IT-Spezialist BI4ALL fasst Fuss im Schweizer Markt
Der portugiesische IT-Dienstleister BI4ALL eröffnete im Herbst 2022 in Baar seine erste Schweizer Niederlassung. Die Leitung des neuen Standorts übernahm Branca Petrovic. In der Schweizer IT-Branche ist die eidgenössisch diplomierte Betriebsökonomin keine Unbekannte. BI4ALL ist spezialisiert auf die Bereiche Analytics, Big Data, Artificial Intelligence, CPM und Software-Engineering und betreut bereits diverse Schweizer Kunden. In der Schweiz sieht das Unternehmen grosses Potenzial.
PRESTIGE Business: Frau Petrovic, herzlichen Glückwunsch zur neuen Herausforderung bei BI4ALL. Die IT-Branche ist nicht gerade bekannt für einen hohen Frauenanteil – insbesondere was Führungspositionen betrifft. Wie ist Ihre Meinung dazu?
Branca Petrovic: Ich glaube, dass sich die Situation hier gerade substanziell ändert und es heute wesentlich mehr Möglichkeiten gibt als noch vor ein paar Jahren. Bei BI4ALL setzen wir uns für eine Kultur der Gleichberechtigung ein, mit der wir Engagement und geleistete Arbeit unabhängig vom Geschlecht belohnen. Wir haben eine sehr menschenorientierte Kultur und wollen allen Mitarbeitenden die gleichen Möglichkeiten für Wachstum und berufliche Entwicklung bieten. Es ist sehr ermutigend zu sehen, dass wir bereits heute so viele weibliche Talente für BI4ALL gewinnen konnten. Wesentliche Grundlage dafür ist, dass wir weibliche Talente von Beginn ihrer Karriere an fördern, zum Beispiel durch unsere Talent Academy. Das ist ein jährliches Programm, das entwickelt wurde, um die Integration junger Hochschulabsolvent*innen in den Arbeitsmarkt zu verbessern und zu beschleunigen, und durch das die Teilnehmer*innen theoretische und praktische Schulungen erhalten. In der Tat pflegen wir bei BI4ALL Chancengleichheit und ein ethisches Arbeitsumfeld, das auf gen. Erfolg und Misserfolg liegen hier sehr nah beieinander. Unzählige Faktoren spielen eine wichtige Rolle, zum Beispiel das Wetter, die mentale Stärke und die eigene körperliche Verfassung. Die Besteigung des Mont Blanc war für mich keine leichte Aufgabe. Sie erforderte eine sorgfältige Vorbereitung und den Willen, immer weiterzumachen – vor allem dann, als es schwierig wurde. Durch meine Bergerfahrungen habe ich Lektionen gelernt, die ich auch in der Geschäftswelt anwenden kann. In den Bergen ist es wichtig, klare Ziele zu definieren und diese in kleinere Etappen zu zerlegen, damit man auf dem Weg zum Gipfel bereits einzelne Fortschritte erkennen kann. Es ist unabdingbar, sich kurzfristige Ziele zu setzen und Zeiträume zum Ausruhen und Auftanken zu finden. So schafft man es zusammen auf den Gipfel, indem man Teilziele anpeilt. Vorbereitung ist die halbe Miete. Hätte ich versucht, den Mont Blanc ohne jegliche Vorbereitung zu besteigen, wäre ich gescheitert. Also musste ich trainieren, um meinen Körper physisch und psychisch auf eine so schwere Aufgabe vorzubereiten. Vertrauen, Respekt, Integrität und Exzellenz beruht.
Sie sind privat begeisterte Alpinistin und waren unter anderem auf dem Mont Blanc. Welchen Einfluss hat Ihr Hobby auf Ihre Karriere?
Die Berge haben mich schon immer fasziniert. Sie sind Orte, an denen man die Welt in ihrer ursprünglichen Form erleben kann. Ich war aber nicht immer begeisterte Alpinistin. Ein sehr guter Freund und Alpinist hat mich dazu inspiriert, die Spitzen unserer Bergwelt zu besteigen. Erfolg und Misserfolg liegen hier sehr nah beieinander. Unzählige Faktoren spielen eine wichtige Rolle, zum Beispiel das Wetter, die mentale Stärke und die eigene körperliche Verfassung. Die Besteigung des Mont Blanc war für mich keine leichte Aufgabe. Sie erforderte eine sorgfältige Vorbereitung und den Willen, immer weiterzumachen – vor allem dann, als es schwierig wurde. Durch meine Bergerfahrungen habe ich Lektionen gelernt, die ich auch in der Geschäftswelt anwenden kann.
