Die Metamount Schweiz AG baut im Norden von Grenchen Cannabis für medizinische Zwecke an. Dazu braucht es unter anderem viel Geduld, gute Luft und klassische Musik. Aber auch das Einhalten von strikten Regeln, denn der Anbau ist streng reglementiert. «Wir müssen Swissmedic nachweisen, dass wir für die angebaute Menge einen Abnehmer haben», sagt Geschäftsführer Andreas Gosch. Denn auf Vorrat anzupflanzen, ist untersagt.

Andreas Gosch weist sein Team an: «Könnt ihr Musik laufen lassen?» Wenig später schallen Geigenklänge durchdie Gänge. Cannabispflanzen mögen Klassik. Sie gedeihen besser.
Hip-Hop hat den gleichen Effekt. «Nicht aber Reggae», lacht Andreas Gosch. Wissenschaftlich erwiesen ist all dies nicht. «Die Erkenntnis beruht lediglich auf unseren Beobachtungen.»

Andreas Gosch ist Geschäftsführer der Metamount Schweiz AG. Das KMU baut Cannabis für den medizinischen Gebrauch an. Dies ist in der Schweiz seit dem 1.August 2022 möglich. Dabei wurden Anbau, Verarbeitung, Herstellung und Handel von Cannabis zu medizinischen
Zwecken dem Bewilligungs- und Kontrollsystem von Swissmedic unterstellt. Der Anbau ist streng reglementiert. So ist es beispielsweise untersagt, auf Vorrat anzupflanzen, sagt Gosch. «Und Blätter, die bei der Pflege der Pflanzen wegfallen, dürfen nicht einfach in den Abfall geworfen werden.» Die Entsorgung muss bis zur Verbrennung dokumentiert und der Kantonsapothekerin mitgeteilt werden.

KEINE BREITE WISSEN- SCHAFTLICHE STUDIE
Dies ist im Interesse der Metamount Schweiz AG. «Mit dem medizinischen Cannabis entsteht ein komplett neuer Markt. Es ist wichtig, dass man da sauber vorgeht», sagt Andreas Gosch. Denn vieles ist noch unklar, unter anderem auch der Nutzen der Pflanzen. «Es gibt keine breite wissenschaftliche Studie, die die heilende Wirkung von Cannabis eindeutig belegt», sagt Prof.Dr.Sandra Hofmann. «Dokumentiert sind vor allem viele Einzelfälle, bei denen der Einsatz erfolgreich war.» Die Professorin für biomedizinische Technik und Apothekerin begleitet die Cannabisentwicklung bei Metamount Schweiz.

Arzneimittel aus Cannabis kommen in der Medizin vor allem bei der Schmerzbehandlung zum Einsatz, beispielsweise bei Schmerzen, die durch Krebs verursacht werden, aber auch bei Personen mit Multipler Sklerose oder anderen neurologischen Krankheiten. Cannabis werde vor allem begleitend zu Behandlungen oder Therapien eingesetzt, sagt Hofmann. Zudem werden die Stoffe so dosiert, dass es zu keinem Rauschzustand kommt.

«DIE LUFT MUSS SO SAUBER WIE MÖGLICH SEIN»
4 000 Setzlinge wachsen in Grenchen. Die Pflanzen sind sehr genügsam. Neben der idealen Temperatur von 27 Grad ist vor allem eine stetige Frischluftzufuhr entscheidend. «Die Luft muss so sauber wie möglich sein. Wenn du mal einen Schädling hast, kannst du die ganze Ernte vergessen», so Gosch, der per Zufall Geschäftsführer der Metamount Schweiz AG
geworden ist. «Ich war schon vieles im Leben: Käser, Maurer, Gipser und Bauunternehmer. Aber mit Cannabis hatte ich bislang nie etwas am Hut», sagt er. «Jetzt bin ich völlig fasziniert von der Aufgabe.» Dies wohl auch, weil die Zusammenarbeit mit den Eigentümern unkompliziert verläuft. «Es herrscht ein sehr partnerschaftliches Verhältnis.» Auch mit Zurich Schweiz, über die sämtliche Versicherungen laufen: «Die Zusammenarbeit mit Zurich ist perfekt. Es gibt nichts Besseres», ist Andreas Gosch überzeugt.

Die Arbeit der Metamount Schweiz AG stösst auch international auf Interesse. Am Ziel wähnen sich Andreas Gosch und seine 14Angestellten jedoch noch lange nicht. Geforscht wird unter anderem daran, welche Voraussetzungen erfüllt sein müssen, um eine permanent hohe Qualität zu erreichen. Entscheidend dafür ist neben guter Luft und der Idealtemperatur auch die Sorte – es gibt rund 1 400 verschiedene Pflanzen. Im Umgang mit Cannabis ist neben klassischer Musik also auch Geduld gefragt.

www.metamount.ch