Ein starkes Führungsduo sorgt für frischen Wind bei Juwelier Kurz
Interviewpartnerinnen: Christine Stucki, Doris Mancari
PRESTIGE Business: Frau Stucki, Sie haben mitten in der Pandemie die acht Filialen von Juwelier Kurz übernommen. Wie lange mussten Sie überlegen?
Christine Stucki: Lange überlegen musste ich nicht. Es ging selbst zu meinem Erstaunen sehr schnell. Die Übernahme nahm knapp einen Monat in Anspruch. Ich wusste relativ schnell, dass ich so eine Gelegenheit nie wieder bekommen werde. Juwelier Kurz besass zu dem Zeitpunkt acht perfekt ausgestattete Boutiquen an den besten Standorten in der ganzen Schweiz. Kurz war und ist ein einzigartiger Juwel.
Welches Ziel verfolgen Sie mit Kurz?
Christine Stucki: Wir wollen zeigen, dass Kurz ein frischer und moderner Juwelier ist, der gleichzeitig Jugendlichkeit mit Luxus verbindet und dabei eine sehr grosse Käuferschaft anspricht. Wir bieten ein unglaublich breites Schmuck- und Uhrensortiment. Wir haben bezaubernden Schmuck für Kinder zu Einstiegspreisen bis hin zu Complication Uhren und High Jewelry im Luxussegment. Kurz soll der Juwelier für alle sein – ein Juwelier, bei dem man sich einfach auch nur mal beraten lassen kann oder auf einen Kaffee vorbeikommt. Kurz ist einer der wenigen Juweliere, der diese Zugänglichkeit und Erschwinglichkeit für alle Kundinnen und Kunden lebt, und das wollen wir noch stärker ausbauen. So haben wir zum Beispiel auch keinen Wachmann vor der Türe, der Kundinnen und Kunden abschrecken und Schwellenangst hervorrufen könnte. Hinzu kommt, dass wir durch den Austritt aus der Bucherer-Gruppe jetzt die Möglichkeit haben, uns individueller und unabhängiger zu entwickeln, als eine eigenständige Firma mit viel Frauenpower.
Das Gründungsjahr spielte auch eine Rolle in der neuen Namensgebung. Warum Kurz 1948?
Christine Stucki: Der alte Name «Kurz Schmuck und Uhren» war uns einfach zu lang. Wir wollten etwas Kurzes, etwas, das sich gut aussprechen lässt. Wir haben uns dann auf die Suche nach etwas Prägnantem gemacht und kamen auf die Idee «Kurz 1948». Mit dem Gründungsjahr schlagen wir die Brücke zu unseren Wurzeln und zur Vision von Armin Kurz, die uns sehr wichtig ist.
Wie geht es jetzt mit Kurz 1948 weiter? Wie sehen die nächsten Schritte aus?
Christine Stucki: Im Schmuckbereich wollen wir unsere Kompetenz bei Edelsteinen und Diamanten, die wir bereits haben, noch stärker nach aussen tragen und nach oben ausbauen. Wir sind der Juwelier für alle Liebhaber von schönem und hochwertigem Schmuck und das wollen wir auch bleiben. Gleichzeitig wollen wir unsere Stärken und unsere Kompetenz auch in höherpreisigen Segmenten zeigen und neue Kundinnen und Kunden für uns begeistern. Daher ist ein wich–tiger Schritt in der Weiterentwicklung von Kurz auch die eigene Schmuckkollektion. Diese spiegelt unsere Kompetenz wider – von der Auswahl der Steine über das Design bis hin zur Qualität der Fertigung.
Doris Mancari: Wir haben nebst unserer grossen Kollektion einige bekannte Schmuckmarken im Sortiment, darunter Chopard und Pasquale Bruni. Sie komplettieren unser Schmucksortiment und sind die ideale Ergänzung zu unserer Kurz-Kollektion.
Die Kompetenz im Schmuck- und Diamantenbereich, wie wichtig ist diese für Kurz 1948?
