Die Stiftung Careum bringt die Themen Gesundheit und Bildung zusammen. Dabei spielt die Digitalisierung eine immer wichtigere Rolle. Careum widmet sich dem Thema mit ihren Aus- und Weiterbildungsangeboten. Wir stellen in dem folgenden Beitrag vier Beispiele vor, an welchen Punkten die Digitalisierung Bildung, Praxis und Forschung streift.
Einer der sieben Grundsätze der Stiftung Careum ist die Technologiekompetenz. Neue Technologien sollen integraler Bestandteil ihrer Bildungsangebote sein. Wie Careum das konkret umsetzt, stellen wir hier vor. Doch zuerst werfen wir einen Blick hinter die Kulissen der Stiftung.
Über Careum
1882 als Stiftung Schwesternschule vom Roten Kreuz Zürich Fluntern gegründet, ist Careum heute eine gemeinnützige Stiftung. Ziel von Careum ist, den Dialog zwischen Akteuren im Gesundheitswesen zu fördern.
Careum vereint zugleich Verlag, Forschung und Bildungsentwicklung. Der Verlag stellt Lehrmittel her für Berufe im Gesundheitswesen und im Sozialbereich für die Sekundar- und Tertiärstufe sowie für Weiterbildungen. Im Bereich Forschung stehen die Bereiche «Gesundheitsstandort Privathaushalt» und «Leben mit chronischer Krankheit» im Zentrum. In der Bildungsentwicklung liegt der Fokus auf selbstgesteuertem und inter-professionellem Lernen. Ausserdem betreibt Careum drei Bildungsinstitutionen: das Careum Bildungszentrum, die Kalaidos Fachhochschule Gesundheit und die Careum Weiterbildung.
Digitalisierung in der Bibliothek
Die Vermittlung von aktuellen und internationalen Forschungsergebnissen ist in der Medizin massgebend. Viele Artikel werden nur noch in Fachpublikationen und Plattformen statt wie früher in Büchern veröffentlicht. Daher rührt auch der Trend zur digitalen Bibliothek. Dementsprechend erfährt auch die Careum-Medizin-Bibliothek im Zürcher Hochschulquartier ab Mitte dieses Jahres eine Veränderung: Das «Physical Web» verbindet den physischen und virtuellen Raum. Über Bluetooth sollen Miniatursender standort- oder kontextbezogene Informationen an Smartphones senden, so hiess es in der Veranstaltung «Careum Campus lebt» im Januar 2018 in Zürich. Auch gebäudetechnisch passt sich Careum den technischen Gegebenheiten perfekt an. So wurde erst im Frühjahr 2017 das mitten im Zürcher Univiertel gelegene Auditorium mit technisch hochstehender Ausrüstung für Vorträge, Vorlesungen und Konferenzen eingeweiht.
Die E-Book-Plattform Edubase
Die Digitalisierung erreicht auch den Unterricht und das Lehrmaterial. So lancierte der Careum Verlag mit Edubook AG im Jahr 2015 die Lehrmittelplattform Edubase. Einerseits können Verbraucher, also Lehrende und Lernende, jegliche Lehrmittel in Printform, als E-Book oder in kombinierter Form bestellen. Andererseits bietet die Plattform verschiedenen Bildungsinstituten die Möglichkeit, eigenes Unterrichtsmaterial zu E-Books zu konvertieren. Für Verlage stellt Edubase ein optimaler Vertriebskanal dar: www.edubase.ch.
Der kompetente Patient
Heute googeln die meisten Patienten ihre Krankheitsbeschwerden vor dem Arztbesuch kurz im Internet. Dann überraschen sie den Arzt mit ihrer eigenen Diagnose oder wollen ihn gar von dieser überzeugen. Wie geht man damit um? Auf den «kompetenten Patienten» mit eigenen Informationen aus dem Netz müssen sowohl das Pflegepersonal als auch die Ärzte vorbereitet sein. Das Kursprogramm von Careum Evivo «Gesund und aktiv leben» fördert das Wissen und die Kompetenzen von PatientInnen und Angehörigen. Es geht um einen evidenzbasierten Ansatz der Selbstmanagementförderung bei chronischer Krankheit. Ziel ist, Betroffene und Angehörige zu unterstützen, mit typischen Herausforderungen leichter und selbstbestimmt zurechtzukommen. Das ermöglicht Empowerment, Partizipation und gelebten Dialog. Auch der diesjährige «Swiss Congress for Health Professions» setzt den Fokus auf die personenzentrierte Gesundheitsversorgung. Das bedeutet nicht nur einen stärkeren Einbezug der PatientInnen und damit deren Autonomie zu fördern, sondern das heisst auch die Mitverantwortung der PatientInnen expliziter wahrzunehmen. Ob elektronische Patientendossiers künftig auch in den Händen der PatientInnen liegen werden, ist eine weitere Herausforderung, die es anzupacken gilt.
Neue Prozesse durch digitale Möglichkeiten
«Herausforderungen von heute lösen, Lust auf morgen wecken und Mut für das Übermorgen machen», lautet das Motto der FM-Perspektiven in Healthcare 2018. Die Veranstaltung widmet sich aktuellen Themenkomplexen und Forschungen in der Digitalisierung im Gesundheitswesen Schweiz. Vorgestellt und diskutiert wird unter anderem Folgendes:
- Digitale Plattformen bringen eine zeitliche Optimierung und Effizienzsteigerung zum Beispiel beim Einkauf von Medikamenten. Wie können direkt im Spital Produkte und Services digital verwaltet werden?
- Die digitale Assistenz schafft neue Möglichkeiten, beispielsweise für die Übergangspflege und Hospitalisierung zu Hause. Dies betrifft die digitale Überwachung von PatientInnen. In welchen Bereichen sind Anpassungen tatsächlich gewinnbringend?
- Für das sogenannte Benchmarking, also die vergleichende Analyse von Prozessen mit festem Bezugsprozess, bringt die digitale Erfassung von Daten mehr Genauigkeit, Steuerungsmöglichkeiten und letztlich Effizienz, zum Beispiel in Verpflegungsprozessen. Welche Prozesse können digital neu ausgerichtet werden?
- Das AmI-(Ambient Intelligent)-System, sprich die Umgebungsintelligenz, ist in Spitälern gang und gäbe. Angebrachte Sensoren und Aktoren in Spitälern sammeln Daten, übertragen sie anderen Geräten, welche die Informationen filtern wie kontrollieren und schliesslich an die Endgeräte senden. Durch solche komplexen Systeme ändern sich auch die Verantwortungen in der Prozesskette der Pflege-Mitarbeitenden: Welche Kompetenzen müssen neu verteilt werden?
Klar ist, dass die Digitalisierung die Pflege und Medizin unterstützen, jedoch nie ganz ersetzen kann. Digitale Prozesse mögen zwar mehr Effizienz hervorbringen, gerade im Bereich Bildungsentwicklung mit digitalen Plattformen. Doch in der Praxis sind die persönlichen Beziehungen und Betreuungen in der Pflege nicht wegdenkbar. Zudem scheitern häufig noch neue Modelle an Regulatorien. Auch sind viele Fragen im Bereich Umgang mit Big Data unbeantwortet. Darüber wurde unter anderem im Careum Dialog 2018 «Digital – Ambulant – Partizipativ» diskutiert. Fazit: «Die grosse Kunst wird es künftig sein, die Fülle an Daten lesen, vereinfachen und interpretieren zu können.»