Hans Rudolf Hecht, bisher Kassier und seit rund einem Vierteljahrhundert im Vorstand in der IGG tätig, absolvierte zunächst eine kaufmännische Lehre als Spediteur und schloss nach dem Begabtenabitur in München das Studium mit dem Diplom-Volkswirt ab. Er hat sich auf die Bewertung von Immobilien spezialisiert, ist seit 2010 Eigentümer der Hecht IMMO Consult AG, Präsident der Prüfungskommission Immobilienbewerter der SFPKIW sowie Präsident KMU-Netzwerk für eine zukunftsgerichtete Umwelt-, Energie- und Wirtschaftspolitik (O€CO).
Im Gespräch mit dem GESCHÄFTSFÜHRER spricht Hans Rudolf Hecht über die Entwicklung des Gundeldingerquartiers, welches sich seit einigen Jahren in einem starken baulichen und gesellschaftlichen Wandel befindet, und über die Aufgaben der IGG, die sich mit ihren momentan rund 250 Mitgliedern dabei nicht nur für die Belange der Ladengeschäfte, Gewerbe- und Dienstleistungsbetriebe im Quartier, sondern für die Interessen des gesamten Stadtteils und seiner Bewohnerschaft einsetzt.
GESCHÄFTSFÜHRER: Stabwechsel in der Führung der IGG – was wird sich ändern?
Hans Rudolf Hecht: Als Andrea Tarnutzer 2008 Präsident der IGG wurde, fand so etwas wie ein Generationenwechsel statt, und der Vorstand begann, sich als Gesamtteam zu verstehen und auch dementsprechend zu arbeiten. Der Präsident fungierte fortan als «primus inter pares», was sich sehr bewährt hat. Ich führe das lediglich weiter.
Das Gundeli befindet sich in einem rasanten Entwicklungsprozess, es gibt viele positive Entwicklungen, aber natürlich auch Problemfelder, welche wir auch schon an dieser Stelle beleuchtet haben – in welchen Handlungsfeldern setzen Sie Schwerpunkte?
Die IGG ist in erster Linie die Interessenvertretung des Gewerbes im Gundeli und setzt sich dementsprechend für die Anliegen ihrer Mitglieder ein. Naturgemäss gehören dazu Themen wie Rahmenbedingungen für das Gewerbe, die KMU und Geschäfte, aber selbstverständlich engagiert sich die IGG auch zum Beispiel im Rahmen der Quartierkoordination mit der Gesamtentwicklung des Gundelis. Offenbar fällt dieses Engagement auf fruchtbaren Boden und wird anerkannt, denn seit 2008 registriert die IGG einen Mitgliederzuwachs von rund 40 Prozent – und wir wachsen immer noch! Die IGG fungiert vor allem auch als Netzwerk-Institution, welche an verschiedenen Anlässen ihre Mitglieder zusammenbringt, geschäftliche und persönliche Beziehungen damit fördert und generell als Plattform für die verschiedenen Bedürfnisse des Gewerbes, aber auch allen am Gundeli Interessierten dient.
Das sogenannte Gundeldinger Manifest (entweder sogenannt oder anführen) beklagte vor vier Jahren, dass sich das Gundeli von der Regierung und der Verwaltung vernachlässigt fühle – wie beurteilen Sie die Situation heute?
Ich kann natürlich nur für die IGG sprechen. Grundsätzlich erachte ich die Entwicklung im Gundeli als positiv. Das Gundeli ist zum Beispiel immer beliebter als Wohnort, dies nicht zuletzt auch dank vieler Geschäfte, welche ein breites Waren- und Dienstleistungsangebot für die Bewohner bereithalten. Es wird verdichtet gebaut – Stichwort Meret-Oppenheim-Hochhaus mit 150 Wohnungen, 10‘000 m2 Büro- und 2‘000 m2 Verkaufsfläche –, auch die Entwicklung auf dem Dreispitz schreitet voran, und im Bereich Bahnhofs-Passarelle ist von den SBB mit der geplanten Unterführung der Handlungsbedarf erkannt worden. Abzuwarten ist hingegen die Entwicklung im Verkehrsbereich, nachdem die Regierung nun die Arbeiten am Konzept Verkehrsberuhigung Gundeldingen sistiert hat.
… also mehr oder weniger alles eitel Sonnenschein?
Nein, aber wir wollen ja nicht immer nur jammern, sondern auch das Positive in der Quartierentwicklung herausstreichen. So ist vielen nicht bewusst, dass das Gundeli über mehrere Parkhäuser im Bereich der Güterstrasse oder auf dem Dreispitz verfügt. Das ermöglicht zum Beispiel die Nutzung der Haupteinkaufsachse Güterstrasse auch als Flaniermeile, wobei die ursprüngliche Idee eines Boulevards selbst vom Baudepartement mittlerweile als gescheitert betrachtet wird. Dies ist nicht erstaunlich, denn ein Boulevard lebt ja davon, dass er belebt ist, was angesichts der hohen Allmendgebühren allerdings stark beeinträchtigt wird. Es ist nicht nachzuvollziehen, dass die Verwaltung im Gundeli die gleich hohen Allmendgebühren wie in der Innenstadt, wo die Ladenmieten vier- bis zehnmal so hoch pro Quadratmeter liegen, erhebt. Dies erschwert oder verunmöglicht es Cafés und Restaurants oder anderen Dienstleistern, das breite Trottoir zu beleben, was wirklich schade ist, denn das Angebot wäre gross, vielfältig und qualitativ hochstehend. Unsere Forderung lautet deshalb: Anpassung der Allmendgebühren an die quartiergängigen Ladenmieten, dies würde auch zu einer Belebung der Neben- und Querverbindungsstrassen führen, die im grösstenteils quadratisch angelegten Gundeli eine wichtige Aufgabe haben.
Wo möchte die IGG in nächster Zeit den Hebel sonst noch ansetzen?
Mir schwebt eine Kampagne vor, in der vor allem die Güterstrasse und das Dreispitz als eine Art grosses Einkaufszentrum positioniert werden. Hier gibt es eigentlich alles für den täglichen Bedarf und darüber hinaus. Kurze Wege, breites Waren- und Dienstleistungsangebot, Gastronomie und weitere Attraktionen wie zum Beispiel ein Flohmarkt, aber auch Treffpunkte für verschiedenste gesellschaftliche Aktivitäten – dies alles ist in diesem grossen und lebendigen Quartier möglich und machbar. Die IGG versteht sich jedenfalls in diesem Kontext auch ein bisschen als «Anschieber».
Weitere Informationen:
Interessengemeinschaft Gewerbe Gundeldingen Bruderholz Dreispitz (IGG)
CH-4053 Basel
Tel.: 061 273 51 10
Fax : 061 273 51 11
E-Mail: [email protected]
Homepage: www.igg-gundeli.ch