Christine Stucki: Diese Kompetenz ist essenziell für uns. Wir haben ein weltweites Netzwerk mit den besten Quellen für Diamanten und arbeiten hauptsächlich mit einem der grössten und besten Diamantenschleifer der Welt zusammen, der auch bei DeBeers akkreditiert ist. Er liefert auserlesene Qualität und praktisch alle Steine sind Triple Excellent geschliffen. Von diesem hoch innovativen und traditionsreichen Unternehmen beziehen wir auch unsere präzise geschliffenen Diamanten mit dem ein–zigartigen Hearts und Arrows Schliff. Diese Diamanten leuchten regelrecht in unseren Schaufensterauslagen. Nebst den Diaman–ten verfügen wir über ein grosses Netzwerk im Farbsteinbereich. Wir bestellen unsere Farbsteine teilweise direkt in den Minen rund um den Globus. Dabei handelt es sich jeweils um Steine mit herausragender Qualität, die nach dem Schliff eine exzellente Strahlkraft besitzen.
Welche Kundinnen und Kunden sprechen Sie mit ihrer eigenen Schmuckkollektion an?
Doris Mancari: Mit unserer eigenen Schmuckkollektion wollen wir alle ansprechen, die Freude an schönem Schmuck haben. Unsere Kollektion ist klassisch, aber mit dem gewissen Extra. Wir sehen, dass diese Art von Schmuck von Kunden jeden Alters sehr geschätzt wird.
Christine Stucki: Wir richten uns an Menschen, die gut informiert sind, die Qualität schätzen und die wertorientiert denken, sich aber auch freuen, spontan etwas Spannendes und Neues zu entdecken, die offen sind für einen coup de coeur zu schmelzen, denn sowohl im Schmuck als in der Uhr stecken Verführungs- und Anziehungskraft!
Stichwort Uhren: Welche Ausrichtung streben Sie mit Ihren Uhrenmarken an?
Doris Mancari: Mit unserem aktuellen Uhrenportfolio stehen wir sehr gut da. Wir wissen, wo wir zu Hause sind und wo unsere Stärken liegen, und darauf bauen wir auf. Aktuell haben wir21 grossartige Uhrenmarken, darunter Partner wie Omega, Glashütte, IWC, Breitling, Chopard und noch viele mehr. Diese Partnerschaften sind uns sehr wichtig und darauf setzen wir auch. Natürlich beobachten wir den Markt und schauen, wo sich was tut. Aber wir sind mit unserem aktuellen Portfolio sehr zufrieden. Wir sind ein sehr treuer Partner über viele Jahre hinweg und ich glaube, dass das unsere Uhren- und Schmuckpartner auch sehr schätzen.
Doris Mancari: Wir haben das Glück, dass wir bereits seit 1948 bestehen und tolle Marken und eine starke Kompetenz haben. Für uns beginnt Luxus schon bei Schmuck für Kinder und ist nach oben offen. Wir sind der Juwelier für alle und demnach ist jeder Betrag für das entsprechende Portemonnaie Luxus. Wenn man nicht schon bestehende Boutiquen und Partnerschaften mit namhaften Schmuckmarken hat, ist es fast unmöglich, sich neu im Luxussegment zu positionieren. Im Schmuckbereich könnte man es mit den richtigen Marken im Portfolio noch schaffen, aber im Uhrenbereich ist es sehr schwierig. Die meisten grossen und bekannten Uhrenmarken reduzieren aktuell eher, als dass sie ausbauen. Vor 15 Jahren war es viel einfacher, aber wenn man sich heute neu positionieren muss, ist das fast unmöglich.
Sehen Sie die Boutiquen der Uhrenhersteller als Konkurrenz?
Doris Mancari: Nein, Kunden kommen zu uns mit einem gewissen Budget, das sie in eine schöne Uhr investieren wollen, und dank unserer breiten Auswahl können wir ihnen zahlreiche Uhrenmodelle zeigen, die genau ihren Vorstellungen und dem Budget entsprechen. Natürlich gibt es viele Kunden, die bereits wissen, welche Marke sie möchten, aber es gibt noch mehr Kunden, die dies nicht tun. Diese Kunden schätzen eine Beratung und eine grosse Auswahl.
Doris Mancari: Natürlich haben wir uns auch damit beschäftigt und lange darüber diskutiert, ob wir einen Onlineshop auf–bauen sollten. Wir haben uns aber zum jetzigen Zeitpunkt dagegen entschieden.
Und warum?
