachwuchs, Klimaneutralität und Digitalisierung: Der rasante Wandel unserer Gesellschaft fordert das traditionsbewusste Bauwesen mehr denn je heraus, mit neuen Ideen und innovativeren Konzepten zu reagieren. War das Gesicht der Baustelle lange Jahrzehnte männlich und vom Geruch körperlich harter arbeit, Schweiss, Muskelkraft und staub geprägt, sieht man seit einiger zeit mehr und mehr Frau im Bau. Woran liegt das? mit dem zuwachs an weiblichen Arbeitskräften, im Management wie auch auf der handwerklichen Seite, erschliesst das Bauwesen sich eine völlig neue Zielgruppe – mit einer neuen Perspektive und frischen Ideen. Die Frauen.
Die Ära der Baby-Boomer-Generation auf dem Bau neigt sich ihrem Ende zu. Eine Welle der Verrentung im Bau führt bereits jetzt zu schmerzlichen Personalengpässen und Fachkräftemangel. Hier können Bauingenieurinnen punkten und die entstandenen Lücken mit ihrem Know-how und technischen Verstand füllen. Schaut man sich aktuelle Zahlen des Bundesamtes für Statistik der Schweizerischen Eidgenossenschaft zu Studienanfängern
an, liegt der Gesamtanteil an Frauen unter den Studierenden bei 39 Prozent. Bis 2018 stieg dieser auf stolze 54 Prozent. Der Frauenanteil im Bereich Ingenieurwesen, verarbeitendes Gewerbe und Baugewerbe stieg von elf Prozent bis zum Jahr 2018 auf 32 Prozent an.
Dennoch zeigt sich, dass der Frauen-Anteil an den sogenannten MINT-Fächern, beispielsweise in der Schweiz, nach wie vor gering ist. Deutlich sichtbar wird das an den Zahlen für FH-Abschlüsse im Jahr 2018: Elektro-, Automobil-, System-, Maschinen- und Gebäudetechnik sowie Informatik kommen jeweils nicht einmal auf zehn Prozent Frauenanteil.
Ein fEmininEr LichtbLick Langsam, aber stetig steigt der Frauenanteil in MINT-Berufen generell, so eine aktuelle Studie der deutschen Bundesagentur für Arbeit, die besagt: «Der Frauenanteil an den MINT-Beschäftigten ist mit 15.4 Prozent zwar nach wie vor unterdurchschnittlich, die Entwicklung der letzten Jahre zeigt aber zumindest eine leicht steigende Tendenz.» Weiter heisst es: «Gegenüber dem Höchststand der 1990er-Jahre – 1996 – standen 2017 rund 25’000 MINT-Absolvent(inn)en mehr dem Arbeitsmarkt zur Verfügung mit einem Plus von 30.8 Prozent.»
Mehr weiblicher Einfluss auf allen Ebenen im Bausektor bedeutet auch ein moderneres Image und mehr Chance auf frischen Wind. Neue Arbeitsmethoden und technologischer Fortschritt verheissen weniger harte körperliche Arbeit. Dadurch öffnet sich die traditionell von Männern dominierte Baubranche einer viel grösseren und diverseren Zielgruppe. Meine Prognose lautet, dass sich auch aufgrund gross angelegter Förderprogramme dieser Trend fortsetzen wird.
Erst kürzlich habe ich ein Expertinnen-Interview mit der Diplom-Kauffrau Tanja Leis gelesen, die am RKW Rationalisierungs- und Innovationszentrum der Deutschen Wirtschaft e.V. in Eschborn das Pilotprojekt «Frauen in der Bauwirtschaft – Potentiale besser erschliessen» durchführte. Sie hat für einen höheren Frauenanteil im Bauwesen die folgenden Top-5-Argumente ermittelt: «Erstens schliesst ein grosses Potenzial an gut qualifizierten Frauen den Personalengpass an Fachkräften. Zweitens gehört Gender Diversity heute zu einer modernen Unternehmenskultur. An dritter Stelle sehe ich eine höhere Meinungsvielfalt innerhalb der Unternehmen. Viertens: Ein erhöhter Frauenanteil verbessert und erhöht das Arbeitgeber-Image. Und fünftens können mehr weibliche Kunden gewonnen werden.» Diesen fünf Punkten stimme ich voll und ganz zu.
Was bedeutet Digitalisierung im Bau?
Im Trend liegende serielle und modulare neue Bauweisen, wie etwa das Bauen mit modularen PreFab-Teilen, ermöglichen besonders schnelles, kostengünstiges und trotzdem qualitativ hochwertiges Bauen durch IT-gestützte Workflows. Das erleichtert beziehungsweise ersetzt viele vorherige Arbeitsvorgänge. Daneben dienen auch neue Technologien wie Drohnen, Bau-Roboter oder auch 3-D-Druck der Entlastung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, sodass diese künftig mehr Zeit für komplexere Aufgaben haben.