In den Bergen ist es wichtig, klare Ziele zu definieren und diese in kleinere Etappen zu zerlegen, damit man auf dem Weg zum Gipfel bereits einzelne Fortschritte erkennen kann. Es ist unabdingbar, sich kurzfristige Ziele zu setzen und Zeiträume zum Ausruhen und Auftanken zu finden. So schafft man es zusammen auf den Gipfel, indem man Teilziele anpeilt.
Vorbereitung ist die halbe Miete. Hätte ich versucht, den Mont Blanc ohne jegliche Vorbereitung zu besteigen, wäre ich gescheitert. Also musste ich trainieren, um meinen Körper physisch und psychisch auf eine so schwere Aufgabe vorzubereiten.
Vorbereitung ist auch der Schlüssel zum geschäftlichen Erfolg. Wir müssen sicherstellen, dass wir auf die Anforderungen des Gegenübers vorbereitet sind und dass wir uns mit der Thematik vertraut machen.
Alles ist machbar mit der richtigen Portion Leidenschaft. Die Begeisterung und Leidenschaft meines guten Freundes war es, die mich am Laufen hielt, auch wenn der Aufstieg schwer war. Die Leidenschaft im Unternehmen ist genauso wichtig. Wenn man sich nicht für sein Unternehmen oder seinen Beruf begeistern kann, wird man in schweren Zeiten mit einer hohen Wahrscheinlichkeit scheitern und aufgeben. Ist man aber mit Leidenschaft dabei, kann man, metaphorisch gesprochen, sogar Berge versetzen – oder diese
zumindest besteigen.
Enjoy the journey – letztendlich ist der Weg genauso wichtig wie das Ziel. Wenn ich es nicht bis zum Gipfel des Mont Blanc geschafft hätte, wäre ich zwar enttäuscht gewesen, aber was ich während meiner Vorbereitung gelernt und gewonnen habe, wäre mir trotzdem geblieben. Genauso verhält es sich mit der Reise im Geschäftsleben.
BI4ALL stammt ursprünglich aus Lissabon. Welche Herausforderungen und Chancen sehen Sie für ein portugiesisches Unternehmen in der Schweiz?
Portugal ist ein begrenzter Markt, daher besteht unser strategischer Plan für die nächsten fünf Jahre darin, stark ausserhalb des Heimatmarktes zu investieren – so wie wir das bereits seit September 2022 in der Schweiz machen. Gegenwärtig kommen bereits mehr als 57 Prozent des Umsatzes von ausserhalb. Und wir erwarten, dass wir in den nächsten fünf Jahren 85 bis 90 Prozent erreichen werden. Durch die internationalen Herausforderungen und die Erfahrungen auf den dynamischsten Märkten der Welt können wir sowohl ein solides Wachstum unserer Geschäftstätigkeit sicherstellen als auch unseren Mitarbeitenden die Möglichkeit bieten, ihr Know-how zu schärfen und anzuwenden. In den nächsten Jahren wollen wir unsere Stärken weiter ausbauen, immer mit dem Ziel vor Augen, unsere Kunden auf nationaler und internationaler Ebene weiterzuentwickeln und
zu fördern.
Ihr neuer Arbeitgeber hat sich auf das Thema «Turning Data into Insights» spezialisiert. Was bedeutet das genau und wie sehen Sie das Potenzial dafür in der Schweiz?
Wir unterstützen Unternehmen im Prozess der digitalen Transformation und Datenstrategie und verfügen über exzellente Kompetenzen in der Beratung in den Bereichen Data Analytics, Big Data, Artificial Intelligence, CPM und Software-Engineering. Oder in anderen Worten: Wir wandeln Daten in Erkenntnisse um und helfen Unternehmen dabei, agiler, flexibler und dynamischer zu werden, das Unvorhersehbare zu antizipieren und sich schnell an Marktveränderungen anzupassen, um dadurch besser auf die Zukunft vorbereitet
zu sein.