Doris Mancari: Einer der Hauptgründe ist, dass wir unseren Kunden ein Erlebnis bieten wollen. Online geht das nicht. Wir möchten beraten und Emotionen vermitteln, wir haben wunderschöne Boutiquen an den besten Lagen und grossartige Mitarbeiter. Natürlich ist das vielleicht nur ein banaler Grund, aber für uns ist er wichtig. Zudem müsste man unglaublich aufwendige Prozesse aufbauen bezüglich Logistik, eines möglichen Lagerbestands, Postversand, Versicherungen. Das macht unterm Strich keinen Sinn. Ausserdem funktioniert die Schweiz anders als der Rest der Welt. Die Schweiz ist das Uhrenland schlechthin und unsere Kunden wollen ihre Uhr in einem Laden kaufen, sie möchten eine Beratung, das Erlebnis und sich in einer Boutique verwöhnen lassen. Unsere Geschäfte sind zudem für unsere Kunden gut erreichbar. Wir haben nach der Übernahme im Jahr 2021 noch einen Standort in Lugano eröffnet. Kurz hat mittlerweile insgesamt neun Boutiquen in der Schweiz von Genf bis Basel und von Lugano über Luzern bis Zürich und Bern.
Doris Mancari: Unser Fokus liegt für uns als Schweizer Juwelier primär auf der in der Schweiz lebenden Bevölkerung. Wir haben uns nie ausschliesslich auf Touristen konzentriert oder einen speziellen Fokus darauf gelegt. Und nach allem, was in den letzten Jahren passiert ist, zeigt es uns, dass wir den richtigen Weg gegangen sind.
Doris Mancari: Bei den Uhren ist das so eine Sache. Es gibt ein paar Marken, die wirklich eine Wertanlage sind. Dies zeigt auch die momentane Situation am Markt.
Doris Mancari: Wir haben eingangs schon vieles erwähnt. Zu unseren Stärken gehören sicher die niedrige Eintrittsschwelle, das breite Sortiment an Schmuck und Uhren in allen Preisklassen, unsere Boutiquen an Top-Lagen und unsere Mitarbeiter. Eine weitere Stärke von uns ist auch, dass wir eher klein sind. Wir haben kurze Entscheidungswege, arbeiten eng zusammen, haben ein grossartiges Team und können so auch sehr rasch auf indi–viduelle Kundenwünsche eingehen. Wenn wir eine verrückte Idee haben, dann probieren wir sie einfach aus und sehen dann schnell, ob sie funktioniert oder nicht. Wir können mutiger sein als andere und deshalb auch mehr anbieten.Ausserdem gehört ganz klar auch unser Service zu unseren Stärken. Wir haben eigene Uhrmacher – teilweise in den Geschäften – und lokale Goldschmiede, mit denen wir zusammenarbeiten. Dadurch können wir einen sehr schnellen und professionellen Service an–bieten. Hinzu kommt, dass wir nicht nur unsere eigenen Produkte für Servicearbeiten annehmen, sondern auch Uhren und Schmuck von anderen Marken. Das ist ein grosser Vorteil und wird enorm geschätzt. Wir haben immer wieder Kunden, die schon ganz verzweifelt sind, weil sie überall abgewiesen wurden. Dank unserer Kompetenz können wir in den meisten Fällen helfen und die Dankbarkeit der Kunden ist enorm.
Christine Stucki: Das ist ein sehr grosses Thema. Wichtig ist, dass es sich dabei nicht um künstliche Diamanten handelt, sondern um Diamanten, die im Labor unter den gleichen physikalischen Bedienungen wie in der Natur produziert werden, nur etwas schneller. Chemisch gesehen sind die Labgrown-Diamanten identisch mit den natürlichen Diamanten. Es gibt verschiedene Strömungen in diesem Bereich und in den USA ist das ein grosser Trend: Besonders Kundinnen und Kunden, die ganz bewusst den Konsum von Naturressourcen vermeiden oder reduzieren wollen, schätzen Labgrown-Diamanten. Auf der anderen Seite gibt es Kundinnen und Kunden, für die Diamanten etwas ganz Spezi–elles, ein veritables Kulturgut sind. Diese Leute schätzen Diamanten, die aus der Natur kommen. Nichtsdestotrotz: Der Trend Richtung Diamanten aus dem Labor ist da und er wird zunehmen.
Nächstes Jahr feiert Kurz sein 75-jähriges Jubiläum…
Christine Stucki: Oh ja, und wir haben einiges vor (strahlt). Die letzten zwei Jahre haben wir uns intensiv mit uns selbst beschäftigt, neue Strukturen aufgebaut, Prozesse optimiert und Systeme aktualisiert. Jetzt sind wir bereit durchzustarten. Wir wollen zeigen, wer wir sind, unsere Andersartigkeit betonen. Wir sind frisch, innovativ und ab und zu eben auch mal etwas unkonventionell und frecher.