Akteure der Finanzbranche stehen immer mehr unter dem Druck regulatorischer Vorgaben. Das betrifft Vorgaben, die sich aus der Finanzkrise entwickelt haben, und geht bis zur Erfüllung von Kriterien hinsichtlich der Nachhaltigkeit der Produkte. Für viele kleinere Player ist es schwierig, den Überblick zu bewahren. Mit dem Tool Digital Regulatory Monitoring von BDO lassen sich regulatorische Anforderungen jetzt effizienter managen. Papierberge, E-Mail-Fluten und die mühsame Konsultation von Gesetzestexten können nun in die Geschichtsbücher wandern.
Wir befinden uns jetzt über zehn Jahre nach der Finanzkrise, die ja ein Einschnitt für die gesamte Banken- und Finanzwelt war, was Regularien betrifft, die ab diesem Zeitpunkt signifikant nach oben gegangen sind. Wo stehen wir denn da, gerade wenn Sie mal auf den kleineren Markt sehen, gibt es da noch viel Luft nach oben oder ist man gut unterwegs? Es ist sozusagen die Frage: Ist das Glas halb voll oder halb leer?
Ja, ich denke, die Regulierungswelle läuft immer noch weiter, sie ist noch nicht am Ende angekommen. Es kommen immer noch neue Regulierungen, oft geprägt von der EU, die insbesondere für kleine und mittlere Marktteilnehmer immer schwieriger zu bewältigen sind. Die Margen werden immer geringer und die zusätzlichen Regulierungen helfen da auch nicht weiter. Das erhöht den Druck zur Konsolidierung.
Aus diesem Grund verschwinden auch immer mehr Marktteilnehmer, sprich, die Anzahl der Banken verringert sich. Sie sind entweder aufgekauft oder völlig vom Markt verschwunden.
Die Tendenz ist weiter da, sie hat sich aber noch nicht so verstärkt, wie das vor einigen Jahren von einigen Analysten vorausgesagt wurde.
Die Verantwortlichen sind, um es negativ zu formulieren, in einer Art Schraubstock. Auf der einen Seite – Sie haben es ja schon angesprochen – gibt es die sinkenden Margen, der zentrale Punkt dürfte die Tiefzinspolitik sein, und auf der anderen Seite die Regulierungsvorgaben der Schweiz und vor allem der EU.
Das ist ganz klar eine Sandwich-Position.
Jetzt hat es aber in der Schweiz ab 2018 Vorgaben gegeben, um die kleinen Player in dieser Branche etwas zu unterstützen. Was ist denn da passiert und wie schätzen Sie das ein?
Sie sprechen vermutlich vom sogenannten Kleinbankenregime, das war 2019 in der Pilotphase und ist seit 2020 offiziell am Start. Es nehmen rund 60 Banken teil und das bringt sicherlich Entlastungen, auch bedeutende Entlastungen für die kleineren Institute, wenn es um die Regulierungen geht, die sie befolgen müssen. Konkret geht es um die Informationen, die der Finma zu übermitteln sind. Ich denke, das ist absolut zweckmässig, es ist aber auch nicht ganz einfach, die Zulassungskriterien wie Eigenmittel und Liquiditätsquote stets zu erfüllen, sprich, es kann da nicht jeder mitmachen, es betrifft einfach die ausgewählte Gruppe der kleineren und mittleren Banken.
Werden gewisse Dienstleistungen von der Finma übernommen?
Nein, die Finma übernimmt keine Dienstleistungen. Es geht darum, dass bei gewissen Finanzkennzahlen Erleichterungen eingeräumt werden, welche den Verantwortlichen bei einigen Finanzkennzahlen einen flexibleren Rahmen gewähren. Regulatorische Hürden sind so niedriger anzusetzen – zum Beispiel wenn man eine Dienstleistung outsourcen will an einen anderen Anbieter. Es geht um punktuelle Vereinfachungen.
Sie haben gesagt, auf der technischen Seite gibt es Bedarf, da müssen wir die Player unterstützen. Ihr Haus hat da im Monitoring-Bereich ein Produkt auf den Markt gebracht, das heisst konkret «Digital Regulatory Monitoring» (DRM), können Sie dazu kurz skizzieren, wo der Grund lag, das Produkt zu entwickeln?
Es gibt drei zentrale Gründe, wieso wir dieses DRM entwickelt haben. Der erste betrifft die schon angesprochene Regulierungsflut. Gerade kleinere Unternehmen, die keine grosse Compliance-Abteilung haben, stossen an Grenzen. Es wird zunehmend schwierig, den Überblick zu behalten. Man wird mit Pressemitteilungen, Newslettern oder Gesetzestexten bombardiert und man muss dann immer erst selbst einen Weg zur Beantwortung folgender Frage finden: Was ist eigentlich für mich relevant? Dann ist zweitens die Regulierung auch im mer ein Thema auf dem Radar der Aufsichtsbehörde, da wird wirklich jährlich geprüft, ob die Banken, auch die kleinen, technisch und regulatorisch auf der Höhe der Zeit sind. Wurden da intern Vorbereitungen getroffen? Und die dritte Handlungsmotivation betrifft die Perspektive der Compliance Officer bei der Bank, die für die Einhaltung der Regularien verantwortlich sind. Da gab es in den letzten Jahren vermehrt strafrechtliche Entscheide, wo Compliance-Verantwortliche persönlich für Versäumnisse belangt wurden. Da ist einiges aus dem Ruder gelaufen. In diesen Punkten unterstützen wir mit dem DRM die Verantwortlichen. Es geht dabei nicht um einen klassischen Newsletter mit Tipps. Wir holen da weiter aus. Es geht gewissermassen darum, für die Institute eine erste Triage zu erstellen: Es geht um eine Einstufung, was für Ihr Institut mit Ihrem Geschäftsmodell und ihrer Kundenstruktur wichtig ist.