BI4ALL wird auch in der Schweiz im Bereich Data Analytics zu den Besten gehören und den Markt prägen. Wir bieten unsere Dienstleistungen im analytischen Spektrum schon längere Zeit sowohl national als auch international an. Das Potenzial in der Schweiz ist vergleichbar mit anderen Ländern. Praktisch jedes Schweizer Unternehmen besitzt heute mehr Daten als noch vor ein paar Jahren. Aber die wenigsten sind in der Lage, diese Daten richtig zu nutzen, daraus Insights zu generieren und somit am Ende zum Beispiel neue Dienstleistungen oder Produkte auf den Markt zu bringen oder in der gesamten Value Chain effizienter und kostengünstiger zu werden.
Datenanalyse und KI-Lösungen sind in einem wettbewerbsintensiven und instabilen Umfeld wie dem unseren, in dem die Digitalisierung immer mehr an Boden gewinnt, keine Option mehr, sondern ein Muss. Die Zukunft wird weiterhin von disruptiven und nachhaltigen Technologielösungen bestimmt, die den Unternehmen Optimierung, Effizienz und Skalierbarkeit bringen. Die Gewinnung der genauesten Erkenntnisse aus den riesigen verfügbaren Datenmengen bringt einen grösseren Wettbewerbsvorteil ein.
Was müssen Schweizer Unternehmen beachten, wenn Sie das Thema «Insights aus Daten generieren» fundiert angehen wollen?
Schweizer Unternehmen besitzen, wie erwähnt, mehr Daten als je zuvor. Daten allein sind aber noch keine ausreichenden Informationen. Und blosse Informationen sind noch keine nützlichen Erkenntnisse. Mithilfe von Technologien wie Datenanalyse, künstlicher Intelligenz (KI) und maschinellem Lernen (ML) können wir diese Big-Data-Umgebung, mit der Unternehmen weltweit heute konfrontiert sind, in verwertbare Erkenntnisse umwandeln, die ihnen helfen, bessere Entscheidungen zu treffen. Eine vollständige Kontrolle der verfügbaren Informationen in Verbindung mit der analytischen Datenverwaltung birgt immenses Potenzial, das dabei helfen kann, den besten Weg für eine Strategie zu wählen.
Kurz gesagt: Datengesteuerte Unternehmen haben eine solide Grundlage für ihre Entscheidungen, statt von Annahmen auszugehen. Sie organisieren ihre Prozesse, Strategien und Metriken auf der Grundlage von Daten. Dies bringt eine Kultur der kontinuierlichen Nutzung von Daten mit sich. Solche Analysen sind auf allen Ebenen des Unternehmens spürbar, von der Ausführung der täglichen Aufgaben bis zum Verhalten der Mitarbeiter.
Welche «Success Stories» dürfen Sie preisgeben?
Wir hatten kürzlich einige Anwendungsfälle im Zusammenhang mit dem Supply- Chain-Management veröffentlicht, mit besonderem Schwerpunkt auf die Pharmaindustrie. In partnerschaftlicher Zusammenarbeit stellten wir uns gemeinsam mit einem langjährigen Kunden der Herausforderung, wie die vorhandenen Datenstrukturen genutzt werden können, um neue Wertströme für das Unternehmen zu schaffen. Am Ende ergaben sich
drei Fragen:
- Kann das Unternehmen die Zahl der Auftragsrückstände in seiner Lieferkette verringern?
- Kann das Unternehmen Überbestände in seinen Lagern verhindern?
- Kann das Unternehmen Überbestände in den Lagern seiner Kunden verhindern?
Anhand der vorhandenen Daten zu den wichtigsten Bereichen – Vertrieb, Logistik und Lagerhaltung – begannen wir mit der Untersuchung von Nachfragemustern und der Erstellung einer zuverlässigen Absatzprognose. Dies wurde durch die Anwendung verschiedener Machine- Learning-Algorithmen für die verschiedenen
Produktkategorien erreicht.
Mit Blick auf die Umsatzprognose war es notwendig, sich mit den Bestandsdaten zu befassen. Mithilfe der vorhandenen Daten zu den Beständen, den Lagerbewegungen, der Haltbarkeitsdauer der einzelnen Produkte und der zuvor erstellten Umsatzprognose konnten wir eine zuverlässige Vorhersage über die Wahrscheinlichkeit eines Lagerausfalls in einem bestimmten Lager in den kommenden Wochen treffen.
