von Petra Rohner
Die Chancen für KMU, durch die Social-Media-Kanäle kostengünstige und zielgerichtete Marketingkonzepte umsetzen zu können, sind KMJU-Verantwortlichen sicher bekannt. Was dabei oft zu wenig berücksichtigt wird, ist, dass Social-Media-Marketing Chefsache ist. Dieser wichtige Bereich der Unternehmenskommunikation kann nicht Lehrlingen überlassen werden, nur weil diese sich gut in den Social-Media-Netzwerken auskennen (so glauben sie zumindest).
Die angedeutete Vorgehensweise ist der falsche, aber leider weit verbreitete Ansatz. Nicht nur im Marketing hat Social Media eine Veränderung der Kommunikation bewirkt, in den letzten Jahren wurde es immer mehr auch ein Bestandteil des Bewerbungsprozesses.
Wenn wir die Thematik «Jobsuche 50 Plus» einmal kritisch betrachten, wird eine Fragestellung zu wenig berücksichtigt: Sind Stellensuchende dort sichtbar, wo heute Rekruter / Personalverantwortliche nach Kandidaten suchen?
Social Media und Businessnetzwerke ermöglichen den HR-Verantwortlichen in den Unternehmen, ein eigenes Portfolio an Kandidatinnen und Kandidaten anzulegen und zu pflegen. Interessante Profile werden gespeichert und zum richtigen Zeitpunkt abgerufen.
Immer mehr werden potenzielle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aller Funktionen direkt angesprochen, ohne dass die Stelle ausgeschrieben wird. Unternehmen haben erkannt, dass sie nicht mehr alleine auf externe Fachkräftepools angewiesen sind, sondern selbst aktiv werden können. Eine weitere Möglichkeit sind die Empfehlungen der eigenen Mitarbeitenden, die in Fachgruppen Personen kennenlernen, die sie selber gerne im Team, im Unternehmen sehen würden.
Leider haben viele Stellensuchende kein aussagekräftiges Profil im Netz oder sind erst gar nicht auf den Businessplattformen vertreten, speziell auch im mittleren bis oberen Kader. Sie können von der neuen Gegebenheit der Kontaktaufnahme im Recruiting nicht profitieren. Viele Profile sind so spartanisch ausgefüllt, dass die Suchmaschine keinerlei Anhaltspunkte hat. Die Realität ist: Mit einem schwachen Profil ohne Aussage zu den persönlichen Kompetenzen und besonders zur Lebenserfahrung, die in ein neues Unternehmen eingebracht werden kann, geraten erfahrene Fachpersonen nicht in den Radar der Entscheider.
Selbst wenn die Suchmaschine mit sehr viel Glück das Profil aufzeigt, ist es bloss ein Profil von vielen, weshalb ein gutes Foto alleine nicht ausreichend ist. Viele ergänzende Komponenten müssen berücksichtigt werden, um die Chancen auf Wahrnehmung zu erhöhen.
Wenn nun aber der Job mich finden soll, wie es heute vermehrt der Fall ist, muss ich anders präsent sein und mich so vorstellen, dass die Rekruter auf mein Profil aufmerksam werden. Sie müssen beim Lesen erkennen, dass ich für ihr Unternehmen interessant und die richtige Person bin.
Besonders herausfordernd ist der Prozess des Selbstmarketings bei Personen, deren Karriere durch Fachwissen und Expertenstatus ohne grossen Bewerbungsprozess stattgefunden hat. Bisher wurden sie «angefragt», sie schliefen bei offenem Fenster und die Anfragen kamen fast automatisch. Heute müssen sie «sich verkaufen» – das ist eine grosse Umstellung – fast könnte man von einem kulturellen Bruch sprechen. Wer aber erkennt, welche Türen sich dadurch öffnen, welche Neuausrichtung gerade auch durch diese Neupositionierung möglich ist, bekommt neue Energie durch den Bewerbungsprozess.
Auf den Punkt gebracht: Sie suchen eine neue Herausforderung? Ob Anstellung oder Selbstständigkeit – ohne Selbstmarketing, ohne sichtbare Präsenz gehen wertvolle Chancen verloren. Es liegt an Ihnen: Sie können Einfluss nehmen, ob der nächste Job respektive Auftrag Sie findet.
Weitere Informationen:
www.save50plus.ch
www.petrarohner.ch