Digitale Workflows erhöhen insgesamt die Transparenz in Bauprojekten. Wenn von der Ausschreibung über die ersten Skizzen bis zu sämtlichen Bauunterlagen einfach alles 360 Grad über eine digitale Plattform für alle Beteiligten einsehbar ist, hat die Kultur der sogenannten «BoysClubs» nur schwerlich Fortbestand. Durch digitale Plattformen sinkt auch der administrative Aufwand. Lästiger Papierkram, lange Korrektur- und Abstimmungsschleifen mit unerwünschten Zeitverzögerungen verschwinden zugunsten von agiler Kollaboration in Echtzeit. Kommunikative Fähigkeiten und Begabungen werden immer wichtiger, definitiv auch ein Grund für Frauen, stärker im Bau aktiv zu werden. Denn Digitalisierung ist immer auch ein grosses Ja zur Zusammenarbeit auf neuen Wegen. Da bietet ein smarter Arbeitsplatz ganz neue Aussichten für Frauen, aber auch Männer.
Einer unserer Dropbox-Business-Kunden, der europäische Technologiekonzern für Baudienstleistungen STRABAG, bringt beispielsweise vorbildlich Menschen, Baumaterialien und Baugeräte zur richtigen Zeit am richtigen Ort zusammen. «Die
Digitalisierung unserer Arbeitsprozesse ist eine enorme Unterstützung. Sie fördert die Transparenz in allen Schritten, erhöht die Effizienz und Ausführungsqualität enorm», so Ulrich Stuible, Fachgruppenleiter und Consultant bei STRABAG.
Viele Studien haben gezeigt, dass unsere Arbeitsweisen völlig veraltet sind und wir immer ineffizient und unbefriedigend arbeiten, weil unser Fokus so oft von den eigentlichen Arbeitsinhalten abgelenkt wird. Unser Arbeitstag ist von Unterbrechungen geprägt, die uns davon abhalten, das zu tun, für was wir eigentlich eingestellt wurden. Dropbox hat das erkannt und löst diese Probleme mit dem im Herbst 2019 eingeführten ersten Smart Workspace, einem digitalen Arbeitsplatz, der alle Inhalte, Teams und Tools an einem Ort zusammenführt. Wir unterstützen in Europa und weltweit Firmen beim Ausbau ihres Geschäfts, weil wir ihnen den dafür nötigen Fokus ihrer Teams durch den Einsatz smarter Technologien zurückgeben.
Hört Auf eure Mitarbeiterinnen
Neben der gesteigerten Transparenz ermöglicht die Digitalisierung auch ganz neue Formen der Teilhabe. Mehr Stimmen können gehört werden, mehr Perspektiven werden sichtbar. Dass die Mitarbeitenden ein grosser Innovationsmotor sein können, solange man ihnen die Freiheit lässt – ein Kernbestandteil unserer Smart-WorkspacePhilosophie –, zeigt sich bei STRABAG par excellence: Ausgehend von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die in vorangegangenen Baustellen teilweise «Pläne2Go» auf ihren privaten Tablets mit auf die Baustelle brachten, verbreitete sich diese Arbeitsweise schnell und die Verwendung wuchs dynamisch. «Nun statten wir Polierinnen und Poliere standardmässig mit Tablets aus», berichtet Oberbauleiter Frank Winzer: «So läuft es mit den meisten Innovationen: Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind die Treiber und bestimmen letztlich, was genutzt wird, nicht die IT Leitung oder das Management. Dies entsprach auch schon in der Vergangenheit unserer grundsätzlichen Unternehmensphilosophie und tut es in der heutigen Zeit nur umso mehr.»
We can do it!
Bauen wird sich in den kommenden Jahren enorm weiterentwickeln. Experten sehen auf der Baustelle der Zukunft immer mehr fertige Komponenten, beispielsweise komplette vorgefertigte Einrichtungsbereiche – wie Bäder – zum schlüsselfertigen Einbauen in das Gebäude. Technologien wie der 3-D-Druck oder Roboter werden auch in der Baubranche verstärkt zum Einsatz kommen. Im Zuge der voranschreitenden Digitalisierung werden alle Beteiligten auf der Baustelle immer stärker vernetzt sein und die Visualisierungen der Pläne neue Formen annehmen. Die zunehmende Digitalisierung wird auch mehr Frauen auf den Bau locken, da Technik-gestützte planerische und koordinierende Tätigkeiten nichts mehr mit körperlicher Überanstrengung zu tun haben werden und flexible Arbeitsmodelle Einzug in das traditionelle Baugewerbe haben.
Schlüssel zur Vereinbarkeit
Ich bin fest überzeugt, dass durch die Erleichterung der Arbeit bei immer grösser und komplexer werdenden Bauvorhaben in immer kürzerer Zeit digitale Cloud-Kollaborationslösungen den Eintrittsschein für mehr Frauen in diesem Berufsfeld darstellen können. Dasselbe gilt aber auch für Männer, die beispielsweise eine Elternzeit in ihren Lebenslauf einbauen möchten. Letztendlich legen die digitalen Tools die Basis für bessere, freiere Zeiteinteilung, Arbeit über örtliche Grenzen hinweg und flexiblere Entscheidungen auf stets aktuellen – da digital synchronisierten – Grundlagen. All das ermöglicht es Männern, aber explizit auch den historisch stärker von der Familie in Anspruch genommenen Frauen, ihren Beruf und ein Familienleben unter einen Hut zu bringen.