Unter Berücksichtigung dieses letzten Schrittes und unter Verwendung des logistischen Teils der Daten konnten wir eine Lösung entwickeln, die den Lagerverwaltungsteams neue Bestellvorschläge unterbreitet, die darauf abzielen, die wahrscheinlich auftretenden Fehlbestände zu decken. Innerhalb weniger Monate konnten die Fehlbestände um 30 bis 50 Prozent reduziert werden.
Auf der Grundlage der bestehenden Lösung für die Lagerverwaltung halfen wir unserem Kunden, dieses Modell und seine Logik auf seine eigenen Kunden auszuweiten. Da die Lagerbestände jedes einzelnen Kunden bekannt sind, kann jeder Kunde als ein weiteres Lager betrachtet werden, in dem Fehlbestände vermieden werden müssen.
In der Folge können den Endkunden neue Aufträge vorgeschlagen werden, sodass sie von der Effizienz der Lieferkette des Unternehmens profitieren, was am Ende die Erfahrung der Endkunden erheblich verbessert. Die Anwendung dieser Lösung ermöglichte eine Reduzierung der Auftragsrückstände um ganze 50 Prozent.
Welche grossen Trends werden uns in diesem Bereich in den nächsten Jahren beschäftigen?
Die digitale Transformation ist allgegenwärtig. Immer mehr traditionelle Unternehmen durchlaufen die digitale Transformation und generieren dadurch mehr Daten als je zuvor. Somit entstehen neue Unternehmen, die stark von Daten getrieben sind. Dies wiederum erzeugt mehr Daten, als die Unternehmen verwerten können. Aber wie gesagt: Daten allein bedeuten nicht gleich Erkenntnisse. Man benötigt dazu noch das richtige Unternehmen, das den Kunden hilft, Daten in brauchbare Insights zu verwandeln.
Automatisierung, künstliche Intelligenz und die Cloud werden auf absehbare Zeit weiterhin Themen auf der Agenda von Manager*innen sein. Heutzutage müssen Unternehmen eine digitale Strategie verfolgen, die ihnen die Nähe zu ihren Kunden und Lieferanten sichert und es ihnen gleichzeitig ermöglicht, die Umsätze zu steigern, Kosten zu senken, Verkäufe besser vorherzusagen und alle Prozesse zu straffen und zu optimieren, um produktiv, profitabel und effizient zu bleiben.
Des Weiteren werden 2023 auch Schlagworte wie Metaverse und Superapps nicht weniger zu lesen sein. Das Metaverse ist für Marken ein neuer Kanal voller Potenzial, um mit Verbrauchern in Kontakt zu treten. Superapps vereinen die Funktionen einer App, einer Plattform und eines Ökosystems in einer einzigen Software. Es wird prognostiziert, dass bis 2027 mehr als 50 Prozent der Weltbevölkerung täglich mehrere Superapps aktiv nutzen werden. Zu arbeiten, Kontakte zu knüpfen und zusammenzuarbeiten verspricht in dieser digitalen Umgebung neue Möglichkeiten für Unternehmen. Zusätzlich sorgen autoregressive Sprachmodelle wie ChatGPT von OpenAI für sehr viel Aufsehen.
Die Zukunft birgt jedoch auch Überraschungen. Nicht alles können und sollten wir bereits heute vorhersagen. Hätte ich bereits vor der Besteigung des Mont Blanc gewusst, was mich auf dem Weg auf den Gipfel alles erwartet, wäre es nur halb so spannend und eindrücklich gewesen. Geniessen wir die Reise und schauen wir, wohin sie uns führt!
ZUR PERSON
Branca Petrovic, Country Managerin BI4ALL. Die gebürtige Solothurnerin und Eidg. Dipl. Betriebsökonomin sammelte erste Berufserfahrungen bei OneTel, Tiscali und Starticket, gefolgt von Führungspositionen bei ESL Education zwischen 2005-2013. Anschliessend war sie Geschäftsführerin bei Pro Linguis und Head of Business Development bei Qnective – einem führenden Unternehmen im Bereich hochsicheren Verschlüsselungsmechanismen. Seit September 2022 ist sie beim Big Data Analytics Consulting Unternehmen
BI4ALL Switzerland.