Das Ziel ist, eine schrittweise Herstellung von Transparenz bezüglich Handlungsoptionen zu entwickeln, ähnlich wie bei der Einführung von anderen IT-Projekten.
Wir haben das alles digital aufgebaut: Zu Beginn füllen Sie einen Fragebogen mit rund 25 Fragen zu Ihrem Geschäftsmodell aus. Die Fragen beziehen sich auf die Anwendbarkeit und Relevanz der Regulierungsanforderungen. Beispielsweise geht es um die Frage, ob Sie Kunden im Ausland oder nur in der Schweiz haben. Bieten Sie Private Banking an, oder geht es eher um Investment Banking. Das sind Fragen, die dann Einfluss auf die Anwendbarkeit von Regulierungen haben können. Aufgrund dieses Fragebogens nimmt das DRM dann eine Einstufung zu Regularien vor. Wir haben das in einer 3×3-Matrix dann dargestellt, wo wir auf den Achsen die Relevanz für das Institut mit einem bestimmten Geschäftsmodell darstellen und den möglichen Handlungsbedarf abbilden. Zusammengefasst: Wie umfangreich ist der mögliche Handlungsbedarf, der für dieses Institut mit einer Regulierung verbunden ist?
Wie geht es dann weiter? Man hat eine Grundlage und einen Überblick und kann diese sozusagen stufenweise abarbeiten. Wenn dann eine neue Vorgabe aus Bern oder Brüssel kommt, kann man diese dann in das Big Picture einarbeiten. Wie kann ich mir das in der Praxis vorstellen?
Man hat nicht nur das Bild, man hat die Übersicht. Wenn man die Regulierung anklickt, hat man eine Zusammenfassung des Handlungsbedarfs, da gibt es so fünf bis zehn ganz konkrete Bullets mit dem möglichen Handlungsbedarf und eine Detailansicht zu jeder Regulierung. Und ja, wenn es neue Regulierungen gibt, dann werden die im Hintergrund von uns eingearbeitet mit den Relevanzkriterien und die Kunden erhalten dann eine Update-Mail, dass die neue Regulierung im Tool ist, und können dann direkt sehen, wie diese neue Regulierung für sie eingestuft wird.
Wie sehen denn die bisherigen Lösungen aus, damit man die Situation ein bisschen klarer fassen kann, im Vergleich zu dem, was Sie jetzt so machen?
Es gibt sehr viele Newsletter und Ähnliches, die Instituten nicht den gewünschten Mehrwert bieten und sie nur bedingt bei der Bewältigung der Regulierungsflut unterstützen.
Spezifisch auf ein Unternehmen abgestimmte Lösungen sind auch auf dem Markt, allerdings nicht im Rahmen eines digitalen Tools aus einer Hand. Nur so erreicht man einen passenden Report für Kunden, der dann eben auch wirklich massgeschneidert erstellt werden kann.
Wo ist DRM am sinnvollsten?
Im Moment, in der ersten Phase, richtet sich der Inhalt an Banken und Wertpapierhäuser, rein vom betrachteten Bewilligungsstatus her. Es ist aber geplant, dass man das auch mit Inhalten für sonstige Finanzinstitute wie Vermögensverwalter oder auch Versicherungen nutzen wird in der Zukunft. Was die Zielgruppe unter den Banken betrifft: es gibt bei der Finma fünf Aufsichtskategorien nach Grösse abgestuft, die Grossbanken sind Kategorie eins, die kleinsten sind Kategorie fünf. Da sind es sicher die mittleren und kleineren Banken, also die Kategorien drei, vier und fünf.
Sind denn die Verantwortlichen in den Häusern mittlerweile bereit für so eine Strategie, oder ist es nur lästig und wird in Teilen nicht wirklich beachtet? Ich frage vor einem konkreten Hintergrund: In Liechtenstein beispielsweise bei Banken oder Treuhändern hat man gesehen, dass die angekündigte Strategie zwar von sehr vielen umgesetzt wurde, aber von einigen eben doch nicht. Wie erleben Sie das im Markt?
Ich denke, da sind die Schweizer schon bereit. Vorbehaltlos wäre zu viel gesagt, aber das ist sicherlich machbar.
Wie sind Sie denn auf die Idee gekommen, so etwas zu machen?
BDO ist eine Beratungs- und Prüfgesellschaft mit einer breiten Dienstleistungspalette. Wir beraten tagein, tagaus Finanzinstitute und sind nah an deren Bedürfnissen dran.
Sie haben folglich ein Bedürfnis wahrgenommen, dass der Markt so was braucht. Welche operativen Schritte wurden unternommen?
Zunächst erstellten wir massgeschneiderte physische Reports für bestimmte Kunden. Dies haben wir nun digitalisiert und skaliert.
Ist die Seite aufgebaut, wie eine Software, in der ich mich optisch und von der Navigation zu Hause fühle?
Auf unserer Homepage gibt es ein DemoVideo. Gleich an etwas erinnern tut es wahrscheinlich nicht, alles ist im BDODesign gehalten. Es gibt eine Übersichtsseite mit den beiden Matritzen. Eine führt zu Regulierungen, die bereits vor einigen Monaten in Kraft getreten sind, und die zweite zu den Regulierungsprojekten, die jetzt noch kommen.
www.bdo.ch/digital-regulatory-monitoring